Donnerstag, 1. September 2011

Werbesprache unterm Mikroskop


Werbesprache. Ein Arbeitsbuch

"Werbesprache. Ein Arbeitsbuch" - Versuch einer Rezension

Vor ein paar Wochen habe ich mich bei Blogg dein Buch als Buchrezensentin angemeldet. Ich wollte Bücher rezensieren, die zu meinem Blog "Text & Kommunikation" passen. Als das Buch "Werbesprache. Ein Arbeitsbuch" vom Gunter Narr Verlag angeboten wurde, überlegte ich nicht lange, sondern schlug sofort zu. Schließlich ist Werbung eine Form der Kommunikation und sicher könnte ich aus dem Buch noch etwas lernen.

Wenige Tage später traf das Buch bei mir ein - und beim Auspacken wurde mir klar, dass ich es hier nicht mit einer federleichten Einführung in die Welt der Werbesprache mit ein paar Übungen zu sprachlicher Kreativität zu tun hatte, sondern mit einem umfassenden Werk über Werbesprache aus Sicht eines Sprachwissenschaftlers für andere (angehende) Sprachwissenschaftler.

Das Buch

Werbesprache, ein Arbeitsbuch
Nina Janich
Gunter Narr Verlag
5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
(die erste Auflage erschien 1999)
323 Seiten
ISBN 978-3-8233-6550-1
19,90 Euro

Die Autoren

Die Autorin Prof. Dr. Nina Janich ist Professorin für Deutsche Sprachwissenschaft an der TU Darmstadt. Das Unterkapitel "Mikrokosmos Internet-Formate" wurde von Jens Runkehl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der TU Darmstadt, verfasst.

Die Rezensentin

Ich denke, das sollten Sie wissen: Ich bin zwar seit vielen Jahren Autorin, aber völlig unbelastet von Sprachwissenschaft - jedenfalls was über den normalen Deutschunterricht hinausgeht. Ich konsumierte bisher eher Ratgeber über das Schreiben ("... für Dummies", "Wie man ... "). Dieses Buch von Nina Janich war also ein echtes Abenteuer für mich.

Rezension

Ich merkte schnell, dass ich mir durch den Titel des Buches eine falsche Vorstellung vom Inhalt und von der Zielgruppe, für die dieses Buch geschrieben wurde, gemacht hatte. "Werbesprache. Ein Arbeitsbuch" hatte mich annehmen lassen, dass dieses Buch eine Anleitung mit Übungen sei, welche mir helfen würde, meine Werbesprache zu entwickeln oder zu erweitern, damit ich in Zukunft noch treffendere, witzigere, raffiniertere (Werbe-) Texte formulieren kann. Doch wie die Autorin in ihrer Regieanweisung "Was will dieses Buch" schreibt, "... soll dieses Arbeitsbuch eine erste methodenkritische Hilfestellung für alle sein, die sich sprachwissenschaftlich mit Werbung beschäftigen und eigene Untersuchungen anstellen wollen". Tja, wer lesen kann und es auch tut, ist klar im Vorteil - mea culpa - ich hätte mir die Buchbeschreibung vor der Bestellung genauer anschauen sollen.

Im Buch geht es speziell um Wirtschaftswerbung und die Sprache in der Werbung (nicht die Fachsprache der Werbetreibenden).

Das sind die Haupt-Themenblöcke des Buches:
  • Markt, Kommunikation, Werbesprache
    Erläutert das Umfeld von Werbung und Werbesprache
    • Was ist Werbung
    • Werbewissenschaftliche Orientierung für die Sprachwissenschaft
    • Werbung - eine inszenierte Form von Kommunikation
    • Rezeption und Produktion - zwei Perspektiven
  • Medien und Formate
    als Makrokosmos der Werbung
    • Mikrokosmos Anzeige: Bausteine der Werbung
    • Mikrokosmos Fernsehspot
    • Mikrokosmos Hörfunkspot
    • Mikrokosmos Internet-Formate
    • Mesokosmos Kampagne: Mehrmedialität und Textsortenvernetzung
  • Sprachwissenschaftliche Forschungsfelder
    • Eine methodenkritische Vorwarnung
    • Die pragmatische Perspektive: Absicht - Inhalt - Form
    • Die sprachliche Form: Vom Wort zum Text
    • Besondere Werbestrategien
    • Paraverbales und Nonverbales
    • Eine Art Fazit: "Der Stil" der Werbung
  • Methodische Tipps
    • Vorschlag für ein Analysemodell
    • Aufbau eines Korpus - ein paar Anmerkungen
  • Der Blick über den Tellerrand
    • Diachronie - ein Interpretationsproblem
    • Diskursanalyse - Werbung als gesellschaftlicher Teildiskurs
    • Interkulturalität - die kontrastive Perspektive
    • Werbung und Werbesprache in der Kritik
Soweit ich das als Nicht-Sprachwissenschaftlerin beurteilen kann, ist dies ein gelungenes und ausführliches Studienbuch für Sprachwissenschaftler und solche, die es werden wollen. Es bietet eine gute Heranführung an das Thema Werbung allgemein und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven, die aus sprachwissenschaftlicher Sicht für eine Analyse von Werbesprache in der Wirtschaftswerbung wichtig sind.

Kleine Kritikpunkte

"Werbesprache. Ein Arbeitsbuch" ist zwar ein Buch von Wissenschaftlern für (angehende) Wissenschaftler, dennoch bin ich der Meinung, könnten manche der langen Textblöcke aufgelockert, gegliedert und lange Sätze auf mehrere gesplittet werden, um die Lesbarkeit zu verbessern. Die Hintergründe von Tabellen und manchen Kästen sind zu dunkel - das macht einen unfreundlichen Eindruck und erschwert die Lesbarkeit. Im einführenden Abschnitt "Aufbau und Textbausteine" würde ich mir eine übersichtliche Liste der verwendeten Symbole und deren Bedeutung wünschen. Ein Thema, das man meiner Meinung nach im Zusammenhang von Werbung und (Werbe-) Sprache im Internet erwähnen sollte, ist die Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO) und ihr Einfluss auf die (Werbe-) Sprache.

Zusammenfassung:

Empfehlenswertes Studienbuch für (angehende) Sprachwissenschaftler **** (vier von fünf Sternen)

"Werbesprache. Ein Arbeitsbuch" ist ein umfassendes und aus meiner Sicht gelungenes Lehr- und Übungsbuch für (angehende) Sprachwissenschaftler, die sich mit Werbung und Werbesprache in der Wirtschaftswerbung auseinandersetzen wollen. Es erläutert werbewissenschaftliche Grundlagen und führt in linguistische Fragestellungen ein, die für die Untersuchung von Werbung und Werbesprache wichtig sein können. Das umfangreiche Wissensangebot wird ergänzt durch Hinweise auf methodische Probleme, Forschungsanregungen, Literaturtipps und praktische Übungen. Einen Stern Abzug wegen kleiner Kritikpunkte an der Form.



Freitag, 19. August 2011

Google Plus - Einsteigen für Freiberufler und kleine Unternehmen

Google Plus - vgwort
Google Plus - Kontakte werden in
frei definierbare Kreise sortiert
Google Plus (Google+, G+) war eine angesagte Social-Media-Plattform von Google. Das neue soziale Netzwerk war vom 28. Juni 2011 bis zum 2. April 2019 online. Während der Beta- oder Pre-Betaphase war es die am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform, die es bis dahin gab. Schon 4 Wochen nach dem Start soll Google Plus bereits 25 Millionen Nutzer (weltweit) gehabt haben. 2013 erklärte Google, dass 190 Millionen aktive Nutzer bei Google+ seien! Am 8. Oktober 2018 wurde laut Wikipedia bekannt, dass mehr als 500.000 Nutzerkonten von Google+ seit Jahren von Datendiebstahl bedroht waren, weshalb die Schließung von Google+ in der für Endkunden offenen Version beschlossen worden war. Die kommerzielle Google-Plus-Variante für Unternehmen wurde am 2. April 2019 angeblich ebenfalls wegen einer Datenpanne eingestellt. Diesen Beitrag schrieb ich im August 2011, als ich noch an das Potenzial von Google Plus glaubte. (aktualisiert am 3.7.2021)

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Google Plus - warum es nicht nur ein vorübergehender Hype ist


Es gibt Leute, die Google Plus für einen vorübergehenden Hype halten, der bald einschlafen wird. Das glaube ich nicht. Google wird meiner Meinung nach alles daran setzen, damit Google Plus zu einem Erfolg wird. Was mich davon überzeugt, dass Google es schaffen wird:

  • Google kann Google Plus mit der Google-Suche verknüpfen
    Google ist die am häufigsten benutzte Suchmaschine.
    • Öffentlich in Google Plus geteilte Links erscheinen schon jetzt in den Suchergebnissen derer, die die Person in einem ihrer Kreise haben.
    • Google-Plus-Posts werden vermutlich demnächst als Echtzeitsuchergebnisse in die Google-Suche integriert werden (so wie es Twitter bis vor kurzem war).
  • Anreize für Webmaster und Blogger
    Durch die Integration von Google Plus und +1 in die Google-Suche/Suchergebnisreihenfolge wird ein starker Anreiz für Webmaster und Blogger geschaffen, Google Plus/+1 in ihre Webseiten bzw. Blogs einzubauen.
    • Bewertungen durch +1 von Google (entspricht dem Like von Facebook) werden bereits jetzt beim Google-Suchalgorithmus berücksichtigt. Was man mit +1 bewertet, erscheint zudem unter +1 im Google-Plus-Profil (wenn man dies freigibt).
  • Google Plus gibt es auch als mobile Apps (Betriebssysteme Android und iOS)
    Die Zukunft ist u. a. mobil und in diese Richtung entwickelt und investiert Google (z. B. auch Übernahme Motorola).
  • Google Plus - Chrome-Erweiterungen
    Es gibt zig Chrome-Erweiterungen, die das Google-Plus-Erlebnis auf dem Desktop-PC oder Notebook entsprechend den individuellen Wünschen verschönern.
  • Enge Verknüpfung mit Picasa, YouTube und anderen Google-Produkten
    Beispielsweise kann man Google Plus Hangouts (Video-Konferenzen) jetzt auch von YouTube aus starten und sich gemeinsam Videos anschauen.
  • Google-Plus - Spiele als Anreiz für die Privatnutzer
    Google beteiligt sich an Unternehmen, deren Produkte sich sehr dazu eignen, in Google Plus integriert zu werden (z. B. an Zynga). Spiele sind inzwischen in Google Plus integriert - zum Glück in einem eigenen Stream.
  • Google Plus für Business in Arbeit
    Bisher gibt es nur Personenprofile, doch die Business-Profile für Marken und Firmen sind in Vorbereitung. [Nachtrag: Inzwischen sind die Unternehmensseiten (Google Plus Pages) da.]
  • Google hat Geld, motivierte Mitarbeiter und Visionen
    Google ist meiner Meinung nach innovativ, hat jede Menge Geldanlage (verdient mit der Google-Suche) und pflegt seine Mitarbeiter (jedenfalls liest man immer wieder darüber). Es hat anscheinend alles, was nötig ist, um tolle Sachen zu entwickeln.
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Google Plus - der Early Adopter fängt den Wurm


Aktuell gibt es bei Google Plus nur Personen-Accounts und noch keine Business-Accounts oder kostenpflichtige Möglichkeiten für Social-Media-Marketing. Dies bietet gute Chancen für Early-Adopter-Freiberufler/kleine Firmen, sich zu postionieren und z. B. ihre Kreise aufzubauen und etwas für ihre Sichtbarkeit zu tun.

Google-Plus-Einsteiger - die ersten Schritte


  1. Profil ausfüllen
    Bevor Sie etwas anderes tun, füllen Sie am besten Ihr Profil aus. Zwar sollten Sie - wenn Sie beruflich netzwerken und potenzielle Kunden/Auftraggeber interessieren wollen - Ihre beruflichen Tätigkeiten vorstellen, doch sollten Sie sich als lebendige Person präsentieren.
  2. Ein bis drei Posts schreiben
    Posten Sie keine Werbung, sondern lieber etwas Humorvolles oder Interessantes. Die Posts sollen einen Eindruck von Ihrer Person und Ihren Interessen geben.
  3. Kreise anlegen
    Ein paar Kreise sind immer schon voreingestellt, aber man kann seine Kreise benennen und einrichten, wie man will. Üblicherweise packt man die Leute zusammen in einen Kreis, die die gleichen Posts lesen sollen (z. B. je einen Kreis für Familie, Autoren-Kollegen, Verlage, Lieferanten). 
  4. Leute zu den Kreisen hinzufügen
    Wenn man jemanden zu seinen Kreisen hinzufügt, dann wird derjenige darüber informiert. In der Regel schaut die Person dann in Ihr Profil, um festzustellen, ob sie Ihnen auch folgen möchte (sprich: Sie in einen ihrer Kreise hinzufügen will).
  5. Zuhören (mitlesen) und mitmachen
    Wenn man irgendwo neu ist, schadet es nicht, sich erst einmal umzuschauen, was andere so schreiben. Findet man ein Posting im Stream eines andere lustig oder interessant, dann gibt man Feedback, indem man auf +1 klickt. Wenn man es so gut findet, dass man es auch den Mitgliedern im eigenen Netzwerk mitteilen will, dann teilt man das Posting und gibt an, welcher Kreis oder welche Kreise das in ihrem Stream sehen können sollen. Wenn man etwas "öffentlich" postet oder teilt, dann können es alle Kreise lesen und es erscheint auch im öffentlichen Profil.
  6. Features mit Leuten aus dem vertrauteren Netzwerk testen
    z. B. wie man Hangouts (Videokonferenzen) für Konferenzen, Briefings oder Schulungen nutzen kann

Was man noch so alles mit Google anstellen kann, findet man in einem ausführlichen Google-Dokument (Google+ Tipps und Tricks), das von über 100 Leuten gemeinsam verfasst wurde.

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Google Plus - eine Chance für mehr Sichtbarkeit


Gerade Freiberufler und Firmen mit kleinem Budget für Suchmaschinenmarketing und Social-Media-Marketing können sich in der frühen Phase eines sozialen Netzwerkes gut positionieren. Dadurch, dass viele neu und auf Entdeckungsreise sind, gibt es gleich ein gemeinsames, neutrales Gesprächsthema: Google Plus und wie man es findet bzw. wo man welche Funktionen findet und am besten anwendet. Das macht das Kontakten und Vernetzen sehr einfach.

Ansonsten lernt man andere Teilnehmer kennen, indem man ein paar interessante Leute in seine Kreise aufnimmt (z. B. die "Stars" der Branche oder Mitarbeiter einer interessanten Fachzeitschrift) und sich an interessanten Diskussionen beteiligt. Dadurch werden andere Kontaktsuchende aufmerksam und nehmen Sie möglicherweise in ihre Kreise auf. Man kann auch bei anderen schauen, wen sie in ihre Kreise aufgenommen haben - vielleicht findet man den ein oder anderen, der einen auch interessiert.

Hinweis zum Kontakte-sammeln:
Theoretisch kann man auch einfach alle aus den Kreisen eines anderen selbst "einkreisen", doch davon hat man nichts (jedenfalls nicht, wenn die nicht "zurückkreisen" - was sie i. d. R. nicht tun). Im Gegenteil: Leute, die Tausenden folgen, aber selbst kaum in Kreisen anderer sind, wirken unseriös - man fürchtet, es sind Adressensammler, die spammen wollen. Selbst wenn ein Adressensammler in Kreise aufgenommen wird, weiß er nicht in welche - wahrscheinlich bei jedem in einen "Spammer"-Kreis, der dann nicht gelesen wird.

Interessante Leute zum Vernetzen findet man auch über die Listen von Google Plus Counter. Für den Bereich Text und Kommunikation sind
das z. B.

Weitere Listen bei Google Plus Counter.

In entsprechende Listen sollte man sich nach einer kurzen Erkundungsphase auch eintragen lassen. Manche Listen sind offen, d. h. man kann sich selbst eintragen, andere Listen werden betreut - da nimmt man Kontakt zum Betreuer auf (zu finden unter "curated by") und fragt, ob man aufgenommen wird. Wenn es noch keine passende Liste gibt, kann man auch selbst eine anfangen.

Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Verzeichnisse, die ich jedoch nicht ausprobiert bzw. für nicht interessant befunden habe.

Google Plus - Tipps zum Schluss


Zwar sollte man - wenn man Google Plus für berufliches Netzwerken und eventuell Auftragsakquise nutzen möchte - im Profil darlegen, was man beruflich macht und auch seine Homepage, Blogs oder Websites verlinken (bringt Besucher und Backlinks), aber bei seinen Postings sollte man sich mit Werbung zurückhalten. Niemand mag bespammt werden - ich blockiere z. B. Personen, die im Profil und im Stream nur ihre Produkte oder Dienstleistungen bewerben und sonst nichts Interessantes zu sagen haben. Aber jeder mag Informationen - aktuell oder originell, spannende Diskussionen oder einfach etwas Spaß und Unterhaltung. Also zeigen Sie sich als die interessante Person, die sie sind.

Möchten Sie sich mit mir bei Google Plus vernetzen? Besuchen Sie mein Google-Plus-Profil!

Nachträglicher Hinweis
Seit Januar 2012 finden Sie eine ausführlichere Google Plus Anleitung für Freiberufler und Unternehmen Google+ erfolgreich nutzen von mir auf den Seiten von akademie.de. Die Informationen und Screenshots wurden im April 2012 - nach Einführung der neuen Oberfläche von Google Plus - aktualisiert.

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Freitag, 5. August 2011

Flattr im Test


Flattr-Erfahrung: Mit Flattr oder anderen Micro-Payment-Diensten 
Geld verdienen - funktionieren freiwillige Bezahlmodelle (Crowd Funding/Social Funding)?
Mit Flattr oder anderen Micro-Payment-Diensten
Geld verdienen - funktionieren freiwillige Bezahlmodelle?
Flattr, Kachingle & Co.

2010 wurden Flattr, Kachingle und andere Micro-Payment-Dienste als freiwillige Bezahlmodelle (teilweise auch als Crowd Funding/Social Funding bezeichnet) in vielen Medien vorgestellt. Endlich sollte es eine Möglichkeit geben, wie Webseiten-/Homepagebetreiber, Blogger und andere Autoren/Publisher für ihre Informations-/Unterhaltungsleistung auf freiwilliger Basis bezahlt werden können. Aus vielen kleinen Tropfen sollte ein angemessener Geldfluss werden, denn belohnt werden müsste doch das, was gut geschrieben ist und/oder anderen einen Mehrwert bringt.

Die Abwicklung der Micro-Payment-Dienste ist üblicherweise so:
Der Blogger/Autor/Publisher o. ä. meldet sich und seine Website/Blog bei dem Micro-Payment-Dienst (Flattr, Kachingle o. a.) an und integriert den entsprechenden Bezahl-Button in seine Website bzw. den Blog. Gefällt einem Seiten- oder Blogbesucher, was er auf der Seite liest, klickt er auf den Bezahl-Button. Falls er bereits einen Account und ein Guthaben bei dem Micro-Payment-Dienst hat, kann er (sich einloggen und) eine Bezahlung anstoßen, ansonsten wird er gebeten, sich zu registrieren. Erst wenn man registriert ist, ein Guthaben überwiesen und die Bezahlkonditionen festgelegt hat (wie viel man pro Monat ausgeben möchte), kann man dann per Klick eine Bezahlung anstoßen.

Wie beim Geld verdienen mit Werbung auf der Homepage, muss man viele Besucher finden, damit sich das freiwillige Bezahlsystem lohnen kann. Das heißt, man muss viel Zeit und Arbeit in Suchmaschinenoptimierung (SEO) und andere Möglichkeiten, den Blog bekannt zu machen, stecken.

Flattr im Test

Ich testete Flattr von Dezember 2010 bis Ende 2012 auf verschiedenen Webseiten mit Finanzinformationen für Verbraucher - sowohl als Konsumentin, die anderen geschätzten Autoren für ihre Arbeit eine kleine Gegenleistung geben möchte, als auch als Autorin und Webseitenbetreiberin, die mit ihren Online-Veröffentlichungen ein Einkommen erzielen möchte.

Flattr - mein Fazit

Das ist mein Fazit ohne Umschweife:
  • Die Sache mit dem Bezahlen als Konsumentin funktioniert einwandfrei und gefällt mir sehr gut - gerade, wenn ich von jemandem oft erhellende Blogbeiträge oder anderen Web Content lese, bin ich froh, das auch anerkennen zu können. Schließlich bin ich der Meinung, dass Autoren und Journalisten für ihre Arbeit bezahlt werden sollen und möchte auf diese Weise andere  unabhängige SchreiberInnen unterstützen.
  • Selbst ein Einkommen mit dem Flattr-Bezahl-Button zu generieren, ist mir nicht gelungen. Jedoch glaube ich, die Gründe dafür gefunden zu haben, warum Flattr in meinem Fall (zumindest in diesem Test) nicht funktionierte.
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Warum Flattr bei mir nicht funktionierte

Dass Flattr zur Einkommensgenerierung bei mir nicht funktionierte, führe ich auf diese Gründe zurück:

  • Ungeeignete Themen für Flattr
    Ich habe den Flattr-Button auf statischen Webseiten mit Finanzthemen für Verbraucher/Privatanleger (Anfänger) eingebaut. Das ist möglicherweise ein Themenkreis, der nicht zur freiwilligen Bezahlung einlädt.
  • Meine LeserInnen kennen Flattr meist nicht
    Die Zielgruppe der Finanzthemenseiten sind Otto-Normalverbraucher/Privatanleger, die vermutlich Flattr/Crowdfunding gar nicht kennen. Flattr scheint mir am ehesten von Bloggern und anderen, schon lange web- und/oder journalismusaffinen Menschen genutzt zu werden.
  • Einsatz von Flattr parallel zur Werbeplatzvermietung bzw. zu Partnerprogrammen/Affilate-Programmen
    Zum einen lenkt die Werbung vom Flattr-Button ab, zum anderen ist die Bereitschaft, eine Information freiwillig zu bezahlen, vermutlich größer, wenn der Leser keine anderen Versuche zur Einkommensgenerierung (Monetarisierung der Arbeit) sieht. [Leider reicht aber weder das eine noch das andere zur Unterhaltsbestreitung]
  • Hoher Anteil neuer Besucher
    Meine Statistik zeigt, dass ein sehr großer Teil meiner Seitenbesucher neue Besucher sind und ein geringerer Anteil wiederkehrende Besucher. Selbst wenn ein Besucher neugierig auf den Flattr-Button klickt, wird er nach Abschluss der Registrierung und Einrichtung eines Guthabens mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit nicht wiederkommen und eine Bezahlung anstoßen.
  • Zu viele Social Buttons
    Um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen nicht nur Überschriften, Grafiken, Bilder und Werbung, sondern auch die zunehmende Zahl an Social Buttons.
Konsequenz [mit Nachtrag]

Die Flattr-Buttons, die ich auf meinen Finanz-Webseiten zum Testen eingebaut hatte, habe ich inzwischen wieder entfernt, doch werde ich ab sofort [5.12.2012] diesen Blog mit Flattr-Buttons ausstatten. Ich selbst möchte auch weiterflattren - um meine Anerkennung für wertvolle Inhalte zu zeigen, weil es einfach ethisch ist, für konsumierte Leistungen zu bezahlen und weil das Lesen von Online-Zeitungen, -Magazinen, Blogartikeln usw. auch den Aufwand für die Entsorgung von Papier erspart (auch wenn ich persönlich immer noch sehr gerne Print-Erzeugnisse lese).

Alternativen zu freiwilligen Bezahlsystemen?

Wer vom Schreiben leben können möchte, überlegt, wie er am besten publiziert (mit oder ohne Verlag, als Buch, E-Book, im Blog oder auf Webseiten) - natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, wie man mit seiner Arbeit am ehesten ein überlebenswertes Einkommen (-> FAZ-Artikel zum Thema) erzielen kann. Über Content-Farmen (Erklärung bei -> Wikipedia) und Autorenplattformen meiner Meinung nach nicht. Als es mit Flattr und Kachingle auf den Webseiten und Blogs (anscheinend nicht nur bei mir) nicht klappte, versuchten es manche Autoren mit Paypal ("Danke") und Amazon-Gutscheinen, was anscheinend auch nicht klappte, und erwägen jetzt, Hochwertiges online nur noch als kostenpflichtes E-Book zu veröffentlichen. Kann das eine Lösung sein? Oder was ist die Lösung?

Einladung zur Flattr-/Micro-Payment-Dienste-Diskussion

Wie ist Ihre/eure Meinung? Welche Erfahrungen habt ihr/haben Sie mit Flattr oder anderen Möglichkeiten des Crowd Fundings/Social Fundings/Micro-Payment-Diensten gemacht? Nutzt/nutzen Sie die Kommentarfunktion und fügt eure/Ihre Erfahrungen hinzu. Wenn der Blogbeitrag euch/Sie inspiriert hat, abonniert/abonnieren Sie den Feed oder per E-Mail.

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