Donnerstag, 9. Februar 2012

Social Media – ist der Hype vorbei?

social-media-hype-vorbei-vgwortWenn es sich bei Social Media ähnlich verhält wie an der Börse & Geldanlage – dass eine Kursrallyephase bald vorbei ist, wenn auch die Mainstream-Medien zum Einstieg blasen – dann dürfte der Social-Media-Hype demnächst abklingen, denn jeder, der in der Politik, im Fernsehen, in Zeitschriften und Rundfunk ein wenig zeitgemäß rüberkommen möchte, bindet Social Media – mehr oder weniger holprig – in seine Aktivitäten ein.

Nun funktioniert nicht alles im Leben so wie die Börse, an der die Zukunftsaussichten gehandelt werden, doch seit ein paar Wochen bemerke ich eine Abnahme der Social-Media-Euphorie um mich herum, ich beobachte eine Zerfransung des Angebotes (immer neue spezialisierte soziale Netzwerke, z. B. So.cl, Pinterest und Klone, diverse Videoplattformen – das ist zwar aus kartellrechtlicher Sicht positiv, aber es verteilt zum einen die Nutzeraufmerksamkeit, zum anderen die Budgets), sehe Anzeichen für rückläufige Nutzerzahlen, erlebe, dass Zeit-, Geld- und Ressourceneinsatz oft genug in keiner sinnvollen Relation zum Ergebnis stehen – und der daraus resultierende Frust dürfte bei manchem Unternehmen die Aktivitäten zurückgehen lassen.

Social Media – Zahlen lügen nicht (?)

Meine Eindrücke sind subjektiv, was aber sagen die Zahlen? Laut einer vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) veröffentlichten Studie (durchgeführt von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen) vom Herbst 2011 sind 74 Prozent der Internetnutzer in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet, 66 Prozent der Internetnutzer sind im Netzwerk auch aktiv (weibliche Nutzer 71 Prozent, männliche Nutzer 61 Prozent). 59 Prozent der Internetnutzer sind immerhin täglich in ihrem Netzwerk aktiv, 11 Prozent sogar mehr als zwei Stunden täglich.

Ist der Social Media Hype vorbei?
Interessanterweise sind die Zahlen im Vergleich zu den Ergebnissen vom Frühjahr 2011 aber leicht rückläufig. Im Frühjahr 2011 waren nämlich noch 76 Prozent der Internetnutzer in sozialen Netzwerken angemeldet, 73 Prozent der Internetznutzer waren in sozialen Netzwerken aktiv.

Zwar würde ich das noch nicht als "Negativwachstum" einstufen, da die Anzahl der Befragten mit 1.023 (Herbst 2011) bzw. 1.001 Personen (Frühjahr 2011) doch recht klein ist – auch wenn sie repräsentativ ist - und die statistische Fehlertoleranz +/- 3 Prozentpunkte beträgt, aber aufhorchen lässt das schon – es ist jedenfalls kein Aufwärtstrend und muss weiter beobachtet werden.

Wer ist in Social Media und was machen die da?

Social Media wird nach den Ergebnissen der BITKOM-Studie überwiegend zu privaten Zwecken genutzt - Ausnahmen sind die Businessnetzwerke XING und LinkedIn. Die meisten Netzwerkmitgliedern nutzen in ihrem sozialen Netzwerk vorrangig Funktionen, die zur Kommunikation mit Freunden dienen, sie holen sich Informationen zu Veranstaltungen, laden Bilder hoch oder nutzen Spiele (Social Games).

Wie viel Prozent der Internetnutzer in einem sozialen Netzwerk angemeldet / aktiv sind – nach Altersgruppen:
  • 14 bis 29 Jahre: 92 % sind angemeldet / 85 % sind aktiv
  • 30 bis 49 Jahre: 72 % sind angemeldet  / 65 % sind aktiv
  • 50 Jahre und älter: 55 % sind angemeldet / 46 % sind aktiv

Ausgewählte Aktivitäten
  • 14 Prozent der mindestens in einem sozialen Netzwerk angemeldeten Internetnutzer gaben an, dass sie sich – gelegentlich oder öfter - in Social Media über Marken und Produkte informieren
  • 11 Prozent suchen in Social Media nach Angeboten für Produkte und Dienste und 
  • 4 Prozent nutzen Social Media zur Kommunikation mit Unternehmen für Kundenservice und Beschwerden


Die Social Media Top 8 (aktive Nutzer) 

Platz 1: Facebook
45 % der Befragten (67 % der 14- bis 29-Jährigen, 42 % der 30- bis 49-Jährigen und 24 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Facebook aktiv. 

Platz 2: StayFriends
17 % der Befragten (2 % der 14- bis 29-Jährigen, 20 % der 30- bis 49-Jährigen, 19 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Stayfriends aktiv. 

Platz 3: wer-kennt-wen
12 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 14 % der 30- bis 49-Jährigen, 14 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei wer-kennt-wen aktiv.

Platz 4: StudiVZ
6 % der Befragten (15 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei StudiVZ aktiv.

Platz 5: XING
4 % der Befragten (5 % der 14- bis 29-Jährigen, 5 % der 30- bis 49-Jährigen, 3 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei XING aktiv.

Platz 6: meinVZ
4 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 2 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei meinVZ aktiv.

Platz 7: Google Plus
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 3 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Google Plus aktiv.

Platz 8: Twitter
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Twitter aktiv.

Hinweis: In meinem Umfeld (Medien, Kommunikation) sähen die Top 8 völlig anders aus. Freiberufler oder Unternehmen, die in Social Media aktiv werden wollen, müssen erst herausfinden, wo die für sie relevanten Kontakte/Zielgruppen (z. B. Berufskollegen, Medien, Partnerunternehmen, potenzielle Kunden) sind.

Die Zukunft von Social Media

Nur weil der größte Hype möglicherweise vorbei ist, heißt das nicht, dass Social Media in der Zukunft keine Rolle mehr spielen wird, sondern – vorausgesetzt, dass der aktuelle Eindruck stimmt – dass sich das Wachstum der Nutzerzahlen verlangsamt. Viele Branchen sind ja noch gar nicht in Social Media angekommen und vieles an Potenzial wurde noch nicht einmal entdeckt.

Freiberufler und Unternehmen, die bis jetzt noch nicht in Social Media präsent sind, sollten sich nicht zurücklehnen nach dem Motto „Wozu die Mühe, das sitz ich einfach aus“. Im Gegenteil: Ich glaube, dass Social Media auf Dauer unaufgeregter Alltag wird und dass man als Freiberufler und Unternehmen nicht an Social Media vorbeikommt.

Es wird zwar auf der Netzwerkseite Konsolidierungen geben (Pleiten, Zusammenschlüsse etc.) und das Gleiche vermutlich auch bei den Social-Media-Experten (von Agenturen bis zu den Einzelkämpfern), aber es wird für Marken/Unternehmen wichtig bleiben, über Social Media in Erfahrung zu bringen, was Kunden über sie und ihre Produkte reden, Einfluss zu nehmen, ihr Unternehmen nicht nur im Internet sondern auch in den sozialen Netzwerken zu präsentieren und überhaupt Social Media in die Gesamtkommunikation und Unternehmensprozesse zu integrieren. Aber man wird sachlicher an die Aufgaben herangehen, als das in einer anfänglichen Hype-Phase (siehe Hype-Zyklen bei Wikipedia) geschieht, genauer hinschauen, wo man sich engagiert und genauer überprüfen, welchen Nutzen welche Social-Media-Aktivität für den Kunden und das Unternehmen hat.

Quelle für die Zahlen: BITKOM Studie (PDF nicht mehr online)

Freitag, 27. Januar 2012

Google Plus oder Facebook - dürfen Mega-Unternehmen das Internet beherrschen?

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Google, Facebook & Co. - Internet ist mehr als
ein paar Server und Kabel - es geht um Macht und Geld

Die Zeit vor Facebook

Internet - das war einmal definiert als das Netz der Netze. Seit Mitte der 1990er Jahre bin ich dabei. Am Anfang war das wichtigste Thema: Wie komme ich ins Internet rein - technisch und ohne dabei wegen der hohen Provider- und Telefongebühren pleitezugehen. Später ging es darum, wie und wo man brauchbare Informationen findet. Kommuniziert wurde aber von Anfang an viel: Per E-Mail, in Foren, Chats, Konferenzräumen, im Usenet, über Messenger und seit ein paar Jahren über Social-Media-Plattformen.

AOL war damals, als die ersten Privatnutzer und Nicht-Informatiker begannen sich für das Internet zu interessieren, ein Anbieter, der den einfachen Online-Zugang für Techniklaien sowie Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten kostenpflichtig aus einer Hand bot. AOL war eine amerikanische Aktiengesellschaft, deren Kurs während der Internetblase ab Mitte der 1990er explodierte und dann mit dem Platzen der Blase wieder implodierte. Die Bedeutung von AOL begann zu schrumpfen, als der Online-Zugang allgemein einfacher und billiger und das kostenlose Information- und Kommunikationsangebot außerhalb von AOL größer wurde. Auch die, die vorher bei AOL waren und sich zum Teil innerhalb von AOL vernetzt und kommuniziert hatten, nutzten nun verstärkt die nicht kommerziellen (Usenet) und nicht zentral organisierten Kommunikationsmöglichkeiten (Chats, Foren und Messenger verschiedener Anbieter).

Facebook hat die Internetwelt verändert


Als Facebook (der Börsengang ist für 2012 angekündigt, geschätzter Wert des Unternehmens: 100 Milliarden US-Dollar) auftauchte, entwickelte sich nach und nach ein Hype. Viele neue Internetnutzer setz(t)en Internet und Facebook sogar gleich. Alte Internetler wie ich finden das wiederum sehr befremdlich - für uns ist Facebook nur ein kommerzielles Netzwerk, das die Daten der User ausschlachtet, innerhalb des großen (und großartigen) Internets. Doch dadurch, dass immer mehr Privatnutzer und Marken zu Facebook gingen, wurde ein großer Teil der Internetaktivitäten von Facebook "angesaugt". Facebook entwickelte sich zum zentralen Kommunikationszentrum und für manche sogar zum einzigen Informationszentrum.

Twitter hat zwar auch die Welt verändert, aber weniger das Internet als solches. Twitter war immer ein Teil des Internets, aber wurde nicht von seinen Nutzern mit dem Internet als solches verwechselt, wie man es bei manchen Facebook-Nutzern feststellen kann.

Google Plus - nicht nur eine Bedrohung für Facebook


2011 erschien Google Plus (Google+, G+) auf der Bildfläche - eine Social-Media-Plattform des Suchgiganten Google (seit 2004 an der Börse, Marktkapitalisierung derzeit ca. 108,65 Milliarden EUR, kaufte gerade die Motorola-Mobilfunksparte für 12,5 Milliarden US-Dollar). Google hat zu Zeiten von Altavista und Lycos den Suchmaschinen-/Webportalemarkt aufgerollt, alle Mitbewerber mehr oder weniger ausgestochen und ist durch Suchmaschinen-Marketing (Adwords, Adsense etc.) enorm reich geworden. Facebook, der User- und Werbebudget-Sauger, drohte für Google zur ernsten Gefahr zu werden und Google Plus wurde geschaffen. Google Plus ist von Anfang an sehr schnell gewachsen und hat sogar das Potenzial, Facebook die Führungsrolle zu nehmen. Doch was dann?

Wer hat Angst vor den Mega-Konzernen im Internet?


Ich. So wenig, wie es mir bei Facebook gefällt, dass der Social Graph diktiert, was ich von wem in meinen Hauptmeldungen zu sehen bekomme, ich mich in ein Facebook-Korsett zwingen lassen muss, kostenlos Inhalte bereitstelle, die von Facebook kommerziell genutzt werden dürfen (Crowd Sourcing für Dummies: Viele denken, arbeiten und diskutieren und einer kassiert den (kommerziellen) Erfolg), so wenig gefällt mir die Aussicht, dass eine Mega-Aktiengesellschaft wie Google in Zukunft nicht nur die Suche und über den Suchalgorithmus/Abstrafungen die Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von allem und jedem im Internet bestimmt, sondern auch noch den An-/Ausschalter für meine Kommunikation bedient - trotz aller Sympathie und Gefallen an den einzelnen Google-Produkten. Dazu kommt, dass all die verschiedenen (und teilweise sehr guten) Google-Dienste und deren gesammelte Daten im Laufe der Zeit zusammengeführt werden, was sicher neue angenehme Funktionen ermöglicht, aber eben den Nutzer zu einem noch besser hebbaren Datenschatz macht - und wer weiß, an wen all diese Daten irgendwann gehen.

Auch andere sehen die Gefahr - so warnte beispielsweise Wolfgang Sander-Beuermann von der Leibniz Universität Hannover in seinem Gastkommentar "Warum ich G+ nicht will" in der Internet World Business 17/11 vor der Google-Dominanz und der Macht, die das Unternehmen dadurch über die Struktur des Internets hätte und auch Bernd Graff legt den Finger in die Wunde in Googles neue Nutzungsbedingungen: Wir werden sterben und Google weiß, warum. Und nun setzt sich dieser Gigant auch noch für ein lockeres Urheberrecht ein - das macht nicht nur mir Bauchschmerzen: Lesenwert in diesem Zusammenhang ist King Kong gegen Godzilla von Wolfgang Michal.

Hat jeder Internet-Hype ein natürliches Ende?


Andererseits wird uns gerade im Internet immer wieder die Vergänglichkeit der Hypes und der Mächtigen vor Augen geführt - so viele verschwanden schon in die Bedeutungslosigkeit oder ganz von der Bildfläche: CompuServe, AOL, Altavista, Netscape, Second Life ... und demnächst möglicherweise Yahoo.

Sind Megakonzerne wie derzeit Facebook oder Google denn überhaupt eine Gefahr oder kann man sich darauf verlassen, dass ihre Macht von alleine wieder verschwindet - wie bei anderen vor ihnen -, weil etwas Neues auftauchen wird?

Google Plus, Facebook & Co. - besteht Handlungsbedarf, um deren Macht einzuschränken?


Wird die Meute irgendwann wieder weiterziehen und ist das Problem damit erledigt? Oder muss etwas dagegen getan werden, dass das Internet von solchen Giganten wie Google oder Facebook (vorübergehend?) beherrscht werden kann. Wenn ja, wie wäre das möglich? Müssen Kartellämter stärker eingreifen? Aber die Vorteile, die ein Nutzer dieser Plattformen hat, sind eben zu einem großen Teil auch durch eine Zentralisierung bzw. Quasi-Monopolstellung bedingt. Oder müssen nutzerbezogene Daten irgendwo zentral und unabhängig von Unternehmen verwaltet und vom User jeweils freigeschalten werden? Doch wer soll die Vollmacht für diese Datenverwaltung erhalten, schließlich findet das Internet staaten-/ideologieübergreifend statt. Und wer bezahlt das?

Google Plus, Facebook oder ...?


Ich persönlich bin nach wie vor froh, dass Google Plus geschaffen wurde, weil es die Anzahl und Vielfalt der Social-Media-Plattformen erhöht und dadurch vermutlich die Macht von Facebook reduziert. Doch muss meiner Meinung nach auch etwas gegen Google getan werden, denn durch die Integration von Google Plus in seine Suchmaschine mit Quasi-Monopolstellung nötigt Google Webseitenbetreiber und Blogger praktisch dazu, in Google Plus aktiv zu werden; dadurch dass die dann auch auf ihrer Webseite für ihre Google-Plus-Präsenz werben, bewerben sie auch wieder Google Plus.

Mein persönliche Strategie, mit der Situation umzugehen: Ich werde weiterhin verschiedene Social-Media-Plattformen/-Kanäle nutzen - egal wie gut Google Plus noch wird. Google Plus, Facebook, Twitter, XING - jede Social-Media-Plattform hat ihre Stärken und Schwächen. Ich plane, weiterhin verschiedene Kanäle entsprechend der jeweiligen Stärken zu nutzen. Nicht zuletzt, um mich nicht abhängig von einem einzigen Anbieter zu machen.

Um als Person weniger transparent für Google zu sein, wenn das Unternehmen - wie bereits begonnen - die User-Daten all seiner Dienste miteinander verknüpft, arbeite ich inzwischen mit verschiedenen Browsern für verschiedene Tätigkeiten/Netze und setze die oft incognito ein - jeder Browser hat diese Funktion: Mit der rechten Maustaste auf das Browser-Symbol in der Taskleiste klicken, dann entsprechend Incognito-Fenster, InPrivate o. a. auswählen.

Interessant ist auch der neueste Coup der Konkurrenz von Google: Sie hat jetzt eine Browsererweiterung entwickelt, mit deren Hilfe sie in der personalisierten Google-Suche (Search Plus Your World) besser platziert wird (Konkurrenten manipulieren Google-Suche). Ein spannender Kampf, bei dem wir in der ersten Reihe sitzen - oder sind wir der Spielball?

Ich bin an der Meinung meiner Leser interessiert und freue mich über Kommentare.

Montag, 16. Januar 2012

ING-DiBa: Werbespot mit Wurst löst Shitstorm bei Facebook aus

Aber wer profitiert eigentlich davon?ing-diba-shitstorm

Seit der Ausstrahlung des Werbespots der ING-DiBa, der in einer Metzgerei spielt und bei dem - neben Dirk Nowitzky - eine Scheibe Wurst in der Hauptrolle brilliert, sind einige Veganer und Vegetarier in den Angriffsmodus übergegangen und schreiben die Facebook-Wand der Bank voll. Einige argumentieren sachlich, andere verhalten sich tyrannisch und respektlos anderen Nutzern gegenüber. Das Gleiche muss man allerdings auch von der Gegenseite sagen, die sich eingefunden hat und umgekehrt argumentiert oder mobbt. Es ist aber immer wieder Witziges oder Satirisches bei all den Diskussionen oder Ausbrüchen dabei, sodass - wenn man in den letzten Tagen Unterhaltung suchte - die Facebook-Seite der ING-DiBa der Ort der Wahl war.

Interessant während dieser Zeit war auch, wie dieser Vorfall kommentiert wurde. Diese Stimmen würde ich in "normale Facebook-Besucher", Social-Media-/PR-Fachleute, beobachtende Unternehmen und Medien unterteilen. Meinem Eindruck nach finden viele der normalen Facebook-Besucher die Angelegenheit eher amüsant. Die meisten schlagen sich auf die Seite der ING-DiBa, weil sie den Werbespot mögen oder weil durch diesen "Gewaltakt" der besetzenden Veganer und Vegetarier die Bank zum Opfer gemacht wurde - wodurch ihr die Sympathien zuflogen. Durch ihr sehr tolerantes Verhalten (bzw. das ihrer Social-Media-Abteilung) bot die Bank keine Angriffsfläche - es gab kein "Feindbild Bank", an dem man sich hätte aufreiben können - zum Leid der Angreifer. Denn die - mögen ihre Absichten ursprünglich gut gewesen sein - machten sich durch ihr aggressives Auftreten bei 99 Prozent der Besucher unbeliebt und schadeten ihrer Sache, wie es schlimmer kaum möglich ist.

Ein Ereignis wie dieses, bei dem ein Unternehmen innerhalb einer Social-Media-Plattform wie Facebook von einer Gruppe derart angegriffen wird, beschäftigt natürlich auch andere Unternehmen sowie die Leute, die Social-Media-/PR-Konzepte und -Dienstleistungen anbieten. Einige Social-Media-Agenturen und PR-Fachleute werfen der ING-Diba mangelndes Eingreifen vor. Ein Schelm, wer Eigeninteresse dahinter vermutet. Sie möchten verständlicherweise ihre (potenziellen) Kunden - die beobachtenden Unternehmen - beruhigen und stellen heraus, dass man hätte moderierend eingreifen können - was andere wiederum bezweifeln. Aber so kann sich jeder entsprechend seiner Einschätzung als Experte profilieren.

Auch in der Tagespresse gab es Berichte. Sie bewerteten das tolerante Verhalten der ING-DiBa eher positiv, z. B. Süddeutsche.de vom 13.1.2012. Zwei Tage zuvor hatte die W&V (Werben und Verkaufen) ein Interview mit Unternehmenssprecher André Kauselmann von der ING-DiBa veröffentlicht, der sich darin über die Solidarisierung der Kunden mit der Bankenvergleich freute.

ING-Diba - die Welle reiten, bis sie bricht? 

Bisher hat die ING-DiBA keine genauen Zahlen veröffentlicht, doch ich vermute, dass sie als der große Gewinner dieses "Shitstorms" hervorgeht. André Kauselmann sprach in obigem Interview immerhin von einer Verzehnfachung der Reichweite.

Nicht nur die zusätzliche Aufmerksamkeit, die sowohl der Werbespot als auch die Facebook-Seite (Wall und Produktangebote) bekamen, sondern auch die Sympathien hätte man mit gezielten Werbemaßnahmen vermutlich nur schwer in dem Ausmaß wecken können. Die Frage ist, wie man nun langsam wieder zum Alltag kommt und wie man die Facebook-Wand auch in ruhigen Zeiten interessant und besuchenswert gestalten kann, damit ein etwaiger positiver Effekt auch Bestand hat.

Was wohl allen klar ist: Der Lernprozess, was Social Media angeht, ist noch lange nicht zu Ende.

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