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Montag, 27. August 2012

Klout Score oder wer hat den größten ...

... Einfluss in Social Media

All das Vernetzen, Teilen, Diskutieren und oft genug Geschwafel in Social Media und am Ende des Tages hat man dem Chef oder potenziellen Auftraggebern nichts vorzuweisen? Von wegen. Da werden die Twitter-Follower, Facebook-Freunde bzw. -Fans und Google+-Einkreiser rausgekramt und mit dem vorherigen Stand sowie denen von anderen verglichen. Da wird geguckt, wie oft retweetet, geliked und geteilt wurde und über wen und was in Social Media gesprochen wird.

Das ist viel zu mühlselig für den schnellen Überblick, wie einflussreich jemand in Social Media ist, sagten sich die Gründer der Klout Inc. aus Kalifornien: Wir rühren all diese Informationen zusammen, setzen einen Algorithmus dran und der spuckt dann den Klout-Wert (Klout Score) aus. Am Ende des Tages kann sich der Klout-Nutzer sagen: Wow, er ist wieder gewachsen - ich muss toll sein. Auf der anderen Seite wird denen, die nach Influencern - Leuten, deren Äußerungen von vielen beachtet werden - suchen, die Suche erleichtert.

Eva Schumann bei Klout
Den größten hat übrigens Barack Obama (Klout Score 99 von maximal 100) und auch Justin Bieber ist Klout-mäßig gut bestückt mit 92.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Dadurch, dass allen Social-Media-Nutzern ein immer wieder neu berechneter Klout-Wert zugeordnet wird und sie kategorisiert werden (Klout Style - siehe weiter unten), sind sie von Unternehmen bzw. deren Marketing-Abteilungen/-Agenturen für ihr Marketing prima nutzbar.

Klout Inc. ist also ein weiteres US-amerikanisches Internet-Unternehmen, das mit einem intransparenten Algorithmus arbeitet und sich über das Internet ausbreitet wie ein ansteckender Ausschlag. Das Unternehmen wurde 2007 von Joe Fernandez (CEO) und Binh Tran gegründet. Eigenen Angaben zufolge wurden bereits über 100 Millionen Profile erstellt (Quelle Wikipedia English) - nicht nur von freiwillig registrierten Klout-Mitgliedern, sondern auch von Menschen in deren Netzwerken.

Kritik an Klout

Gerade dieses Daten-Staubsaugen und Klout-Score-Generieren von Nicht-Mitgliedern ist den Kritikern ein Dorn im Auge. Des Weiteren wird die tatsächliche Aussagekraft des Klout Scores hinsichtlich Einfluss und damit Reputation bezweifelt - nicht zuletzt wegen seiner Manipulierbarkeit (Stichworte: Twitter-Spam, gekaufte Facebook-Freunde etc.) und der fehlenden Berücksichtigung von Qualitätskriterien (Motto: "Masse statt Klasse"). Dazu kommt, dass der Klout Score das Leben und den Einfluss außerhalb von Social Media bzw. außerhalb der Main-Stream-Social-Media-Plattformen nicht berücksichtigt (was ist mit den Foren, die im IT-/Mobilbereich immer noch eine Bedeutung haben u. ä.). Noch ein weiterer Kritikpunkt ist der, dass die Reputation von Social-Media-Teilnehmern von einem kommerziellen Unternehmen bewertet wird - eine ähnliche Konstellation bereitet ja bereits genug Diskussionsstoff bei den Ratingagenturen und der SCHUFA. Seine Mitbewerber in der Reputationsmessung wie beispielsweise den PeerIndex hat der Klout Score schon weitgehend ausgestochen.

Guter Klout Score wird belohnt

Der Klout Score weckt andererseits Spieltrieb und Ehrgeiz und den erfolgreichsten winken Goodies (genannt "Klout Perks") - das sind mal Gutscheine, mal Kosmetika, mal eine Testfahrt mit einem neuen Automodell oder Freiflüge für eine neue Flugverbindung etc. Viele der bekannten Social-Media-Hengste (Top-Influencer - ja, ich bin nur neidisch) lieben den Klout Score.

Und wie kommt Klout an all die Daten?

Die Plattform verbindet sich mit Einwilligung des Klout-Nutzers mit seinen verschiedenen Social-Media-Acounts und liest da offensichtlich aus, was er braucht - und ich fürchte, am Ende des Tages weiß Klout so viel über uns, wie all die einzelnen Social-Media-Plattformen zusammen. Clever. Beängstigend!

Was der Klout Score berücksichtigt

Facebook: Mitteilungen, Erwähnungen, Likes, Kommentare, Freunde etc.
Twitter: Retweets, Erwähnungen, Listen-Mitgliedschaft, Follower, Antworten
Google+: Kommentare, +1s, Teilen ("Reshares")
Klout: +K, die man von anderen erhält.

Weitere Social-Media-Plattformen, die für die Klout-Score-Berechnung berücksichtigt werden: LinkedIn (da sieht man, dass der Klout-Wert auf den amerikanischen Markt zugeschnitten ist, denn bei uns hätte wohl XING die größere Bedeutung), foursquare, Wikipedia - alles nachzulesen bei Klout.com.

Klout Style

Klout Style ist kein neues Modemagazin, sondern kategorisiert die Klout-Nutzer. Da gibt es die Kategorien Celebrity, Broadcaster, Observer, Explorer, Networker, Specialist, Socializer und viele andere mehr. Google ist beispielsweise mit einem Klout von 94 bewertet und wird als Celebrity eingestuft. Zur Celebrity-Kategorie heißt es (frei übersetzt): "Sie haben die maximale Einfluss-Stufe erreicht. Die Menschen lauschen jedem Ihrer Worte und teilen Ihre Inhalte wie keine anderen. Wahrscheinlich sind sie im wirklichen Leben berühmt und Ihre Fans können von Ihnen einfach nicht genug bekommen." Na, wenn das nicht wahr ist. (Aber übrigens, es gibt da das kleine Dorf in Gallien, die finden das nicht gut ... -> Google's Quasimonopolstellung).

Nachtrag:
Und kaum hatte man sich dran gewöhnt, wurde der Klout Style und ein paar andere Einblicke leider - als "Networker" kategorisiert zu werden, hatte mir gefallen - wieder abgeschafft. Statt dessen werden einem "Klout Moments" gezeigt. Klout Moments sind die letzten Interaktionen mit anderen auf ausgewählten Social-Media-Plattformen.

Klout Score als Eintrittskarte

Laut einem Artikel in WIRED vom April 2012 kann der Klout Score - je nach Beruf und angestrebter Position - durchaus ausschlaggebend sein, wer von mehreren Bewerbern den Zuschlag für den Job bekommt und wer nicht. Außerdem hätten Personen mit einem höheren Klout Score bessere Dienstleistungen oder Hotelzimmer bekommen - wohl in der Hoffnung, dass diese Influencer dann später über positive Erfahrungen in Social Media berichten. Laut den Frequently Asked Questions (FAQ) auf der Klout-Site, nutzen 3.000 Anwendungen und Partner Klout-Daten, um Klout-Werte darzustellen und Influencer mit einem bestimmten Klout-Wert zu einem bestimmten Thema, Lokalität o. ä. zu finden.

Klout Geschäftsmodell

Wenn ich das Geschäftsmodell von Klout richtig verstehe - denn mit irgendetwas müssen sie ja schließlich Geld verdienen - dann ermöglicht Klout Unternehmen "Klout-Perks-Aktionen" durchzuführen, bei denen eine Marke und die optimalen Influencer zusammengebracht werden. Diese optimalen Influencer erhalten dann Klout Perks und können über ihre Erfahrungen mit dem jeweiligen Produkt berichten - müssen aber nicht. Andererseits sagt Klout, dass sie die Identitäten der Influencer gegenüber Werbetreibenden nicht offenlegen und auch keine Daten verkaufen würden. Also fungiert Klout als Mittelsmann zwischen Unternehmen/Marke und Influencer bei der Klout-Perks-Vermittlung.

Führt ein Weg an Klout vorbei?

Ich habe lange Zeit versucht, mich aus dem Klout-Gedönse rauszuhalten. Aber es kamen ständig E-Mail-Einladungen, bis ich es aufgegeben habe. Ich oute mich: Ich bin dabei - aber ohne mich groß zu engagieren. Und ja: Ich hab nichts dagegen, wenn mir jemand ein +K gibt. Ich will auch einen großen haben - ist wohl dieser Neid, von dem schon Sigmund Freud sprach ;-). http://klout.com/#/eva4tinto

Sonntag, 3. Juni 2012

Monopolstellung + Richtlinien = Macht

Monopolstellungen und Richtlinien von Mega-Unternehmen sollten unter die Lupe genommen werden, denn Quasi-Monopolisten wie Google (mit einem Marktanteil von 96 %) können ihre Richtlinien wie Gesetze durchdrücken und behindern damit den freien Wettbewerb.

Google's Monopolstellung verleiht zu viel MachtUm es gleich vorwegzunehmen:
Ich führe keinen Feldzug gegen Google. Google ist eine tolle Firma, die sich durch innovative Ideen, geschicktes Vorgehen und gute Produkte einen Platz als Marktführer in der Suche erobert hat. Die, die schneller auf Veränderungen in der Welt reagieren müssten, sind Politiker, Gesetzgeber, Kartellwächter und ähnliche. Sie müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen setzen, damit nicht am Ende die Welt den Megaunternehmen gehört und diese ihre eigenen Richtlinien zu Gesetzen machen können. Ach, ich vergass: Das ist doch, was bereits passiert!

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Die meisten Internetnutzer wollen Geld sparen und Informationen ohne monetäre Bezahlung nutzen und es ist ja auch toll, dass das Internet Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten unabhängig vom Einkommen bietet. Aber irgendwie müssen auch Publisher ("Veröffentlicher im Internet" - also Betreiber von Informations-, Schulungs-, und Themen-Webseiten/-Blogs) überleben. Also finanzieren sie ihre Webseiten und Blogs über Werbung auf ihren Seiten - oder zumindest versuchen sie es. Dazu setzen sie Werbung ihrer Werbepartner auf die Webseite. Dies sind überwiegend keine herkömmlichen Werbebanner oder Werbetexte mit einem Link zum Angebot des Werbenden, wie man dies direkt mit einem Werbekunden vereinbaren könnte, sondern der Publisher platziert einen Code in den Quellcode seines Blogs oder seiner Homepage, den er von den Werbepartnerprogrammen (Google Adsense, Amazon Partnerprogramm, Affiliate-Plattformen etc.) erhält.

Doch dieser Code ist eben nicht nur ein einfacher Link, sondern ermöglicht es diesen Unternehmen, die Seiten des Publishers und seine Besucher zu tracken - also Daten zu sammeln, Profile zu erstellen und so z. B. personalisierte Werbung (z. B. über Google Adwords) seinen werbetreibenden Kunden anzubieten und (z. B. über Google Adsense) einzublenden. Wer einmal sehen möchte, wer alles mitliest, wenn er/sie eine Webseite besucht, sollte Ghostery (alle Quellen unten) ausprobieren. Denn da sind ja auch noch Twitter, Facebook, Google+ und Co., deren Knöpfe über ähnliche Codes in Webseiten und Blogs eingebaut werden und die genauso tracken.

Die Richtlinien von Google verbieten das Setzen von Links aus bezahlter Werbung auf die Webseite des Werbenden, wenn diese Links nicht im Code mit "nofollow" gekennzeichnet werden - doch das möchten die direkten Werbekunden nicht: Sie wollen den Werbeeffekt plus die Backlinkwirkung von einer guten Seite, dafür sind sie bereit zu zahlen. Google aber droht Publishern und Werbern bei Zuwiderhandlung gegen ihre Richtlinien mit Abstrafung und Unsichtbarkeit in der Google Suche (also im äußersten Fall mit Existenzvernichtung, denn wer in der Google-Suche fehlt, ist praktisch nicht existent). Und nun ruft Google auch noch zur gegenseitigen Denunziation auf.

Als Grund für diese Paid-Links-Richtlinie von Google wird die Verhinderung von Spamming angegeben (in diesem Zusammenhang meint Spamming das Nachvornedrücken von Webseiten in den Trefferlisten der Suchmaschine durch viele gekaufte Links oder Links von eigens dazu generierten Linkschleudern). Ehrlich gesagt, glaube ich diesen Grund nicht mehr, denn Google sollte längst in der Lage sein, schlechte Links von unbrauchbaren Seiten ("Linkfarmen") herauszufiltern und diese entsprechend nicht als "Linkjuice" zu werten (das lernt man doch schon im Internet bei Udacity und Coursera).

Ich habe den Verdacht, Google will seine Monopolstellung ausnutzen, um selbst das Eingangstor zu Werbevereinbarungen zu bleiben/werden und Publisher zur Nutzung von Google Adsense zu manipulieren - denn wenn Publisher mit Google Adsense zusammenarbeiten, anstatt direkt mit Werbekunden Vereinbarungen zu treffen, macht Google dabei seinen Schnitt.

Dabei würde ein verantwortungsvoller Publisher doch nur Werbekunden akzeptieren, die er selbst gut und zu seinen Inhalten passend findet (was den Dofollow-Link rechtfertigt), während er bei Google Adsense weniger bzw. nur komplizierte oder nachträgliche Kontrollmöglichkeiten hat und sich oft genug über die eingeblendete Werbung die Haare rauft. Und natürlich würde ein verantwortungsbewusster Publisher Werbung aus Verbraucherschutz- und Transparenzgründen als solche kennzeichnen - wie es in Deutschland ja auch gesetzlich vorgeschrieben ist.

Durch den Druck jedoch, den Google durch seine Monopolstellung und seine Richtlinien auf Publisher ausübt, treibt das Unternehmen vermutlich etliche Publisher dazu, Werbetexte mit Do-Followlinks nicht als solche zu deklarieren - zum Nachteil des Verbrauchers, der einen Anspruch auf Transparenz hat.

Witzigerweise fand t3n Anfang des Jahres Hinweise, dass Google selbst seine Richtlinien bei Werbung für seinen Chrome Browser missachtete und Werbelinks nicht als Nofollow-Links ausgewiesen wurden. Doch ich finde das eigentlich irrelevant, denn meiner Meinung nach gehört diese Richtlinie grundsätzlich verboten.

Google's Quasimonopolstellung und seine Richtlinien sollten endlich rechtlich unter die Lupe genommen werden und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Denn solche Richtlinien und Strafandrohungen eines Unternehmens mit einer dominanten Marktstellung behindern den freien Wettbewerb und schwächen Publisher.

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Quellen und weiterführende Informationen


Freitag, 25. Mai 2012

Google's quasi-totalitäre Herrschaft

Matt Cutts ("I am the head of the webspam team at Google") fordert dazu auf, Webspam von Mitbewerbern zu melden. Da frage ich mich schon: Ist das ein Aufruf eines (welt-)marktbeherrschenden Megakonzerns an seine "Bürger" zur Denunziation anderer "Bürger"? Und an was erinnert mich das? Jedenfalls nicht an Demokratie!

Google hat eine Vormachtstellung im Suchmarkt: Laut W&V hat die Google-Suchmaschine in Deutschland einen Marktanteil von 96 %. Die Google-Suche bestimmt im Grunde, wer sichtbar ist im Internet - zumindest für die Internetnutzer, die mit einer Suchmaschine recherchieren.

Was in den Suchergebnissen gezeigt wird, hängt vom Google-eigenen Suchalgorithmus ab, den Google ständig zu verbessern sucht - angeblich nur im Sinne des Nutzers, aber die seit neuestem beobachtete Bevorzugung großer Marken könnte auch andere Interessen vermuten lassen. Jedenfalls: Auch nach gefühlten 1.000 Panda- und seit neuestem auch Penguin-Updates des Google-Algorithmus ist Google mit den Suchergebnissen auf den vorderen Plätzen nicht zufrieden. Und als Publisher und Nutzer muss ich sagen: Ja, ich auch nicht - es sind bei manchen Suchbegriffen immer noch Seiten mit kaum brauchbarem Content auf den vorderen Plätzen.

Google unterstellt nun, dass daran unlautere Suchmaschinen-Optimierungs-Methoden ("Black Hat SEO") Schuld seien, mit denen der Google-Algorithmus ausgetrickst würde. Matt Cutts, der Kopf der Google-Spam-Brigade, ruft jetzt dazu auf, Mitbewerber, die unlautere Webspam-Techniken nutzen, an Google zu melden und öffnet damit meiner Meinung nach Denunziantentum Tür und Tor. Denn was unter unlauteren Webspam-Techniken zu verstehen ist, definiert natürlich Google selbst und nicht etwa Verbraucherschutzgesetze irgendeines Landes.

Google - die ungeteilte Macht

In unserer Demokratie gibt es aus guten Gründen eine Gewaltenteilung, die die Staatsgewalt auf verschiedene Staatsorgane - Gesetzgebung (Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) - verteilt, um die Macht zu begrenzen (von der vierten Gewalt, der Presse, ganz zu schweigen). Doch im Internet liegt die Macht ganz allein beim Quasi-Monopolisten. Was den Suchmarkt anbetrifft, ist das Google (zu dem übrigens auch YouTube gehört), was Social Media anbetrifft, vor allem Facebook - wobei Google ja über sein Suchmaschinen-Monopol und durch die Verknüpfung der Suche mit anderen Google-Diensten Publisher faktisch zu Google+ zwingt. In ihren Bereichen herrschen die Internetgiganten quasi totalitär - sie machen die Gesetze, verfolgen (bzw. lassen denunzieren) und bestrafen. Bei Zuwiderhandlung bzw. einer Denunziation ist die Existenz, sofern sie auf der Sichtbarkeit im Internet basierte, dahin.

Ach ja - kleine persönliche Anmerkung: Und da wundert sich Google, dass ich als tinto-Publisher nicht ausschließlich Google Adsense Werbung auf meine werbefinanzierten Webseiten und Blogs platziere und nicht noch weitere Google-Tools nutze (solche die offenlegen, wo ich wie viel verdiene), und mich noch abhängiger von Google bzw. mich vollkommen transparent mache? (Dass sie sich wundern, schließe ich aus den E-Mails, die ich immer wieder bekomme: Dass ich mein Adsense-Potenzial nicht ausschöpfe und dass ich doch dieses tolle neue Vergleichstool nutzen könnte - hab vergessen, wie es heißt).

Die Abhängigheit von Google sieht man in dieser Grafik (statistische Auswertung der Besucherquellen für tinto.de und -Projekte (Verbraucherthemen-Mix: Garten, Geld, Gesundheit, Job, Selbstverwirklichung etc.) von Ende April bis Ende Mai 2012).


Die Grafik wurde erstellt mit infogr.am

Macht Google das Internet kaputt?

Ich mag Google und ich mag Facebook - da stecken tolle Ideen und Programmierer dahinter. Ich wünschte, ich hätte solche Visionen. Aber beide Unternehmen wurden zu groß und mächtig - was man eigentlich nicht den Unternehmen vorwerfen kann, denn warum sollten sie nicht wachsen wollen? "The sky is the limit" hatte vor 15 Jahren jeder zweite als Motto in seinen Profilen bei Foren, in Messengern, Chatrooms und bei AOL stehen.

Aber speziell im Falle des Aufrufs von Google zur Denunziation fürchte ich, dass Google Unternehmen und User aus dem nicht-proprietären Internet vertreibt - direkt in die Hände des anderen Datenkraken Facebook (der natürlich nicht weniger totalitär in seinem geschlossenen Reich herrscht)!

Die einzige Möglichkeit für uns Publisher (aber auch Nutzer), eine gewisse Freiheit zu bewahren, sehe ich darin, dass sich Blog- und Webseitenbetreiber gegenseitig stärken. Ideen dazu, Meinungen und Visionen dürfen gerne in den Kommentaren gepostet werden, genauso auch Ideen, ob und wie nationale und internationale Politik die Macht der Megakonzerne einschränken sollte.

Quellen und weitere Informationen
Danke an Eric Kubitz für seine SEO-Woche: News aus der Content Marketing-Maschine, die mich auf diesen Aufruf von Google's Webspam-Chef Matt Cutts aufmerksam gemacht hat.

Donnerstag, 5. April 2012

Social Media -
wie fängt eine Firma damit an?

Dieser Artikel stammt vom 11.05.2011 und wurde aktualisiert. Er gibt einen Einblick für Neueinsteiger. Eine ausführlichere Fassung finden Sie bei akademie.de: Social Media für Unternehmen: Einsteigen nach Plan
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Social Media - VG-Wort-Pixel
Kommunikation pflegen wie einen Garten
Text und Kommunikation - evaschumann.biz
Mit dem Thema Social Media muss sich heutzutage jede Firma auseinandersetzen - selbst wenn sie nicht mit eigenen Profilen (Accounts)/Markenseiten (Fan-Pages) aktiv werden möchte. In jedem Fall sollte man wissen, was in Social Media über das Unternehmen geschrieben wird, und es muss festgelegt werden, wie die eigenen Mitarbeiter in Social Media über die Firma kommunizieren dürfen (Social-Media-Richtlinie).


Social Media - wie geht man vor?

Zunächst wird ein Social-Media-Beauftragter bestimmt bzw. ein Social-Media-Team zusammengestellt. Diese Personen(en) sollte(n)
  • bereits über Erfahrung mit Social Media verfügen oder
  • diese während eines definierten Zeitraums sammeln -  unterstützt von entsprechenden Schulungen, Fachbüchern/Fachpublikationen und Fachleuten.
  • Alternativ stellen Sie einen Social-Media-Manager ein oder 
  • vergeben die Aktivitäten komplett als Auftrag an externe Dienstleister/Freiberufler - in diesen Fällen müssen die entsprechenden Schnittstellen ins Unternehmen festgelegt werden, denn schließlich geht es bei Social Media um Kommunikation zwischen dem Unternehmen und der Zielgruppe der jeweiligen Aktivität.

Social-Media-Richtlinie

Jedes Unternehmen benötigt eine Social-Media-Richtlinie (Social Media Policy). Der Social-Media-Verantwortliche bzw. das Team sollten die Richtlinie ausarbeiten. Sie muss u. a. auch mit der Corporate Identity abgeglichen und vom Firmeninhaber/Geschäftsführer abgesegnet werden. 

In der Social-Media-Richtlinie wird zum Beispiel festgelegt:


  • Bezug zur Unternehmensidentität (Corporate Identity) - die eventuell sogar überarbeitet werden muss, 
  • wer unter einem Firmen-Account schreiben darf (falls entsprechende Accounts eingerichtet werden sollen, um ein aktives Konzept umzusetzen) und worauf bei der Kommunikation Wert gelegt werden soll (Ziele, Authentizität, Verantwortung etc.),
  • ob und wie sich Mitarbeiter, die nicht Social-Media-Beauftragte sind, in Social Media über die Firma äußern dürfen bzw. wie sie sich abgrenzen müssen (Themen: Geschäftsgeheimnisse, Social-Media-Nutzung während der Arbeitszeit, persönliche Meinung vs. offizielle Firmen-Statements etc.).

Aktiv werden in Social Media

Wer als Unternehmen in Social Media aktiv werden will - z. B. mittels Twitter-Account, XING-Firmenprofil, XING-Gruppen-Moderation, Facebook-User-Account, Facebook-Firmenpage, Google+ Personenprofil (Profilierung als Experte, Google+ Markenseiten/Unternehmensseiten, Wikipedia-Profil etc. -, muss zuerst eine Strategie entwickeln. Das kann das Social-Media-Team je nach Erfahrung alleine anstoßen und mit Vertretern der einzelnen Abteilungen ausarbeiten oder man nimmt einen externen Social-Media-Berater hinzu. Die Strategie sollte darauf abzielen, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten und muss daher tief im Unternehmen und seinen Prozessen wurzeln (z. B. Informationen über neue Produkte - in Zusammenarbeit mit Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb; Beratungsdienstleistungen direkt in Social Media -  in Zusammenarbeit mit Support, Projekt-Consulting und/oder Sales). Die Strategie muss vom Marketingleiter oder der Geschäftsleitung abgesegnet und vom Social-Media-Team mit dem ganzen Unternehmen umgesetzt werden. 

Fragen, die zur Konzept-/Strategieentwicklung gestellt werden sollten, sind BEISPIELSWEISE:
  • Was wird bisher über die Firma/das Unternehmen in Social Media verbreitet?
    Äußern sich Kunden über Produkte, den Service etc.? Auch wenn Sie als Unternehmen bisher nicht aktiv waren, so waren es aber möglicherweise Ihre Kunden oder Geschäftspartner. Vor der Konzeptentwicklung sollte man den Status Quo kennen.
  • Warum will man überhaupt in Social Media aktiv werden?
    Passt das zur bisherigen Corporate Identity - oder muss man auch die neu überdenken? Sucht man Kunden-Feedback, will man neue Kunden gewinnen, intensiveren Kontakt zu Geschäftspartnern, Informationen verbreiten, die Marke stärken, mit anderen im gleichen Interessenverband netzwerken, direkt in Social Media Dienstleistungen anbieten, Personal finden? 
  • Welches soziale Netzwerk (Twitter, XING, LinkedIn, Facebook, Google+,  Yahoo-Social-Media-Anwendungen, Foren, Blogs, Frage-Antwort-Portale, Social Bookmarks etc.) eignet sich für welche dieser Absichten? Wer ist im jeweiligen sozialen Netzwerk meine Zielgruppe, was will ich von ihr und wie/über was spreche ich mit ihr? 
  • Welchen Mehrwert bieten meine geplanten Social-Media-Aktivitäten gegenüber anderen Kanälen?
  • Wie werden die Social-Media-Aktivitäten ins Marketing-Konzept eingebunden und z. B. an die Firmenwebsite gekoppelt (Gefällt-mir-Knöpfe, +1-Symbole etc. müssen umgekehrt auch in den Datenschutzrichtlinien berücksichtigt werden, Kosten für den Website-Relaunch etc.). Wie werden ansonsten Freunde, Fans, Followers etc. geworben? Budget für entsprechende Werbemaßnahmen?
  • Wer soll wofür zuständig sein (Kompetenzen, Kapazitäten), welche Abläufe braucht man und wo sind die Schnittstellen?
    Zum Beispiel: Wer informiert den Social-Media-Beauftragten über Neuigkeiten, die kommuniziert werden sollen bzw. mit wem entwickelt er eine Strategie zur "Verbreitung gesprächswürdiger Themen"? Wo findet er/sie Unterstützung bei komplexen fachlichen Fragen etc. Wenn beispielsweise über Twitter vorwiegend News (neue Produkte, Nachrichten aus der Firma, Sonderaktionen etc.) verbreitet werden sollen, dann muss geklärt werden, wer dem/den Twitter-Verantwortlichen den Input liefert (Marketing?) bzw. wo sie ihn recherchieren können, um dann selbst zu entscheiden, ob sie ein Thema übernehmen und wie sie das formulieren. Prozesse müssen evaluiert und festgelegt werden.
  • Wie will man sich in problematischen Situationen verhalten, z. B. wenn ein neues Produkt von Kunden massiv kritisiert wird oder wenn Mitbewerber Gerüchte streuen etc. Gerade in solchen Situationen ist Professionalität gefragt - und das schafft man am besten mit Vorbereitung.
  • Was machen die Mitbewerber oder Firmen mit ähnlichen Geschäftsfeldern? Hier kann man sich Anregungen holen.
  • Wie und wann will man die Social-Media-Aktivitäten bewerten?
    Zum Beispiel: Welche Benchmarks legt man für Erfolg/Misserfolg fest? Wie oft und wie überprüft man Erfolg/Misserfolg bzw. passt die Benchmarks wegen gewonnener Erfahrungen an?
Der Social-Media-Beauftragte bzw. das Team setzen das Konzept/die Strategie mit den entsprechenden Abteilungen um und kommunizieren ihr Vorgehen und ihre Erfolge im gesamten Unternehmen (z. B. über das Intranet oder eine Mitarbeiterzeitschrift) und eventuell auch nach außen.

Fazit

Man muss sich als Firmeninhaber, Geschäftsführer oder Marketingleiter von vorneherein klar sein, dass aktiver Social-Media-Einsatz 

  • zum Unternehmen passen muss und in ihm und seinen Prozessen wurzeln sollte,
  • anspruchsvoll und gleichzeitig zeitaufwändig ist,
  • man ein ausgereiftes Konzept braucht, um mit planbaren Ressourcen angestrebte Ziele zu erreichen.
  • Social-Media-Kommunikation i. d. R. Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern bedeutet und dass für diese Tätigkeiten Mitarbeiter/Teams eingesetzt werden sollten, die sehr gut schriftlich kommunizieren können und gleichzeitig fachlich einigermaßen kompetent sind - zumindest wissen, wann sie fachliche Kompetenz hinzuholen müssen.
  • Wer sich auf Social Media einlässt, sollte wissen, dass es um Kommunikation geht und Kommunikation hat viel mit Zuhören und Vertrauen zu tun. Es sollte, wo immer möglich (z. B. bei Facebook-, Google+ Seiten), offengelegt werden, wer die Personen sind, die unter dem Unternehmens-Account posten.
Unternehmenskommunikation muss - in Social Media und anderswo - wie ein Garten geplant, gehegt und gepflegt werden. Nur so gedeiht sie und beschenkt Sie mit Erfolgen, z. B. mit einer Steigerung Ihres Bekanntheitsgrades, Vertrauen von potenziellen Kunden in Ihr Unternehmen und seine Produkte und vieles andere. 
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Donnerstag, 16. Februar 2012

Urheberrecht aus Sicht eines Urhebers (Autor)

Zurzeit wird viel über ACTA und über das Urheberrecht diskutiert. Viele, die gegen ACTA sind, wollen gleichzeitig das Urheberrecht abschaffen oder drastisch verkürzen. Als Urheber habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich zu wenige hauptberufliche Urheber, die tatsächlich vom Schreiben, Fotografieren etc. leben, an der Diskussion beteiligen und dass in der Öffentlichkeit und auch unter den Politikern zu wenig bekannt ist, wie und wovon ein Urheber eigentlich lebt. Daher hier meine Sicht als Autor.

Urheberrecht und ACTA

Die Vermischung der Diskussionen um ACTA, Urheberrecht und Verwertung/Lizenzierung macht mir Angst. Ich traue den ACTA-Gegnern nicht, nachdem in Diskussionen und Interviews ACTA-Gegner als Argument äußerten: „Dann könnte ich bei YouTube ja nicht mehr alles umsonst runterladen“. Sind das die Kinder der Geiz-ist-geil-Generation, die nun alles umsonst haben wollen, was ihnen an Musik, Bildern oder Texten gefällt? Selbst Menschen, die sich intensiver mit der Materie beschäftigen und einen Gegenentwurf zu ACTA entwickeln, schlugen vor, das Urheberrecht solle auf 2 Jahre nach Erstveröffentlichung gekürzt werden. Da frage ich mich schon, ob die überhaupt wissen, wie beispielsweise ein Autor in Deutschland sein Geld verdient. (Für andere Urheber wie Fotografen, Maler, Musiker und auch für andere Länder kann ich nicht sprechen, da ich nicht im Detail damit vertraut bin – die USA hat ja beispielsweise ein anderes Urheberrecht als wir. Ich würde mich aber freuen, wenn sie auch ihre Sicht darstellen, und verlinke dann gerne von hier aus.)

Das (Über-)Leben eines Urhebers am Beispiel Autor

So ist der Weg von der Idee zum Einkommen: Entweder hat ein Autor (= Urheber) eine Idee, über was er schreiben möchte, oder ein Verwerter (im besten Fall ein netter Verlag) trägt eine Idee an ihn heran. Wenn man als Autor selbst keinen Verlag für seine Idee gewinnen kann, aber unbedingt beim Verlag schreiben will, sucht man sich einen Agenten – allerdings sind die ebenso schwer wie Verlage zu gewinnen und möglicherweise finden sie auch keinen Verlag. Hat dann endlich doch ein Verlag angebissen, entwickeln der Lektor des Verlages und der Autor zusammen eine Inhaltsstruktur, wobei der erste Entwurf vom Autor kommt.

Wenn man sich über alles einigen kann, wird ein Vertrag zur Verwertung gemacht, der alle Details zu Rechten und Pflichten von beiden Seiten enthält. Der Verwerter (Verlag) verpflichtet sich im Verlagsvertrag beispielsweise, dafür zu sorgen, dass das Buch gedruckt und unter die Leute gebracht wird. Damit er das kann, muss der Autor ihm bestimmte Rechte einräumen - leider klingt das in den Verträgen immer sehr kompliziert (bei Mediafon kann man recherchieren, was "normal" ist). Was die Bezahlung angeht, kann man als Nicht-Prominenter oder Nicht-Starautor aber doch einigermaßen geschätzter Fachautor meist einen nicht rückzahlbaren Vorschuss aushandeln. Die Höhe des Vorschusses ist sehr themenabhängig und es kommt auch darauf an, was sich der Verlag überhaupt leisten kann – je mehr Vorschuss, desto mehr zusätzliches Risiko für den Verlag, denn letztlich weiß niemand, ob sich das Buch überhaupt verkaufen wird.

Ein Verlagsvertrag ist etwas Gutes. Der Vorschuss deckt bei mir im Durchschnitt etwa den Lebensunterhalt eines Viertels der Zeit, die ich brauche, um das Buch zu schreiben – bei manchen Büchern mehr, bei anderen gibt es gar keinen Vorschuss (je nach Thema bzw. bei Fiktion als unbekannter Schriftsteller in einem kleinen Verlag). Mit anderen Worten: Wenn ich 4 Monate an einem Buch schreibe, dann deckt der Vorschuss (der meist erst bei Manuskriptabgabe oder bei Veröffentlichung fällig wird) im Durchschnitt anschließend einen Monat lang meine Lebenskosten.

Da fragt man sich: Wovon leben Autoren dann die restliche Zeit? Zurecht. Antwort: Von den Honoraren, die über die Jahre noch nachkleckern, nachdem der Vorschuss mit ihnen verrechnet wurde. Wenn mein Vorschuss beispielsweise nach 2 - 3 Jahren mit den tatsächlichen Honoraren aus Verkäufen verrechnet ist, kommt wieder etwas Geld herein – jedes Mal, wenn jemand mein Buch kauft und bezahlt. Aber das sind winzige Beträge pro Buch. Manche Bücher haben dann nach 10 Jahren so viel Geld gebracht, dass die ursprünglich investierte Zeit zu einem erträglichen Stundenlohn führte. Bei manchen Büchern passiert das nie. Das gute Buch, das lange läuft, trägt den Rest mit, der nicht so recht in Fahrt kommt – und das passiert bei vielen Büchern.
[Nachtrag 19.2.2012] Dazu kommt noch das Geld, das die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort einsammelt und verteilt. Damit ist in etwa die Miete eines Monats bezahlt - in einem Jahr mehr, im anderen weniger. Das Geld stammt beispielsweise aus geringfügigen Aufschlägen auf Vervielfältigungsgeräte, durch die Nutzer Geld sparen, denn sie müssen nicht das ganze Buch kaufen, wenn sie nur Abschnitte kopieren. [Nachtrag-Ende]

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Werden Bücher von unberechtigten Dritten gescannt und als E-Books angeboten (solche Plattformen "E-Books umsonst" gibt es ja im Internet), ist das nach unserem Gesetz Diebstahl zu Lasten des Autors und zu Lasten des Verlages, die die ganze Arbeit und das Risiko hatten. Das Teure am Buch ist übrigens nicht der Buchdruck, sondern die viele Arbeit, die Autoren, Lektoren und viele andere Menschen da reingesteckt haben - deshalb spielt es keine soooo große Rolle, wie viele annehmen, ob das Buch gedruckt oder digital verkauft wird. Wenn es digital verkauft wird, ist allerdings i. d. R. der stationäre Buchhandel nicht mehr beteiligt (dafür wirken Monopolisten auf die Preisgestaltung) - das spart dem Kunden Geld, dafür fehlt ihm die Beratung durch die Fachleute der Buchläden, die aber leider zunehmend pleitegehen und aus den Städten (auch wegen anderer Zusammenhänge) verschwinden.

Verschiedene Geschäftsmodelle für Autoren

Natürlich kann man nicht nur über Verlage publizieren. Als Autorin/Journalistin habe ich schon verschiedene Wege probiert – und ich bin sehr froh, dass es verschiedene Wege gibt: gedruckte Bücher/E-Books mit Verlag, Bücher ohne Verlag, werbefinanzierte Online-Publikationen. Aber wenn ich mich aufs Schreiben konzentrieren will, dann ist die Arbeit mit (einem guten Agenten und) einem Verlag am erfreulichsten, denn dann kann ich das tun, weswegen ich den Beruf ergriffen habe: Schreiben.

Der Verlag hält dem Autor den Rücken frei, entwickelt Buchreihen, kümmert sich um Lektorat, Korrektorat, Layout, Umschlag, Vertrieb und Vermarktung. Wenn ich selbst verlege – egal, ob gedrucktes Buch, E-Book oder Online-Publikation, dann muss ich mich um alles selbst kümmern, d. h. ich muss all dies selbst lernen und umsetzen. Das frisst wahnsinnig viel Zeit und Energie, schließlich muss man mehrere Berufe lernen, in die andere als Azubi oder Student mehrere Jahre reingewachsen sind. Dabei wollte ich einfach nur schreiben.

Leider werden die Verlagsverträge in den letzten Jahren immer schwieriger zu lesen und gehen oft genug in Richtung Total Buy Out. Ein Agent kann dabei helfen, einen besseren Vertrag zu bekommen, möchte aber für seine Arbeit auch bezahlt werden - verständlicherweise. Der Grund für die schlechteren Verträge liegt aber meiner Meinung nach nicht darin, dass die Verlage immer böser werden, sondern weil es ihnen – meinem Eindruck nach – immer schlechter geht. Und das hat natürlich mit den großen amerikanischen Platzhirschen im Internet zu tun, die den Nutzern alles für lau und den Autoren große Erfolge unter Umgehung der Verlage versprechen. Sie machen das nicht aus Gutherzigkeit, sondern sie wollen die Verlage u. a. Verwerter loswerden und selbst das Geschäft machen. Sie interessieren keine Urheberrechte und letztlich auch nicht der Künstler/Autor, sondern nur wie viele Besucher kommen (umso teurer können sie ihren Werbeplatz verkaufen) oder wie sie die Verlage ersetzen können (ohne den Service zu bieten, der nämlich Geld kosten würde).

Ja, die Verlage u. a. Verwerter müssen sich - wie alle - der neuen Situation im Internet stellen. Aber das Urheberrecht abzuschaffen oder drastisch zu kürzen oder überhaupt Gesetze kritiklos an Geschäftsmodelle von Unternehmen anzupassen, ist meiner Meinung nach der falsche Weg.

Urheberrecht- und ACTA-Argumente

Die ACTA-Gegner behaupten, dass ACTA nur den Verwertern in die Hände spiele und die Verwerter seien böse. Nun, die Verwerter (in meinem Fall Verlage) bezahlen mich als Urheber, indem sie mir für jedes verkaufte Buch einen Honoraranteil überweisen – und sie können nur verwerten, was sie von den Urhebern zur Verwertung per Vertrag bekommen haben. Es steht jedem frei, zu schreiben, komponieren, fotografieren und seine Werke als frei zu deklarieren (GNU-Lizenz für freie Dokumentation). Doch ich möchte vom Schreiben leben können. Und wenn mein erster Roman erst nach 25 Jahren entdeckt wird, finde ich, steht immer noch mir das Honorar zu – denn schließlich habe ich über ein Jahr lang in jedem Urlaub, an jedem Wochenende und jeden Abend daran geschrieben (Geld verdienen musste ich damals mit was anderem).

Die ACTA-Gegner wollen keine „Totalüberwachung durch den Staat“ und auch nicht, dass die Tauschplattformen zu Hilfssheriff gemacht werden. Ob das überhaupt durch ACTA verlangt wird, weiß ich nicht – nach der Analyse zweier Rechtsanwälte (Links zu den Artikeln sind unten bei Quellen), steht das nicht drin und sind auch kaum neue gesetzlichen Regelungen in Deutschland erforderlich. Leider sind die ACTA-Gegner nicht so kritisch, wenn es um die Totalüberwachung durch Internet-Unternehmen wie Facebook oder Google geht oder andere, die tracken und bubblen.

Ich möchte auch keine Totalüberwachung durch den Staat und ich möchte auch nicht, dass Jugendliche bei Ersttaten unverhältnismäßig hohe Abmahnungen zahlen müssen, aber ich will, dass Gesetze auch im Internet gelten – allerdings gehören die auch mal eindeutig für das Internet ausgelegt und kommuniziert, statt User und Publisher in Fallen laufen zu lassen, in der Hoffnung, dass Gerichte alles irgendwann klären werden, während sich die Politik irgendwo versteckt. Aber grundsätzlich: Wenn ich die Situation auf ein Gasthaus übertrage: Von einem Wirt verlange ich doch auch, dass er dafür sorgt, dass in seinem Laden das Gesetz eingehalten wird, dass er dort keinen Drogenhandel duldet und Kindern keinen Alkohol verkauft. Warum soll man das nicht auch von einer Internetplattform verlangen können. Die überwachen uns doch sowieso bzw. sammeln Daten wie verrückt. Wie man sieht, machen die Internet-Unternehmen freiwillig wenig nur deshalb, weil etwas richtig wäre, denn jeder Besucher ist für sie ein guter Besucher – die interessieren sich nicht für Urheberrecht oder andere Gesetze, solange die Kohle stimmt und man sie machen lässt.

Ein Urheber will nicht das Haustier der Gesellschaft sein

Das Leben eines Künstlers/Autors ist hart. Aber das weiß man, wenn man damit anfängt. Mag sein, dass es einer Rihanna oder einem Dieter Bohlen finanziell nicht so viel ausmacht, wenn jemand ihre Arbeit kopiert und verteilt. Aber es ist ungesetzlich. Doch ein Künstler/Publizist hat in Deutschland laut Künstlersozialkasse im Durchschnitt ein Monatseinkommen von ca. 1.100 Euro (und die KSK nimmt erst ab einem Mindesteinkommen auf) - in dem Betrag ist auch das enthalten, was die Verwertungsgesellschaften (z. B. VGWort) eingesammelt und verteilt haben. Und das will man dem Künstler/Publizist wegnehmen, indem man das Urheberrecht abschafft oder verkürzt?

Voll die Krätze kriege ich aber, wenn ich von eher dem Sozialismus zugeneigten Menschen in Diskussionen höre, dass „unsere Künstler und Schriftsteller eben einen Pauschalbetrag zum Leben bekommen sollen“ (wenn wir dann mal die Gesellschaft umgekrempelt haben). Aber: Es müsste ja wohl fairerweise erst die Gesellschaft umgekrempelt werden, bevor man Urheber enteignet. Aber auch so will ich nicht wie ein Haustier, das man sich als Gesellschaft leistet, gehalten werden – abgesehen davon, dass ich Verfechter der sozialen Marktwirtschaft und nicht des Sozialismus bin.

Mein Fazit als Urheber (Autor)

ACTA, Urheberrecht und Verwertung sind verschiedene Dinge - darüber muss aufgeklärt werden. Die Auslegung der Gesetze für das Internet sollte eindeutiger kommuniziert, am besten schriftlich veröffentlicht und in Schulen gelehrt werden, denn weder Internetnutzer noch Urheber/Seitenbetreiber können aktuell noch durchschauen, was legal ist und was nicht.

Beispiel: Offensichtlich sind die Vorschaubilder bei Google-Suche legal, aber bei Verlinkungen bei Facebook oder beim Pinnen aus Blogs mit Pinterest/Pinspire nicht (weiß leider nicht mehr, wer das im TV vor Kurzem gesagt hat). Genauso gehört das ganze Tracking-Thema untersucht und eindeutige Regeln aufgestellt – Illegales sollte in Deutschland erst gar nicht angeboten werden dürfen, statt den überforderten Nutzer oder Publisher ins Verderben sausen lassen. Die Politik sollte sich endlich mal dran setzen und die Regeln für die Bürger formulieren.

Diesem Schlamassel aus dem Weg gehen zu wollen, indem man einfach mal das Urheberrecht beseitigt, weil man sich sonst mit mächtigen Unternehmen auseinandersetzen müsste, ist für mich feige und davon abgesehen auch gleichzusetzen mit Enteignung.

[Nachtrag 19.2.2012] Es sollten auch meiner Meinung nach faire Lizensierungs-/Nutzungsmodelle ermöglicht werden. Z. B. günstige Kombiprodukte (Buch + E-Book). Oder Lizenzen für den Inhalt: Wer ein Buch gekauft hat, soll es für einen kleinen Aufpreis auch als E-Book herunterladen dürfen, statt es noch einmal ganz bezahlen zu müssen (Ausnahme E-Books mit extremem Mehraufwand und "Mehrwert" wie interaktiven Grafiken etc.). Die Buchpreisbindung und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Sprachrohr der deutschen Buchbranche sollten fairen Innovationen nicht den Weg verstellen. Dementsprechend sollte auch die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) sich innovativen Lizensierungs- und Nutzungsmodellen öffnen oder sie selbst entwickeln. ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement), bei dem es um die (Art der) Durchsetzung von Gesetzen gegen Produktpiraterie und Markenfälschungen geht, ist für mich ein ganz eigenes Thema. [Nachtrag-Ende]

Aber solange eine große Zahl der ACTA-Gegner gleichzeitig auch Urheberrechtsabschaffer sind bzw. Urhebern und Künstlern die Rechte und die Lebensgrundlage beschneiden wollen, werde ich mich nicht zu ihnen stellen.

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Aufruf
Wenn ihr auch Urheber (Fotograf, Musiker, Journalist, Maler o. a.) seid und davon lebt (also nicht nur schreibt, um eure Dienstleistungen zu promoten) oder Verwerter (Verlag) seid, dann könnt ihr vielleicht auch für andere aufschreiben, wie das mit Kunst/Urheberschaft oder Geschäft und Einkommen bei euch funktioniert. Ich glaube nämlich, dass viele Menschen davon einfach die falsche Vorstellung haben.

Quellen und weitere Informationen


[Nachtrag 16.5.2012]
Gut gefällt mir auch dieses Interview mit Pia Ziefle: Mein Standpunkt ist der des autonomen Urhebers

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Donnerstag, 9. Februar 2012

Social Media – ist der Hype vorbei?

social-media-hype-vorbei-vgwortWenn es sich bei Social Media ähnlich verhält wie an der Börse & Geldanlage – dass eine Kursrallyephase bald vorbei ist, wenn auch die Mainstream-Medien zum Einstieg blasen – dann dürfte der Social-Media-Hype demnächst abklingen, denn jeder, der in der Politik, im Fernsehen, in Zeitschriften und Rundfunk ein wenig zeitgemäß rüberkommen möchte, bindet Social Media – mehr oder weniger holprig – in seine Aktivitäten ein.

Nun funktioniert nicht alles im Leben so wie die Börse, an der die Zukunftsaussichten gehandelt werden, doch seit ein paar Wochen bemerke ich eine Abnahme der Social-Media-Euphorie um mich herum, ich beobachte eine Zerfransung des Angebotes (immer neue spezialisierte soziale Netzwerke, z. B. So.cl, Pinterest und Klone, diverse Videoplattformen – das ist zwar aus kartellrechtlicher Sicht positiv, aber es verteilt zum einen die Nutzeraufmerksamkeit, zum anderen die Budgets), sehe Anzeichen für rückläufige Nutzerzahlen, erlebe, dass Zeit-, Geld- und Ressourceneinsatz oft genug in keiner sinnvollen Relation zum Ergebnis stehen – und der daraus resultierende Frust dürfte bei manchem Unternehmen die Aktivitäten zurückgehen lassen.

Social Media – Zahlen lügen nicht (?)

Meine Eindrücke sind subjektiv, was aber sagen die Zahlen? Laut einer vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) veröffentlichten Studie (durchgeführt von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen) vom Herbst 2011 sind 74 Prozent der Internetnutzer in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet, 66 Prozent der Internetnutzer sind im Netzwerk auch aktiv (weibliche Nutzer 71 Prozent, männliche Nutzer 61 Prozent). 59 Prozent der Internetnutzer sind immerhin täglich in ihrem Netzwerk aktiv, 11 Prozent sogar mehr als zwei Stunden täglich.

Ist der Social Media Hype vorbei?
Interessanterweise sind die Zahlen im Vergleich zu den Ergebnissen vom Frühjahr 2011 aber leicht rückläufig. Im Frühjahr 2011 waren nämlich noch 76 Prozent der Internetnutzer in sozialen Netzwerken angemeldet, 73 Prozent der Internetznutzer waren in sozialen Netzwerken aktiv.

Zwar würde ich das noch nicht als "Negativwachstum" einstufen, da die Anzahl der Befragten mit 1.023 (Herbst 2011) bzw. 1.001 Personen (Frühjahr 2011) doch recht klein ist – auch wenn sie repräsentativ ist - und die statistische Fehlertoleranz +/- 3 Prozentpunkte beträgt, aber aufhorchen lässt das schon – es ist jedenfalls kein Aufwärtstrend und muss weiter beobachtet werden.

Wer ist in Social Media und was machen die da?

Social Media wird nach den Ergebnissen der BITKOM-Studie überwiegend zu privaten Zwecken genutzt - Ausnahmen sind die Businessnetzwerke XING und LinkedIn. Die meisten Netzwerkmitgliedern nutzen in ihrem sozialen Netzwerk vorrangig Funktionen, die zur Kommunikation mit Freunden dienen, sie holen sich Informationen zu Veranstaltungen, laden Bilder hoch oder nutzen Spiele (Social Games).

Wie viel Prozent der Internetnutzer in einem sozialen Netzwerk angemeldet / aktiv sind – nach Altersgruppen:
  • 14 bis 29 Jahre: 92 % sind angemeldet / 85 % sind aktiv
  • 30 bis 49 Jahre: 72 % sind angemeldet  / 65 % sind aktiv
  • 50 Jahre und älter: 55 % sind angemeldet / 46 % sind aktiv

Ausgewählte Aktivitäten
  • 14 Prozent der mindestens in einem sozialen Netzwerk angemeldeten Internetnutzer gaben an, dass sie sich – gelegentlich oder öfter - in Social Media über Marken und Produkte informieren
  • 11 Prozent suchen in Social Media nach Angeboten für Produkte und Dienste und 
  • 4 Prozent nutzen Social Media zur Kommunikation mit Unternehmen für Kundenservice und Beschwerden


Die Social Media Top 8 (aktive Nutzer) 

Platz 1: Facebook
45 % der Befragten (67 % der 14- bis 29-Jährigen, 42 % der 30- bis 49-Jährigen und 24 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Facebook aktiv. 

Platz 2: StayFriends
17 % der Befragten (2 % der 14- bis 29-Jährigen, 20 % der 30- bis 49-Jährigen, 19 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Stayfriends aktiv. 

Platz 3: wer-kennt-wen
12 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 14 % der 30- bis 49-Jährigen, 14 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei wer-kennt-wen aktiv.

Platz 4: StudiVZ
6 % der Befragten (15 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei StudiVZ aktiv.

Platz 5: XING
4 % der Befragten (5 % der 14- bis 29-Jährigen, 5 % der 30- bis 49-Jährigen, 3 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei XING aktiv.

Platz 6: meinVZ
4 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 2 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei meinVZ aktiv.

Platz 7: Google Plus
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 3 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Google Plus aktiv.

Platz 8: Twitter
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Twitter aktiv.

Hinweis: In meinem Umfeld (Medien, Kommunikation) sähen die Top 8 völlig anders aus. Freiberufler oder Unternehmen, die in Social Media aktiv werden wollen, müssen erst herausfinden, wo die für sie relevanten Kontakte/Zielgruppen (z. B. Berufskollegen, Medien, Partnerunternehmen, potenzielle Kunden) sind.

Die Zukunft von Social Media

Nur weil der größte Hype möglicherweise vorbei ist, heißt das nicht, dass Social Media in der Zukunft keine Rolle mehr spielen wird, sondern – vorausgesetzt, dass der aktuelle Eindruck stimmt – dass sich das Wachstum der Nutzerzahlen verlangsamt. Viele Branchen sind ja noch gar nicht in Social Media angekommen und vieles an Potenzial wurde noch nicht einmal entdeckt.

Freiberufler und Unternehmen, die bis jetzt noch nicht in Social Media präsent sind, sollten sich nicht zurücklehnen nach dem Motto „Wozu die Mühe, das sitz ich einfach aus“. Im Gegenteil: Ich glaube, dass Social Media auf Dauer unaufgeregter Alltag wird und dass man als Freiberufler und Unternehmen nicht an Social Media vorbeikommt.

Es wird zwar auf der Netzwerkseite Konsolidierungen geben (Pleiten, Zusammenschlüsse etc.) und das Gleiche vermutlich auch bei den Social-Media-Experten (von Agenturen bis zu den Einzelkämpfern), aber es wird für Marken/Unternehmen wichtig bleiben, über Social Media in Erfahrung zu bringen, was Kunden über sie und ihre Produkte reden, Einfluss zu nehmen, ihr Unternehmen nicht nur im Internet sondern auch in den sozialen Netzwerken zu präsentieren und überhaupt Social Media in die Gesamtkommunikation und Unternehmensprozesse zu integrieren. Aber man wird sachlicher an die Aufgaben herangehen, als das in einer anfänglichen Hype-Phase (siehe Hype-Zyklen bei Wikipedia) geschieht, genauer hinschauen, wo man sich engagiert und genauer überprüfen, welchen Nutzen welche Social-Media-Aktivität für den Kunden und das Unternehmen hat.

Quelle für die Zahlen: BITKOM Studie (PDF nicht mehr online)

Freitag, 27. Januar 2012

Google Plus oder Facebook - dürfen Mega-Unternehmen das Internet beherrschen?

Google-Plus-Facebook-vgwort
Google, Facebook & Co. - Internet ist mehr als
ein paar Server und Kabel - es geht um Macht und Geld

Die Zeit vor Facebook

Internet - das war einmal definiert als das Netz der Netze. Seit Mitte der 1990er Jahre bin ich dabei. Am Anfang war das wichtigste Thema: Wie komme ich ins Internet rein - technisch und ohne dabei wegen der hohen Provider- und Telefongebühren pleitezugehen. Später ging es darum, wie und wo man brauchbare Informationen findet. Kommuniziert wurde aber von Anfang an viel: Per E-Mail, in Foren, Chats, Konferenzräumen, im Usenet, über Messenger und seit ein paar Jahren über Social-Media-Plattformen.

AOL war damals, als die ersten Privatnutzer und Nicht-Informatiker begannen sich für das Internet zu interessieren, ein Anbieter, der den einfachen Online-Zugang für Techniklaien sowie Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten kostenpflichtig aus einer Hand bot. AOL war eine amerikanische Aktiengesellschaft, deren Kurs während der Internetblase ab Mitte der 1990er explodierte und dann mit dem Platzen der Blase wieder implodierte. Die Bedeutung von AOL begann zu schrumpfen, als der Online-Zugang allgemein einfacher und billiger und das kostenlose Information- und Kommunikationsangebot außerhalb von AOL größer wurde. Auch die, die vorher bei AOL waren und sich zum Teil innerhalb von AOL vernetzt und kommuniziert hatten, nutzten nun verstärkt die nicht kommerziellen (Usenet) und nicht zentral organisierten Kommunikationsmöglichkeiten (Chats, Foren und Messenger verschiedener Anbieter).

Facebook hat die Internetwelt verändert


Als Facebook (der Börsengang ist für 2012 angekündigt, geschätzter Wert des Unternehmens: 100 Milliarden US-Dollar) auftauchte, entwickelte sich nach und nach ein Hype. Viele neue Internetnutzer setz(t)en Internet und Facebook sogar gleich. Alte Internetler wie ich finden das wiederum sehr befremdlich - für uns ist Facebook nur ein kommerzielles Netzwerk, das die Daten der User ausschlachtet, innerhalb des großen (und großartigen) Internets. Doch dadurch, dass immer mehr Privatnutzer und Marken zu Facebook gingen, wurde ein großer Teil der Internetaktivitäten von Facebook "angesaugt". Facebook entwickelte sich zum zentralen Kommunikationszentrum und für manche sogar zum einzigen Informationszentrum.

Twitter hat zwar auch die Welt verändert, aber weniger das Internet als solches. Twitter war immer ein Teil des Internets, aber wurde nicht von seinen Nutzern mit dem Internet als solches verwechselt, wie man es bei manchen Facebook-Nutzern feststellen kann.

Google Plus - nicht nur eine Bedrohung für Facebook


2011 erschien Google Plus (Google+, G+) auf der Bildfläche - eine Social-Media-Plattform des Suchgiganten Google (seit 2004 an der Börse, Marktkapitalisierung derzeit ca. 108,65 Milliarden EUR, kaufte gerade die Motorola-Mobilfunksparte für 12,5 Milliarden US-Dollar). Google hat zu Zeiten von Altavista und Lycos den Suchmaschinen-/Webportalemarkt aufgerollt, alle Mitbewerber mehr oder weniger ausgestochen und ist durch Suchmaschinen-Marketing (Adwords, Adsense etc.) enorm reich geworden. Facebook, der User- und Werbebudget-Sauger, drohte für Google zur ernsten Gefahr zu werden und Google Plus wurde geschaffen. Google Plus ist von Anfang an sehr schnell gewachsen und hat sogar das Potenzial, Facebook die Führungsrolle zu nehmen. Doch was dann?

Wer hat Angst vor den Mega-Konzernen im Internet?


Ich. So wenig, wie es mir bei Facebook gefällt, dass der Social Graph diktiert, was ich von wem in meinen Hauptmeldungen zu sehen bekomme, ich mich in ein Facebook-Korsett zwingen lassen muss, kostenlos Inhalte bereitstelle, die von Facebook kommerziell genutzt werden dürfen (Crowd Sourcing für Dummies: Viele denken, arbeiten und diskutieren und einer kassiert den (kommerziellen) Erfolg), so wenig gefällt mir die Aussicht, dass eine Mega-Aktiengesellschaft wie Google in Zukunft nicht nur die Suche und über den Suchalgorithmus/Abstrafungen die Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von allem und jedem im Internet bestimmt, sondern auch noch den An-/Ausschalter für meine Kommunikation bedient - trotz aller Sympathie und Gefallen an den einzelnen Google-Produkten. Dazu kommt, dass all die verschiedenen (und teilweise sehr guten) Google-Dienste und deren gesammelte Daten im Laufe der Zeit zusammengeführt werden, was sicher neue angenehme Funktionen ermöglicht, aber eben den Nutzer zu einem noch besser hebbaren Datenschatz macht - und wer weiß, an wen all diese Daten irgendwann gehen.

Auch andere sehen die Gefahr - so warnte beispielsweise Wolfgang Sander-Beuermann von der Leibniz Universität Hannover in seinem Gastkommentar "Warum ich G+ nicht will" in der Internet World Business 17/11 vor der Google-Dominanz und der Macht, die das Unternehmen dadurch über die Struktur des Internets hätte und auch Bernd Graff legt den Finger in die Wunde in Googles neue Nutzungsbedingungen: Wir werden sterben und Google weiß, warum. Und nun setzt sich dieser Gigant auch noch für ein lockeres Urheberrecht ein - das macht nicht nur mir Bauchschmerzen: Lesenwert in diesem Zusammenhang ist King Kong gegen Godzilla von Wolfgang Michal.

Hat jeder Internet-Hype ein natürliches Ende?


Andererseits wird uns gerade im Internet immer wieder die Vergänglichkeit der Hypes und der Mächtigen vor Augen geführt - so viele verschwanden schon in die Bedeutungslosigkeit oder ganz von der Bildfläche: CompuServe, AOL, Altavista, Netscape, Second Life ... und demnächst möglicherweise Yahoo.

Sind Megakonzerne wie derzeit Facebook oder Google denn überhaupt eine Gefahr oder kann man sich darauf verlassen, dass ihre Macht von alleine wieder verschwindet - wie bei anderen vor ihnen -, weil etwas Neues auftauchen wird?

Google Plus, Facebook & Co. - besteht Handlungsbedarf, um deren Macht einzuschränken?


Wird die Meute irgendwann wieder weiterziehen und ist das Problem damit erledigt? Oder muss etwas dagegen getan werden, dass das Internet von solchen Giganten wie Google oder Facebook (vorübergehend?) beherrscht werden kann. Wenn ja, wie wäre das möglich? Müssen Kartellämter stärker eingreifen? Aber die Vorteile, die ein Nutzer dieser Plattformen hat, sind eben zu einem großen Teil auch durch eine Zentralisierung bzw. Quasi-Monopolstellung bedingt. Oder müssen nutzerbezogene Daten irgendwo zentral und unabhängig von Unternehmen verwaltet und vom User jeweils freigeschalten werden? Doch wer soll die Vollmacht für diese Datenverwaltung erhalten, schließlich findet das Internet staaten-/ideologieübergreifend statt. Und wer bezahlt das?

Google Plus, Facebook oder ...?


Ich persönlich bin nach wie vor froh, dass Google Plus geschaffen wurde, weil es die Anzahl und Vielfalt der Social-Media-Plattformen erhöht und dadurch vermutlich die Macht von Facebook reduziert. Doch muss meiner Meinung nach auch etwas gegen Google getan werden, denn durch die Integration von Google Plus in seine Suchmaschine mit Quasi-Monopolstellung nötigt Google Webseitenbetreiber und Blogger praktisch dazu, in Google Plus aktiv zu werden; dadurch dass die dann auch auf ihrer Webseite für ihre Google-Plus-Präsenz werben, bewerben sie auch wieder Google Plus.

Mein persönliche Strategie, mit der Situation umzugehen: Ich werde weiterhin verschiedene Social-Media-Plattformen/-Kanäle nutzen - egal wie gut Google Plus noch wird. Google Plus, Facebook, Twitter, XING - jede Social-Media-Plattform hat ihre Stärken und Schwächen. Ich plane, weiterhin verschiedene Kanäle entsprechend der jeweiligen Stärken zu nutzen. Nicht zuletzt, um mich nicht abhängig von einem einzigen Anbieter zu machen.

Um als Person weniger transparent für Google zu sein, wenn das Unternehmen - wie bereits begonnen - die User-Daten all seiner Dienste miteinander verknüpft, arbeite ich inzwischen mit verschiedenen Browsern für verschiedene Tätigkeiten/Netze und setze die oft incognito ein - jeder Browser hat diese Funktion: Mit der rechten Maustaste auf das Browser-Symbol in der Taskleiste klicken, dann entsprechend Incognito-Fenster, InPrivate o. a. auswählen.

Interessant ist auch der neueste Coup der Konkurrenz von Google: Sie hat jetzt eine Browsererweiterung entwickelt, mit deren Hilfe sie in der personalisierten Google-Suche (Search Plus Your World) besser platziert wird (Konkurrenten manipulieren Google-Suche). Ein spannender Kampf, bei dem wir in der ersten Reihe sitzen - oder sind wir der Spielball?

Ich bin an der Meinung meiner Leser interessiert und freue mich über Kommentare.

Montag, 16. Januar 2012

ING-DiBa: Werbespot mit Wurst löst Shitstorm bei Facebook aus

Aber wer profitiert eigentlich davon?ing-diba-shitstorm

Seit der Ausstrahlung des Werbespots der ING-DiBa, der in einer Metzgerei spielt und bei dem - neben Dirk Nowitzky - eine Scheibe Wurst in der Hauptrolle brilliert, sind einige Veganer und Vegetarier in den Angriffsmodus übergegangen und schreiben die Facebook-Wand der Bank voll. Einige argumentieren sachlich, andere verhalten sich tyrannisch und respektlos anderen Nutzern gegenüber. Das Gleiche muss man allerdings auch von der Gegenseite sagen, die sich eingefunden hat und umgekehrt argumentiert oder mobbt. Es ist aber immer wieder Witziges oder Satirisches bei all den Diskussionen oder Ausbrüchen dabei, sodass - wenn man in den letzten Tagen Unterhaltung suchte - die Facebook-Seite der ING-DiBa der Ort der Wahl war.

Interessant während dieser Zeit war auch, wie dieser Vorfall kommentiert wurde. Diese Stimmen würde ich in "normale Facebook-Besucher", Social-Media-/PR-Fachleute, beobachtende Unternehmen und Medien unterteilen. Meinem Eindruck nach finden viele der normalen Facebook-Besucher die Angelegenheit eher amüsant. Die meisten schlagen sich auf die Seite der ING-DiBa, weil sie den Werbespot mögen oder weil durch diesen "Gewaltakt" der besetzenden Veganer und Vegetarier die Bank zum Opfer gemacht wurde - wodurch ihr die Sympathien zuflogen. Durch ihr sehr tolerantes Verhalten (bzw. das ihrer Social-Media-Abteilung) bot die Bank keine Angriffsfläche - es gab kein "Feindbild Bank", an dem man sich hätte aufreiben können - zum Leid der Angreifer. Denn die - mögen ihre Absichten ursprünglich gut gewesen sein - machten sich durch ihr aggressives Auftreten bei 99 Prozent der Besucher unbeliebt und schadeten ihrer Sache, wie es schlimmer kaum möglich ist.

Ein Ereignis wie dieses, bei dem ein Unternehmen innerhalb einer Social-Media-Plattform wie Facebook von einer Gruppe derart angegriffen wird, beschäftigt natürlich auch andere Unternehmen sowie die Leute, die Social-Media-/PR-Konzepte und -Dienstleistungen anbieten. Einige Social-Media-Agenturen und PR-Fachleute werfen der ING-Diba mangelndes Eingreifen vor. Ein Schelm, wer Eigeninteresse dahinter vermutet. Sie möchten verständlicherweise ihre (potenziellen) Kunden - die beobachtenden Unternehmen - beruhigen und stellen heraus, dass man hätte moderierend eingreifen können - was andere wiederum bezweifeln. Aber so kann sich jeder entsprechend seiner Einschätzung als Experte profilieren.

Auch in der Tagespresse gab es Berichte. Sie bewerteten das tolerante Verhalten der ING-DiBa eher positiv, z. B. Süddeutsche.de vom 13.1.2012. Zwei Tage zuvor hatte die W&V (Werben und Verkaufen) ein Interview mit Unternehmenssprecher André Kauselmann von der ING-DiBa veröffentlicht, der sich darin über die Solidarisierung der Kunden mit der Bankenvergleich freute.

ING-Diba - die Welle reiten, bis sie bricht? 

Bisher hat die ING-DiBA keine genauen Zahlen veröffentlicht, doch ich vermute, dass sie als der große Gewinner dieses "Shitstorms" hervorgeht. André Kauselmann sprach in obigem Interview immerhin von einer Verzehnfachung der Reichweite.

Nicht nur die zusätzliche Aufmerksamkeit, die sowohl der Werbespot als auch die Facebook-Seite (Wall und Produktangebote) bekamen, sondern auch die Sympathien hätte man mit gezielten Werbemaßnahmen vermutlich nur schwer in dem Ausmaß wecken können. Die Frage ist, wie man nun langsam wieder zum Alltag kommt und wie man die Facebook-Wand auch in ruhigen Zeiten interessant und besuchenswert gestalten kann, damit ein etwaiger positiver Effekt auch Bestand hat.

Was wohl allen klar ist: Der Lernprozess, was Social Media angeht, ist noch lange nicht zu Ende.

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Montag, 24. Oktober 2011

Das Internet hat auch Abgase

internet-vgwortAktualisiert am 27.07.2012
Und mit Abgasen meinte ich nicht nur die CO2-Emissionen, sondern vor allem die negativen Auswüchse wie Machtkonzentration, Ausbeutung, etc. im oder dank Internet und Digitalisierung.

Meine Empfindungen zum Thema Internet sind aufgewühlt. Da ist nicht mehr nur Begeisterung, sondern auch Unbehagen, nicht mehr nur Zuversicht, sondern auch ... Angst?

Seit einiger Zeit geht mir das im Kopf herum, aber ich konnte es nicht in Worte fassen und war mir auch gar nicht sicher, ob das irgendwen interessiert.

Nun hat aber Sascha Lobo einen schönen Artikel bei Spiegel Online (SPON) Meine Heimat Internet geschrieben. Beim Lesen des Artikels wurde ich an meine alten Internetzeiten in den 1990er Jahren erinnert - damals, als ich noch uneingeschränkt begeistert, wenn nicht gar besessen war, als ich es gar nicht erwarten konnte, morgens an meinen Computer zu gehen und dort zu erforschen, was und wer da draußen in den Weiten des Internets war und mich zu meinen Interessen auszutauschen: Was ist im Leben wichtig? Was macht man in der amerikanischen Bioszene gegen Blattläuse und Schnecken? Bringen Diäten überhaupt wem was? Wie kauft man eigentlich Aktien? Und wie kocht man Mangold?
Mit jedem, den ich kennenlernte, unterhielt ich mich über etwas anderes, je nach gemeinsamen Interessen - an unterschiedlichen virtuellen Orten im Internet, die ich über unterschiedliche Suchmaschinen und Verzeichnisse (Portale) fand.

Internet - so war's


Mein Weg war ein etwas anderer als der von Sascha Lobo, aber das Gefühl der Wärme und Heimat im Internet kenne ich auch sehr gut. Ich habe auch durch das Internet Gleichgesinnte, Freunde, Bekannte und sogar Lieben gefunden. Und einige sind tatsächlich Freunde fürs Leben geworden. Ich war am Anfang bei AOL, das damals damals einen einfachen Zugang zum Internet bot und in dessen internen Reich im Prinzip schon damals vieles wie in einem Social Network ablief (Foren, Chats, Konferenzen ...) - und als AOL-Scout war man zusätzlich in eine Gruppe eingebunden, die sich on- und offline vernetzte. Als der Internetzugang später auch ohne AOL einfach und preiswert möglich war, verließen ich und andere AOL - denn wofür über einen proprietären, kostenpflichtigen Bereich (damals ein Großkonzern) gehen, wenn doch da das große Internet war? Und es war ein Schritt in die Freiheit und zu unbegrenzten Möglichkeiten. (Weswegen es für mich manchmal schwierig zu begreifen ist, wieso manche der Später-Eingestiegenen zufrieden in Facebook sind und den Rest vom großen Internet kaum kennen).

The Thrill is gone?


Doch meine Begeisterung hält sich immer öfter in Grenzen: Ich mag nicht mehr "immer erreichbar" sein und die vielen Informationsströme, zu einem großen Teil zentralisiert über Angebote große amerikanischer Konzerne (Facebook, Google+), aber nicht themen-/interessensmäßig kanalisiert, lassen mich um Atem ringen. Ich brauche jetzt öfter mal eine Auszeit! Das hätte ich mir noch vor einigen Jahren nicht vorstellen können. Ist das nur das Ende einer Verliebtheit, ein Kater nach einer zu langen Party oder was? Was ist passiert?

Wie von uns Besessenen damals vorausgesehen, hat das Internet in fast alle Lebensbereiche Einzug gehalten, ist praktisches Werkzeug geworden, Medium, über das man in Echtzeit kommunizieren kann, es bietet Zugang zu Bildung weltweit, ermöglicht Preisvergleiche/Shopping ohne Grenzen und so weiter. Aber das Wichtigste: Es kann Nähe über weite Entfernungen schaffen.

Das Internet hat die Welt verändert und wird es noch weiter tun. Mit der Kommerzialisierung kann ich grundsätzlich leben, schließlich muss die Infrastruktur (z. B. die Arbeit der Entwickler) und die Informationsrecherche und -aufbereitung (Journalisten, Blogger etc.) ja irgendwie bezahlt werden, aber ...

Das Internet hat auch Abgase


Tatsächlich frage ich mich jetzt manchmal, ob andere Generationen, die den Aufstieg der Technologien ihrer Zeit (Auto, Flugzeug etc.) miterlebt haben, auch so empfunden haben, wie ich jetzt. Waren sie auch erst total begeistert und später bedrückt, als ihnen beispielsweise der Preis des Individualverkehrs wie Abgase/Luftverschmutzung, Zerstörung von Landschaft etc. bewusst wurden? Und welchen Preis nimmt man für was in Kauf?

Die schlimmsten Abgase des Internets für mich persönlich sind aktuell:

  • Cyberkriminalität
    Nicht nur nette Menschen und seriöse Unternehmen, sondern auch Terroristen, Mafia und Pädophilenringe organisieren sich bestens dank Internet. Ist Cyberkriminalität überhaupt beherrschbar, kann wenigstens so viel Schutz wie in real Life geboten werden? Und was ist der Preis dafür?
  • Cyberwars
    Staaten und Unternehmen bespitzeln sich über das Internet, von Staaten bezahlte Hackerarmeen und terroristische Hacker manipulieren Atomkraftwerke, bewaffnete Dronen u. ä. Leider keine Zukunftsvision, sondern schon Alltag.
  • Cybermobbing
    Menschen haben leider auch schlechte Eigenschaften. Und da kann das Werkzeug Internet/Social Media wie ein Katalysator wirken. Wie können potenzielle Opfer besser auf das Internet vorbereitet und geschützt werden?
  • Kommerzialisierung bis zur Perversion
    Konsumenten können dank Datensammlung und -verwertung seitens der Unternehmen bis zum letzten Tropfen kommerziell ausgelutscht werden. Inhalte sind oft nur mehr der Rahmen für Werbeplatzierung mit der Folge, dass auf Qualität nicht wirklich Wert gelegt wird, dass viel geklaut und gescraped wird. Ernsthafte Journalisten werden zu Content-Sklaven degradiert oder von solchen ersetzt. Auch die Suchergebnisseiten zeigen manchmal schon mehr Werbung als Suchergebnisse - sichtbar ist, wer zahlt oder viele bezahlen kann (siehe auch Google: Panda-Alarm). Welche Auswirkungen wird all das auf Bildung, Kultur und Gesellschaft haben?
  • Ständige Verfügbarkeit als Verpflichtung
    Burnout hat sicher viele Ursachen - neben dem Abbau sozialer Netze und der pauschalen Ächtung von Hartz-4-Empfängern durch weite Teile der Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren halte ich auch die Verpflichtung zu ständiger Verfügbarkeit in vielen Berufen als einen der Auslöser für Burnout.
  • Zerstörung von heimischen Arbeitsplätzen, Förderung von Ausbeutung, Verödung der Stadtzentren durch E-Commerce
    Einerseits ist es toll, dass das Internet mehr Transparenz schafft und E-Commerce das Einkaufen überregional ermöglicht - günstige Preise, mehr Auswahl etc. Doch dadurch, dass die meisten Konsumenten nur das Billigste - oft in Billiglohnländern mit Kinderarbeit, ohne lästige deutsche Sicherheitsbestimmungen und mit (noch mehr) Arbeitnehmerausbeutung produziert - per Internet kaufen, gehen einheimische Produzenten und der lokale (Einzel-)Handel - also die heimischen Arbeitgeber - pleite. Wenn überwiegend im Internet gekauft wird, dann veröden auch irgendwann die Stadtzentren. Die durch den neuen Trend in Deutschland geschaffenen Arbeitsplätze wie die der Paketdienstfahrer sind größtenteils ausbeuterisch. (Interessanter Artikel: ZDF-Enthüllung: Die verlogene Empörung über Amazon, Zalando und Co.)
  • "Öse" Internet
    Wenn das Internet ausfällt (und es fällt aus, wenn der Strom ausfällt), liegt unser aller Leben in jeder Hinsicht lahm - nicht für ein paar Stunden oder Tage, sondern richtig lange. Es gibt verschiedene Katastrophen-Szenarien - z. B. Sonnenstürme, die Transformatoren über Monate lahm legen können (kein Strom, keine Heizung, kein Trinkwasser ...), die erwartete Änderung des Erdmagnetfeldes ... etc. Bitte bei Interesse selbst recherchieren. Und bitte sagt mir, dass ich nur paranoid bin - und alles, was ich darüber gelesen und gesehen habe, nur Quatsch ist.
  • Mega-Social-Networks wie Facebook und Google+/Google
    Das eine fürchte ich, weil es wie ein universeller Internetstaubsauger alles in sich hineinsaugen will, im anderen sehe ich einen Internetkraken, der über die Integration von Suche, Social-Media, Online-Marketing-Plattform, Applikationen und Daten in der Cloud alles außerhalb von Facebook beherrschen will. Ja, auch ich liebe Google als kreative Firma, aber ... ! Bei beiden: Macht und Einfluss hat, wer stark vernetzt ist oder genug Geld hat, um teure Werbung zu bezahlen. Wobei das "stark vernetzt" und "wer das Geld hat" oft auf das Gleiche hinausläuft, denn wer das Geld hat, leistet sich eben 30 Social-Media-Mitarbeiter, die für Vernetzung sorgen.
  • Ein-Kanal-Kommunikation bei den Mega-Social-Networks
    Sowohl bei Facebook als auch bei Google+ muss ich mich mit allen über alles auseinandersetzen. Wenn ich mit jemandem verknüpft bin, dann kriege ich seine Statusmeldungen, egal zu welchem Thema. Aber will ich mich mit jemandem über Politisches auseinandersetzen, weil ich mit der Person wegen Gartenfragen vernetzt bin? Nein.
  • Verknüpfung der Suche mit den Kontakten im Social Network
    Will ich bei einer Recherche für ein politisches Thema auf Seiten hingewiesen werden, die jemand gut findet, mit dem ich wegen der Begeisterung für rosa Duschhauben verknüpft bin? Nein.
  • Vernetzung als (politische) Macht an sich
    Internet/Soziale Netzwerke hat Menschen geholfen, sich zu organisieren und von totalitären Machthabern zu befreien - das ist gut. Aber ebenso beobachte ich, wie schnell sich unqualifizierte, populistische Meinungen oder nicht verifizierbare Informationen verbreiten. Auch die Mentalität "Schuld sind immer nur die anderen" verbreitet sich nach meinem Eindruck immer mehr in den Mega-Social-Networks. Kultur des Mobs? Ja, ist provokativ gemeint. Dazu kommt noch, dass nicht nur Menschen im Netz unterwegs sind, sondern auch Social Bots, die agieren, als seien sie Menschen, aber doch vor allem zur Manipulation eingesetzt werden.
  • Menschen bzw. ihre Daten als Produkt
    Datenstaubsauger für bessere Services und zur optimierten kommerziellen Ausschlachtung von der Wiege bis zur Bahre versus Datenschutz, Schutz der Privatsphäre, Schutz vor Kriminellen.
  • Großunternehmen werden reicher, Kreative werden ärmer
    Einerseits können Großunternehmen mit Monopolstellung mangels nennenswerter Konkurrenz Preise diktieren - wie Google bei den Google Adwords Preisen bzw. wie viel von den Werbeeinnahmen auf werbefinanzierten Themenseiten und Blogs der Autor/Webseitenbetreiber bekommt, der Google Adsense integriert, und wie viel Google für sich behält. Dadurch werden Monopolisten enorm reich, können sich Entwickler ohne Ende leisten und in Folge kostenlose Services anbieten - wodurch auch in diesem Markt die lästige Konkurrenz kaputtgeht. Andererseits basieren viele Service-Angebote dieser Mega-Unternehmen auf der Arbeit von anderen (Medien, Journalisten), ohne dass diese davon so viel Vorteil haben, dass Journalisten und andere Beteiligte angemessen bezahlt werden können.
  • Internet als Goldenes Kalb
    Ich krieg die Krise, wenn von einer neuen viel besseren Gesellschaft dank Internet gesprochen wird, in der Menschen friedlich und ohne feste Struktururen sich selbst organisieren, ähnlich wie bei Ameisenstaaten - statt der Pheromone haben wir ja das Internet. Also ehrlich - was rauchen die denn? Schließlich sind das im Internet Menschen so wie draußen ... Bei näherem Überlegen, gebe ich aber zu, dass es solche Visionäre braucht, denn ohne Visionen und Vordenker - manchmal eben extremer Art - gibt es keine Weiterentwicklung. Dass man sich aber kritisch mit ihren Ideen auseinandersetzen muss, zeigt der Netzdiskurs: Das Elend der Internetintellektuellen von Evgeny Morozov in der FAZ.

Aber trotzdem - bis auf den letzten Punkt, dass natürlich jeder denken soll, Visionen haben darf und Vorschläge machen soll: Je mehr ich über manche der Entwicklungen nachdenke, desto frustrierter bin ich, denn einerseits bin ich von der Entwicklung in Bezug auf die Technologien begeistert - Google macht coole Sachen - und natürlich auch nach wie vor von der privaten und beruflichen Vernetzung als Austausch zwischen Menschen, der Menschen stärker und klüger machen kann, begeistert - aber gleichzeitig fürchte ich manchmal, wir fahren da auf eine Wand zu. Ist denn diese zunehmende Machtkonzentration im Internet auf ein paar amerikanische Mega-Konzerne, die einerseits bestimmen, was überhaupt sichtbar ist (Google, Facebook), andererseits wie wir konsumieren (Amazon, Apple etc.), nicht noch schlimmer als die Macht der Banken?

Digitale Eingeborene - wir müssen kämpfen


Ich finde ja, Digital Natives sind nicht Jugendliche und junge Erwachsene, nur weil diese aufgewachsen sind, während es das Internet schon gab. Digital Natives sind meiner Meinung nach wir, die wir mit dem Internet zusammen gewachsen und zusammengewachsen sind. Wir sind hier die Eingeborenen - wir sind im Internet heimisch. Müssen wir Digital Natives nicht langsam auch gegen die Machtkonzentration im Internet wirken und auch den Nachgeborenen von dieser Gefahr erzählen - bevor wir zu den Digital Endangered gehören?

Welche Möglichkeiten haben wir? Ich fang mal mit ein paar kleinen Ideen an. Ich würde mich freuen, wenn andere ihre als Kommentare hinzufügen würden - oder ihr schreibt mir, dass ihr mich für paranoid haltet.

  • Die Vielfalt bei Social Networks unterstützen:
    Es geht nicht darum, ob Facebook, Google+, Twitter oder sonst wer besser ist für alles. Wir brauchen viele Social Networks: Xing soll bleiben, Diaspora, Twitter, kleine Berufsgruppen-Netzwerke (z. B. Texttreff, Gulp) - und ja, auch Facebook!
  • Alternative Suchmaschinen (Bing, Ecosia etc.) und Meta-Suchmaschinen (z. B. Metager) nutzen
  • Viele Browser einsetzen und nicht nur einen nutzen
  • Websites, Blogs, Foren und andere dezentrale Möglichkeiten zur Meinungsäußerung, Vernetzung und Diskussion nutzen

Aber reicht das, um - um beim Vergleich mit den Abgasen der Autos zu bleiben - die "Klimaerwärmung" zu verhindern? Kann man sich auf den guten Willen von Staaten, Unternehmen und das Gute im Menschen verlassen (rhetorische Frage)? Muss gegen Machtkonzentration nicht an gesetzlichen Stellschrauben gedreht werden - länderübergreifend? Und müssen wir da nicht langsam drauf drängen, bevor wir den Karren soweit vor die Wand gefahren haben wie beim Klimaschutz oder vor so einem Chaos stehen wie derzeit in Sachen Euroländer-Schuldenkrise/-Bankenkrise? Und müssen wir als Konsumenten nicht auch unser Verhalten stärker reflektieren und anders konsumieren?

Und das wären erst einmal nur mögliche Antworten auf nur einige der oben in der Liste erwähnten Abgase.