Montag, 24. Oktober 2016

Der Aufstieg der AFD - eine Folge fehlender Kommunikation (Kommentar)

Und was kann man gegen die gesellschaftliche Spaltung tun?

Manchmal beneide ich die, die wissen, wo sie hingehören - politisch ihre Farbe gefunden haben, meine ich. Ich bin bunt - viel Grün, viel rote Sozialdemokratie, aber auch konservativ-schwarze Sprenkel und sogar bei der gelben FDP finde ich Gedankenanstöße. Ich fühle mich keiner Partei zugehörig, aber da die Welt ohne Natur, Luft und Wasser nichts ist, genießt Grün bei mir eine gewisse Priorität.

Mein politischer Farbenmix
Mein politischer Farbenmix
Ursachen für den sozialen Unfrieden

Andererseits gerät eine Gesellschaft, die nicht allen Bürgern Gerechtigkeit und faire Chancen auf Bildung, Beruf und das Führen eines befriedigenden Lebens bietet, schnell aus dem Ruder. Genau das sieht man meiner Meinung nach aktuell in den USA und in Europa. Digitalisierung und Globalisierung bringen vielen Menschen, manchen Unternehmen und den Staatshaushalten Vorteile, aber viele andere verlieren durch den schnellen Wandel ihre Arbeit oder das Unternehmen, ihr Zuhause und ihre Ersparnisse - oder haben große Angst davor, demnächst zu den Modernisierungsverlierern zu gehören.

Ähnliches gilt auch für die Hartz-4-Reformen: Durch sie stehen der deutsche Arbeitsmarkt und die deutsche Wirtschaft heute statistisch besser beziehungsweise gut da, aber es gibt auch die negativ betroffenen Menschen, die wenig Chancen haben, ihrer demütigenden Lage zu entkommen, und die mitleidigen Blicke der Einen und die Schikane der Anderen aushalten müssen. Keiner möchte mit ihnen tauschen.

Auch die Wirtschafts- und Finanzkrisen haben viele in Europa und den USA in die Arbeitslosigkeit, Not und sogar in die Obdachlosigkeit oder an den Rand davon getrieben.

In Deutschland kommt hinzu, dass auch die Wiedervereinigung ihre Opfer hatte - hauptsächlich im Osten fühlten sich Menschen übergangen und/oder sind (gefühlt) schlechter dran als vorher.

Wie man in Studien nachlesen kann, klappt die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander - auch in Deutschland. Das empfinden die Menschen auf der "falschen" Seite als Ungerechtigkeit - was auch sonst. Die Chancen sind einfach nicht gleich und in vielen Fällen bereichern sich die Einen auf Kosten der Anderen, deren Gehälter und Rechte schrumpfen, während die Eigentümer und Menschen in sehr hohen Positionen genügend abschöpfen können.

Die Symptome der sozialen Spaltung

So eine Situation führt dazu, dass in den USA ein in vieler Hinsicht unqualifizierter und dazu noch unbeherrschter, frauen- und fremdenfeindlicher Mensch wie Donald Trump so viele Stimmen (weißer Abgehängter und Protestwähler, aber auch republikanischer Stammwähler) hinter sich vereinen kann und dass bei uns in Europa Parteien an den Rändern der Demokratie so stark werden. Manche treibt die Enttäuschung über die etablierten Parteien der Mitte, die ihnen die Situation eingebrockt haben und sie dann stehen ließen, die Anderen die Angst vor (weiterem) Abstieg in die Arme von Populisten und Lügnern. Wohin Armut und sozialer Unfrieden im Extremfall führen können, sah man 1933, als die Deutschen die NSDAP, eine undemokratische Partei, in den Reichstag wählten und bald darauf Hitler Reichskanzler wurde. Das Ende war ein Europa in Trümmern und ein Deutschland mit vielen Mördern und Mitläufern, für die wir uns über Generationen schämen. Ohne soziales Denken und Handeln ist also auch alles nichts.

Kapitalismus und Demokratie funktionieren nur unter fairen Bedingungen

Meine konservativen, schwarzen Sprenkel im Parteifarbenmix kommen daher, dass ich prinzipiell für den Kapitalismus bin, weil ich ihn im Menschen selbst verankert sehe: Menschen wollen Leistung belohnt sehen, weil das fair ist. Und Belohnung ist ein Anreiz für Leistung. Diese Belohnung kann Anerkennung und Dank sein, aber sie muss auch einen Geldwert haben. Allerdings muss ein kapitalistisches System meiner Meinung nach auch gerecht sein: Alle müssen die Chance zur Leistung bekommen - und da hapert es. Schon bei der Geburt sind die Chancen nicht gleich und das setzt sich im Leben und Berufsleben fort. Wer in einem armen Elternhaus mit wenig Bildung aufwächst, hat es viel schwerer, zu einer höheren Bildung und an einen einträglichen Beruf zu gelangen. Die, die hinten runterfallen (aus den oben genannten Gründen), haben zu lange kaum jemanden gekümmert - oft werden sie sogar als faul verleumdet.

Wer mit den Populisten ins Bett geht, wird mit ihnen aufwachen

Wenn sich eine Partei wie die CSU, die ein C für christlich in ihrem Namen, aber auch ihren Anteil daran hat, dass die vom Wandel negativ betroffenen Menschen vergessen wurden, sich auf das Niveau der fremdenfeindlichen, rückwärts gewandten AFD begibt und nur populistische Hetzreden schwingt, statt den Vergessenen wirklich versucht zu helfen, bei wirtschaftlichen Veränderungen mitgenommen zu werden, dann sollte sie wie die AFD auch an den Rand gestellt werden - die CDU stände besser da ohne sie, glaub ich, allerdings wahrscheinlich auf Kosten der SPD, was ich wiederum aus Gewichtungsgründen nicht so gut fände.

Was kann gegen die gesellschaftliche Spaltung getan werden?

How Much Inequality Is Too Much?: Richard Freeman (in einem Video des Stanford Center on Poverty and Inequality-Kanals, YouTube)

Wirtschaftsprofessor Richard B. Freeman von der Harvard Universität spricht sich dafür aus,
dass Arbeiter und Angestellte Eigentümeranteile (Aktien) von ihrem Arbeitgeber-Unternehmen
und damit Mitspracherecht erhalten und am Gewinn beteiligt werden.


Farben beziehungsweise politische Parteien, die ich persönlich gar nicht mag, sind die an den Rändern. Die Linken geben meiner Meinung nach gerne Geld aus, haben aber das Geldverdienen nicht auf dem Schirm und scheinen mir bei dem Thema Wirtschaft nicht kompetent. Außerdem wollen sie näher an Russland, weg von den USA und raus aus der NATO - diese Vorstellung erscheint mir sicherheitspolitisch unverantwortlich, schon wegen Putin, der prinzipiell undemokratisch ist, die Welt schon oft belogen hat und inzwischen einen Propagandakrieg zur Spaltung Europas führt.

Die CSU fällt mir auf Bundesebene nur durch meiner Meinung nach überflüssige bis fremdenfeindliche, populistische Vorschläge auf, die in den meisten Fällen auch noch mit dem EU-Recht kollidieren. Da werden von Seehofer und Söder Ängste und Neid geschürt, die die Wähler allerdings nicht wie vermutlich gewünscht zur CSU locken, sondern in die Hände der AFD treiben.

Die FDP ist zwar keine demokratische Randpartei, aber "Freiheit der Märkte" ist inmitten einer sozialen Krise - und das ist das Erstarken der AFD im Grunde - einfach das falsche Signal.

Den meisten der Parteien der bürgerlichen Mitte ist gemein, dass sie den (vermeintlich) Abgehängten und denen, die davor große Angst haben, Abgehängte zu werden, nicht zugehört und/oder sie nicht ausreichend beachtet haben. Nur die AFD beziehungsweise Menschen, die hoff(t)en, sich über eine neue Partei zu profilieren und zu Macht zu gelangen, haben sie gehört, ihre Chance gewittert und diese Partei gegründet.

Die AFD ist noch schlimmer als die CSU, ihre Führungsriege schwingt nicht nur populistische Reden, sie "ver*rscht ihre Wähler regelrecht: Sie tut verständnisvoll und schiebt die Schuld an oft gar nicht vorhandenen Missständen Menschen zu, die für überhaupt nichts bei uns die Verantwortung tragen. Aber weil die AFD-Politiker zugehört und den (vermeintlich) Abgehängten eine Lösung vortäuschen, folgen ihnen diese. Dabei wollen die AFD-Politiker, wenn sie einmal Macht haben, die Sozialleistungen des Staates kürzen, praktisch den Ausgleich und Gegensteuerungsmaßnahmen für etwaige Ungerechtigkeiten des Systems im Wandel auch noch abschaffen. Das würde für manche ihrer Anhänger ein böses Erwachen geben. Ganz abgesehen davon, dass eine Abschottung Deutschlands und das Wiederaufrichten von Zäunen nicht nur die wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte kaputtmachen würden.

Wodurch kann der soziale Frieden hergestellt werden?

Die (vermeintlich) abgehängten Menschen müssen spüren, dass sie der restlichen Gesellschaft und der Politik nicht egal sind - und sie dürfen der Gesellschaft nicht egal sein, wenn wir alle von ihnen nicht mit in den Abgrund gezogen werden wollen. Wir alle, aber besonders die Parteien und die Menschen mit Positionen in der Politik müssen besser zuhören, welche Probleme die Leute umtreiben und wenn diese die Verdrehungen der Realität nachplappern, die Sachlagen richtig stellen. Was mir auch gleich einfällt: Die Menschen brauchen Arbeitsmöglichkeiten auch auf dem Lande, das bedeutet: Die Infrastruktur auf dem Lande darf nicht immer weiter verschlechtert (öffentliche Verkehrsmittel, Ärzte, Schulen etc.), sondern muss verbessert werden (digitale Infrastruktur ausbauen, Homeoffice-Arbeiten fördern  - seit gefühlt tausend Jahren wird darüber geredet) - Themen für die übrigens die CSU im Bund zuständig ist. Die Menschen in den Städten brauchen bezahlbare Wohnungen, dann bleibt ihnen auch noch Geld für Sport, Spaß und Konsum übrig, was für die Wirtschaft und die Innenstädte auch nicht nachteilig wäre.

Vor allem Politikern der Mitte-Parteien sei gesagt: Mehr und bessere Kommunikation braucht das Land! Politische Kommunikation darf nicht die losgelöste "Vermarktung der eigenen Partei" sein und dann ist nichts dahinter, sondern muss wirkliche Kommunikation mit den Menschen sein und sollte dann auch zu weiteren Schritten führen: zuhören, verarbeiten, Vorschläge für Lösungen ausarbeiten, überzeugen. Hört den Leuten zu und helft ihnen, sich sicherer zu fühlen. Zeigt ihnen, wie sie sich konstruktiv in demokratischen Parteien einbringen können - manche haben in der BRD noch nicht die Erfahrung gemacht, dass sie etwas zählen, sie wurden in der DDR verwaltet, bei der Wiedervereinigung übergangen und fühlen sich bis heute ignoriert, manche vielleicht auch überfordert.

Offensichtlich brauchen viele Menschen und auch Unternehmen mehr Hilfe und Hilfestellung in Zeiten des ständigen Wandels. Allerdings sollten nicht einfach Entschädigungszahlungen wie Kamellen über betroffene Gruppen geworfen werden, denn das verschiebt nur das Unabwendbare und würgt Eigeninitiativen ab, sondern man könnte mit Geld für potenziell Betroffene und Unternehmen Anreize setzen, den Wandel schon beim ersten Anzeichen offensiv und konstruktiv anzugehen, beispielsweise die Branche zu wechseln (von Kohle zu Erneuerbarer Energie), sich umschulen/weiterbilden zu lassen beziehungsweise umzuschulen etc.

Selbst wenn solche Maßnahmen zusätzliche Ausgaben bedeuten würden, was ja nicht sein muss, wenn man bei weniger wichtigen Projekten spart (apropos: wie wichtig war ein neues Punktesystem für Verkehrssünder?): Unser sozialer Frieden im Lande und in Europa muss eine ganz hohe Priorität haben, muss sogar wichtiger sein als eine schwarze Null. Nur dann sind wir alle für die Herausforderungen unserer Zeit gewappnet.

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Freitag, 30. September 2016

Lamento über den Umgang mit Kunden und Gedanken zur nachhaltigen Kommunikation

Nachgedacht über nachhaltige Kommunikation
Zurückgelehnt und nachgedacht über nachhaltige Kommunikation.

Alle Jahre wieder wird mit viel Marketing-Gedöns für neu gezüchtete Balkonblumensorten getrommelt. Vor ein paar Jahren verliebte ich mich in eine von diesen: Ihre Blüten waren gelbweiß gestreift und sie hieß 'Lemon Slice'! Ich kaufte sie und freute mich eine Saison lang an ihrer fruchtig-frischen Ausstrahlung auf meiner Terrasse. Doch als ich die gleiche Sorte zur nächsten Blumenpflanzsaison wieder kaufen wollte, fand ich keinen Anbieter mehr - offensichtlich war sie nicht mehr im Trend und aus den Sortimenten verschwunden. Ich fand es schade, dass in der Sommerblumenzüchtung offensichtlich nicht damit gerechnet wird, dass jemand bei einer Sorte bleiben oder zu ihr irgendwann zurück möchte. Vielleicht ist auch einfach kein Platz für die vielen Sorten der Vorjahre, weil jedes Jahr wieder unzählige neue auf den Markt kommen und sich jeder Züchter mit seinen neuen Sorten ins Gespräch und in Sortenprämierungen bringen muss. Ich finde es schade, aber habe es inzwischen verschmerzt, dass man mich nicht über nachhaltig gepflegte Sommerblumensortimente an sich binden will.

Sortimentsbereinigung ohne Rücksicht auf die Kunden

Anders geht es mir mit meinem neuen Smartphone: Kürzlich habe ich mir nämlich endlich ein Smartphone gekauft: Es heißt Lumia - schon der Name gefiel mir - und es ist ein Windows Phone. Dabei brauchte ich gar kein Smartphone - jedenfalls nicht zum Telefonieren, denn mein altes Handy tut es fürs Online-Banking und für die Notrufmöglichkeit beim Autofahren noch. Aber mit dem neuen Gerät kann ich meine Webseiten auf kleinem Bildschirm checken, kann in guter Qualität fotografieren, filmen, Audio aufnehmen, Nachrichten lesen, die sozialen Netzwerke einschließlich YouTube durchforsten, Notizen an mich selbst erstellen und auch Office-Dokumente anschauen - übrigens alles zuhause über mein WLAN, obwohl ich im Fall des Falles meine Handy-Simcard auch für das Smartphone nutzen kann. Mein Smartphone ist nicht nur schön und funktionell, sondern es war wirklich preiswert und seine Nutzung kostet mich auch kaum etwas! Alles war prima und ich hatte mich innerlich auf eine lang andauernde Freundschaft mit der Marke eingestellt, bis ich erfuhr, dass der Hersteller diese Marke einstellen wird. Da war meine Freude vorbei.

"Mit so etwas muss man rechnen", wurde mir gesagt. "Informations- und Telekommunikationstechniken verändern sich und Unternehmen müssen sich am Markt ausrichten." Trotzdem: Nicht nur meine Freude am Gerät ist seitdem getrübt, mein Vertrauen in den Hersteller der Marke, nämlich Microsoft, ist ebenfalls futsch.

Leider ist auch das ein Fall, auf den ich als Nutzer kaum Einfluss habe, außer dass ich nun regelmäßig auf der Facebook-Seite von Microsoft deswegen jammere. Aber ob die Verantwortlichen kapieren, wie viel sie kaputt machen, wenn sie alles rein wirtschaftsstrategisch entscheiden und die Gefühle der NutzerInnen, die vorher über die Marke aufgebaut wurden, ignorieren? Für mich ist diese Vorgehensweise jedenfalls ein Rezept, wie man das Vertrauen in die Herstellermarke gleich mit einer Produktmarke zusammen zerstört.

Social-Media-Trends

Schnelllebig geht es auch bei den sozialen Netzen zu. Kaum jemand erinnert sich noch an die VZ-Netzwerke, dabei waren sie mal der Hype im deutschsprachigen Raum – im Juli 2010 hatten sie noch 17 Millionen Mitglieder, die sich dort miteinander vernetzten, dann kam Facebook und die Nutzer liefen mit fliegenden Fahnen über. Im August 2012 hatten die VZ-Netzwerke dann nur noch 2,8 Millionen Mitglieder. Diese Vergänglichkeit von Trends sollte man als Kommunikations-Verantwortliche/r nie vergessen. Einen Social-Media-Kanal einzurichten und ein Netzwerk aufzubauen und lebendig zu halten, macht sehr viel Arbeit - und ganz plötzlich kann der Hype vorbei sein. Laut verschiedener Trendforscher befindet sich aktuell übrigens Facebook auf dem absteigenden Ast – die Jugendlichen und jungen Erwachsenen jedenfalls tummeln sich angeblich lieber beim „nächsten heißen Scheiß“, nämlich bei Snapchat***, und hoffen, dass ihnen die Eltern und Großeltern möglichst lange nicht dorthin folgen mögen.

Marken, Dienstleister und Unternehmen, die Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen möchten, müssen nun ebenfalls zum neuen Dienst wechseln und sich wieder auf eine neue Art des Vernetzens und der Kommunikation einstellen.

Wie kann eine nachhaltige Kommunikationsstrategie aussehen?

Zwar muss man seiner (angepeilten) Zielgruppe hinterherreisen, um im Austausch mit ihr zu bleiben oder sie für sich zu gewinnen. Aber andererseits sollte man sich nach Möglichkeit auch nicht zu abhängig von Dritten machen, denn die können für ihre Plattformen nicht nur ihre Spielregeln jederzeit verändern, sondern auch aus der Mode kommen oder sogar pleitegehen. Damit dann nicht aller Einsatz der vergangenen Jahre verloren ist, empfiehlt es sich, langfristig zu planen und von Anfang an die eigenen Webseiten, Blogs, Foren und so weiter zum Zentrum seines Kommunikationsuniversums zu machen, um das die Aktivitäten auf den Plattformen Dritter wie Satelliten kreisen. Außer man will tatsächlich nur einen aktuellen Trend reiten, bis er tot ist, um sich dann ein neues Pferd zu suchen. Ein Verhalten, das aber selten Kundenvertrauen schafft, außer man ist Trend-Berichterstatter.

*** Snapchat ist ein Sofortnachrichtendienst für Bildnachrichten, die sich nach vorgegebener Zeit selbst löschen. Snapchat gibt es derzeit nur als App für Mobile Endgeräte wie Smartphone und Tabletcomputer mit den Betriebssystemen Android (Google) und iOS (Apple).

Sonntag, 13. März 2016

Die Piraten sind weg

Gedanken an die Piratenpartei können an Tagen mit erschreckend hohen Wählerstimmen für die AfD emotional aufrichten. (Kommentar)


Die Piraten sind weg! Und so wird es in ein paar Jahren auch mit der AfD sein - denn die AfDler haben keine Lösungen für die heutige Welt oder die Welt von morgen.

Die Piraten hatten allerdings neue Ideen und Gedankenanstöße gegeben - manche interessant und neu. Leider haben einige von ihnen auch gezeigt, wie leicht es manchen Menschen fällt, andere Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken, zu enteignen, weil es ihnen gerade in die Philosophie passt.

Vom Wahlergebnis der AfD (und der NPD) lernt man, bei wie viel Prozent der Mitbürger Fremdenangst und Fremdenhass größer sind als das Einfühlen in das schlimme Schicksal anderer. Sie reden von deutscher und christlicher Kultur, aber haben selbst anscheinend keine. Eigentlich waren diese Menschen immer da, man hat es nur nicht in Zahlen gesehen.

Ich hoffe, es wird bald Lösungen für Syrien und andere Krisengebiete geben sowie eine europäische Lösung für Zuwanderungssituationen gefunden, die auch hilfreich für die Vertriebenen und Schutzsuchenden sind und nicht nur ein Wegschieben des Leids. Und ich hoffe, dass die AFD-Wähler mit der Zeit (und durch uns) lernen, dass Fremde und Fremdes nicht schlecht sind und sie nicht nur nehmen, sondern auch viel Gutes zu uns bringen - abgesehen davon, dass wir wegen der Überalterung unseres Landes Zuwanderung brauchen, denn sonst bekommen auch die AfD-Wähler-Kinder und -Enkel keine Rente mehr.

Ich hoffe, nein, ich bin fast sicher: Wie bei den Piraten werden die anderen Parteien manches als Gedankenanstöße verwerten. Es gibt zwar bei den AFDlern keine innovativen Visionen wie bei den Piraten, sondern nur die eigenen Befindlichkeiten, Angst vor dem Neuen gefolgt von Fremdenfeindlichkeit und Rückwärtsgewandtheit. Aber ihr Emporkommen sollte die Parteien der bürgerlichen Mitte lehren, dass niemand vergessen werden darf. Dass die Menschen aufgeklärt werden müssen über Digitalisierung, Globalisierung und Finanzkrisen und dass sie neben Bildung für alle auch faire Chancen beispielsweise zur Umschulung bekommen, um sich dem ständigen Wandel anpassen zu können.

Die (vermeintlich) Abgehängten dürfen nicht länger ignoriert werden, denn ohne sozialen Frieden ist alles nichts - für uns alle. Es muss diesen von Populisten und auch von Putins Propagandaapparaten Fehlinformierten begreiflich gemacht werden, dass wir unsere Errungenschaften verlieren, wenn wir stehenbleiben oder gar rückwärts gehen und uns einzäunen - am Ende stehen da Armut und Kriege wie vor hundert Jahren. Und sie müssen erfahren, dass sie sich konstruktiv bei der Zukunftsgestaltung einbringen können.

Nur leider muss ich, bis es soweit ist, das Fernsehgerät und das Radio öfter mal ausschalten, denn manche der Politikgestalten halte ich einfach nicht lange in Wort und Bild aus, wenn sie sich in Talkshows und Interviews austoben. Das war aber auch bei einigen der Piraten so. Und es ist auch so bei ... hm: Wagenknecht ... und bei Seehofer, Söder, Stoiber ... de Maizière ... die Liste ist lang und rein subjektiv. Ich höre jetzt lieber auf und esse eine Pizza. Oder doch lieber ein italienisches Eis oder gar einen türkischen Döner? Den ehemals Fremden und heutigen Mitbürgern sei dank, gibt es ja genug Vielfalt zur Auswahl.