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Donnerstag, 14. August 2014

Haben Computer einen eigenen Willen?

Ich fürchte, ja. Und der ist schwer zu durchschauen!

Wenn der Bildschirm nach einer Installation schwarz bleibt, ist man plötzlich hellwach.
Seit 2011, also schon seit kurz nach der Anschaffung, will ich auf meinem Notebook das Service Pack 1 (SP1) für das Betriebssystem Windows 7 Home Premium installieren. Dieses Service Pack ist die Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit mancher Software und auch für die Installation eines neuen Internet Explorers, den ich als einen von fünf Browsern auf meinem Rechner habe.

Aber es ging nicht, das Service Pack ließ sich nicht installieren. Ich bekam bei jedem Versuch eine Meldung, dass mein von einem Drittunternehmen vorinstalliertes Betriebssystem (für das es keine Installations-CD gab) nicht für das SP1 geeignet sei.

Jeder Versuch hat mich mehr verärgert, weil es nämlich beim Kauf des Notebooks keine Vorwarnung gab, dass man das ab Werk installierte System wohl nie upgraden können würde. Aber ich gab nicht auf, sondern versuchte es immer wieder.

So auch vor zwei Tagen. Dieses Mal lud ich das Service Pack bei Computerbild herunter. Überraschung: Es kam keine Meldung und kein Abbruch! Ich musste nur warten, warten warten. Es dauerte weit über eine Stunde, bis alles heruntergeladen, installiert und "grob" verarbeitet war.

Dann der große Augenblick und die bange Frage, ob der Rechner nach dem Neustart wieder hochfahren und funktionstüchtig sein würde. Bangen, Hoffnung, schwarzer Bildschirm, Flackern, dann doch: Jubel. Ich konnte mich anmelden, das Notebook lud seine Programme, ok, es lud und lud und lud und brauchte eine ganze Zeit - für was auch immer. Aber schließlich verband es sich wie gewohnt mit dem Internet, reagiert auf meine Eingaben und in den Computereigenschaften wurde das SP1 tatsächlich angezeigt.

Ein Wunder war geschehen. Oder? Man kann spekulieren, ob das Service Pack seit meinen vorherigen Versuchen überarbeitet worden war oder ob ich beim Entfernen von Malware im Frühjahr irgendeine blockierende Datei oder Einstellung versehentlich gelöscht habe. Oder man kann annehmen, dass mein Notebook einen eigenen Willen hat und bei den früheren Versuchen einfach noch nicht bereit für eine Veränderung war.

Denn wie anders soll ich es verstehen, dass ich eineinhalb Tage mit dem neuen Service Pack ohne Probleme und ohne größere Nachzügler-Updates seitens Windows gearbeitet habe und mir dann sechs Neustarts später auf einen Schlag ganz plötzlich 98 wichtige (!) Updates auf einmal empfohlen werden.

Soll ich wirklich?, fragte ich mich. Jetzt, wo doch alles so schön läuft? Aber klar, ich konnte nicht widerstehen und klickte auf Updates installieren - innerlich gewappnet, dass ich danach die Festplatte formatieren und ein neu zu kaufendes Betriebssystem installieren müssen würde.

Aber noch ein Wunder: Das Notebook rödelte zwar wieder stundenlang herum, aber am Ende funktionierte nicht nur das vorhandene System, nein, ich hatte plötzlich und unerwartet den Internet Explorer 11 auf dem Rechner und der hatte sich alle Daten vom Vorgänger gemerkt.

Es scheint, mein Notebook hat jetzt mitbekommen, dass ihm Veränderungen gut tun (und diese es noch eine Weile vor der Ausmusterung bewahren können), denn gerade bietet es mir schon wieder 6 Updates an.

Morgen, vertröstete ich. Ich muss ich ja auch mal wieder "was Richtiges" arbeiten.

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Sonntag, 24. April 2011

Der Abschied oder Scheiden tut weh!

Es ließ sich nicht mehr übersehen: Er war alt geworden und ich nicht - na ja, jedenfalls nicht so wie er! Ich fühlte mich noch lebendig und frisch, ich wollte neue Welten erobern, unaussprechliche Dinge ausprobieren. Aber er kam einfach nicht mehr mit.

Was sollte ich tun? Er lief ja noch - und Schreiben und ein wenig Surfen ging ja - meistens. Ich konnte ihn doch nicht so einfach abschaffen. Oder?

Immer öfter ließ er sich nur mit Mühe wachrütteln - und wenn er dann endlich hochgefahren war und die Anmeldeprozedur überstanden hatte, dann war er zu langsam, zu schwerfällig, zu wenig bereit, sich auf Neues einzulassen. Multimedia? Ha, das konnte ihm gestohlen bleiben - er war mit Text oder Standbild zufrieden.

Wie oft wurde ich belächelt: "So ein altes Vehikel hast du zuhause?" "Ja, ich weiß ja - aber er tut's doch noch und letztendlich macht er es doch immer so, wie ich es mag."

Monate zögerte ich es hinaus. Nur heimlich blätterte ich in Hochglanzkatalogen, was wohl so ein neuer kostete und was man mit dem alles anstellen können würde. Aber dann fiel mein Blick wieder auf ihn, den alten - eigentlich eine Konstruktion aus Notebook, aus dem wie aus einem Patienten tausend rote und schwarze Kabel in alle Richtungen sprießten, und einem riesigen Bildschirm dahinter - alles schon etwas abgegriffen und altmodisch klobig wirkend. Wie viel Zeit, Geld und Liebe hatte ich im Laufe der Jahre doch in unsere Partnerschaft investiert - manches konnte er, was ihm außer mir keiner mehr zugetraut hatte.

Doch so ging es nicht mehr weiter - täglich die Nervosität, ob er es noch schaffte, Schweißausbrüche, wenn es beim ersten Versuch nicht klappte, erleichtertes Seufzen, wenn dann doch endlich das Lebenszeichen kam und er Anlauf nahm, hochzufahren. Nein, so ging es nicht weiter - schließlich verdiente ich mit der Arbeit am Computer mein tägliches Brot. Es musste sein. Bald.

In einer schlaflosen Nacht setzte ich mich an den schwach beleuchteten Schreibtisch mit dem alten Computer. Während er schnaufend hochfuhr, strich ich mit den Fingern wehmütig über seine Tastatur, in deren Zwischenräume sich über die Jahre grauer Staub festgesetzt hatte. Mit dem kleinen Finger blieb ich an dem winzigen Nippel hängen, an dem einmal die Ö-Taste befestigt gewesen war - bevor der Staubsauger sie gefressen hatte. Damals ... ja damals.

Zu dem Zeitpunkt sah er zumindest von der Seite noch gut aus. Aber er schwächelte schon! Später, als ihm mehr und mehr Tasten ausfielen, machte ich keine Fotos mehr, um ihn nicht unnötig zu quälen.

Der neue kam per Post in einem riesigen Paket. Ich stellte ihn in eine Ecke und ignorierte ihn volle zwei Tage - schließlich hatte ich viel zu tun, von dem er mangels entsprechender Software ja noch keine Ahnung hatte. Da lobte ich mir doch den alten, der war gut eingespielt und zurzeit auch willig.
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Doch dann kam die Atempause und ich musste mich der Situation stellen: Ich packte ihn aus, den neuen. Wow, Klavierlack-glänzende Oberfläche, großzügig und schnittig und - nachdem ich ihn angestellt hatte: schnell - und das ganz ohne missbilligendes Lüftersurren! Vorsichtig parkte ich ihn - wie sich herausstellte: für mehrere Wochen - auf dem Esstisch, fütterte ihn nach und nach mit Programmen und Daten, die ich entweder neu kaufte oder dem alten unter dem Vorwand der Sicherheitskopie-Erstellung abzapfte.

Immer öfter arbeitete ich nun mit dem neuen am Esstisch, während der alte traurig und mit schwarzem Bildschirm auf dem Schreibtisch stand und mir quer durch den Raum in den Nacken starrte, während er auf mich wartete.

Dann kam der Tag, als in einer meiner Publikationen wichtige Neuerungen fehlten. "Oh mein Gott! Wie kriege ich das wieder hin?" Ich drehte den Kopf zum Schreibtisch. Ich sah ihn lächeln, den alten. Und dann rettete er mich aus meiner Notlage.

Doch der neue wurde mit der Zeit immer besser und die Abstände zwischen den Rettungsaktionen wurden immer weiter, bis dann der Tag kam ...

Ich wusste es schon morgens, dass ich es nicht länger hinauszögern durfte - ich musste die Quälerei beenden. Das war ich ihm schuldig - ihm und mir. Vorsichtig zog ich dem alten die Stecker raus, klappte ihn zärtlich zu, rollte bedächtig die Kabel auf und hob ihn von seinem Platz, der plötzlich entsetzlich leer war.

Fühlte ich da ein Zittern in meinen Händen?

"Aber wir können doch Freunde bleiben", flüsterte ich, als ich ihn und seine Kabel und Anhängsel in eine Hülle stopfte und alles hinten im Schrank verräumte. Aber er gab keinen Laut von sich und das Herz war mir schwer, als ich die Schranktür hinter mir schloss.

Nun hat der neue seinen Platz. Siegreich steht er da auf dem Schreibtisch vor dem Fenster. Ich hasse ihn dafür, wie er protzt, aber ich muss zugeben - er ist wirklich gut. Und ja, er sieht auch noch gut aus! Doch es ist schön zu wissen, dass der alte auch noch da ist - eingekuschelt im Kleiderschrank. Wer weiß, vielleicht muss er mich noch einmal aus einer Notlage befreien - und das wird er gerne tun - hyperventilierend und mit Mühe, aber er wird es tun.


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