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Sonntag, 18. März 2012

Der Weg zum ersten eigenen Buch - Interview mit Pia Ziefle (Suna)

Pia Ziefles Roman "Suna" ist gerade pünktlich zur Leipziger Buchmesse bei Ullstein erschienen und hat in diesen wenigen Tagen bereits sehr viel positives Echo erhalten. Ich konnte Frau Ziefle nach ihrer Rückkehr aus Leipzig interviewen.

Eva Schumann: Frau Ziefle, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem wunderschönen Erstlingsroman "Suna" (-> Rezension). Schriftsteller haben ja ganz unterschiedliche Vorgehensweisen beim Schreiben. Wie gingen Sie vor (bei der Erstfassung): Sprudelte die Geschichte aus Ihnen heraus und wollte erzählt werden oder entwickelten Sie zuerst ein Konzept und schrieben dann?

Pia Ziefle: Die Geschichte kam mehr oder weniger von selbst zu mir - das Schwierige war aber, die verschiedenen Zeitebenen im Griff zu behalten. Und die geschichtlichen Daten. Und die vielen Figuren. Dafür habe ich ein riesiges White-Board im Büro und eine Menge verschiedenfarbiger Stifte. Außerdem arbeite ich gerne mit DIN A4 Blättern, die ich im Raum auslegen kann. Jedes Blatt hat nur ein Thema, beispielsweise eine Figur oder einen der Handlungsstränge. Ich habe früher non-lineare Drehbücher geschrieben, aus dieser Zeit habe ich die Zettelmethode übernommen.

Eva Schumann: Viele Menschen träumen davon, einen Roman oder überhaupt ein Buch zu schreiben, doch nur wenige schaffen es - weil es mühseliger ist, als sie erwartet haben. Wie schafften Sie es, durchzuhalten? Haben Sie ein paar Tricks parat - feste Schreibzeiten, Durchhalten mit Schokolade und Kaffee o. ä.?

Pia Ziefle: Viele sagen "ich würde auch einen Roman schreiben, wenn ich die Zeit dazu hätte". Da ist mehr dran, als man so denkt. Es dauert immer viel viel länger, als man denkt. Obwohl ich sehr viel Schreib- und Konzeptionserfahrung hatte, konnte ich in der zuerst geplanten Zeit keinen zufriedenstellenden Stand erreichen. Das Manuskript war zwar irgendwie gut, aber man hat doch deutlich sehen können, dass da mehr drinstecken könnte - als würde man hinter dem zuerst angepeilten Gipfel einen weiteren entdecken, der in keiner Karte verzeichnet ist und den man vom Tal aus nicht sieht. Dann steht man vor der Entscheidung, ob das genügt, was man erreicht hat, oder ob man noch genügend Kräfte hat, weiterzugehen. Feste Schreibzeiten wären sicher toll gewesen, aber mit der Familie ist das nicht drin. Ich habe vorwiegend abends und nachts geschrieben, mit Hilfe von Kaffee und Chips. Und Schokolade.

Eva Schumann: Davon, gleich für den ersten Roman einen Verlag wie Ullstein zu finden, träumen viele. Wie haben Sie das geschafft?

Pia Ziefle: Das war tatsächlich ziemlich überraschend. Das Manuskript war in seiner ersten Fassung nämlich überall durchgefallen. Daraufhin habe ich mich hingesetzt und alles nochmal ganz neu geschrieben, inklusive einer neuen Erzählperspektive. Das Wichtigste aber: Ich habe eine wunderbare Agentin, Christine Koschmieder von partner+propaganda. Sie hat von der allerersten Minute an mich geglaubt und begleitet mich seit über zwei Jahren. Auf mich allein gestellt hätte ich sicher nicht genügend Mut gehabt, die großen Verlage anzusprechen.

Eva Schumann: Ihr Roman "Suna" ist teilweise autobiografisch – auch Sie wurden als kleines Kind adoptiert und haben sich später auf die Suche nach Ihren leiblichen Eltern gemacht. Sich dieser Angst, was da bei der Suche wohl ans Licht kommen wird, zu stellen, ist eine Sache. Aber ich könnte mir vorstellen, dass auch die Veröffentlichung – Offenlegung der eigenen Geschichte - Angst macht. Was oder wer hat sie motiviert, es dennoch zu tun?

Pia Ziefle: Ich glaube, die eigene Geschichte ist viel weniger individuell, als man denkt. So ging es jedenfalls mir, als ich anfing zu recherchieren. Ich bin zum Beispiel auf die Bücher von Sabine Bode gestoßen, die sich ganz ausführlich mit der "vergessenen Generation" der Kriegskinder in Deutschland befasst, und in den Lebensgeschichten adoptierter Menschen finden sich immer wieder dieselben Fragen nach der Identität. Und wenn man noch einen Schritt weiter weggeht, stellt man fest, dass jeder sich irgendwann fragt, wer er ist und was ihn und sein Handeln bestimmt. Es sind also universelle Fragen und ich habe versucht, die Antworten in den Roman zu schreiben, die ich gefunden habe.

Eva Schumann: Die Zusammenarbeit mit einem Verlag ist eine Möglichkeit, zu veröffentlichen. Daneben gibt es die Veröffentlichung im Selbstverlag (z. B. zusammen mit Print-On-Demand-Anbietern oder als E-Book). Warum haben Sie den Weg mit Ullstein gewählt?

Pia Ziefle: Ich möchte nicht alleine arbeiten. Ich brauche den Austausch mit einem Team und den Verlag betrachte ich als Partner auf Augenhöhe. Außerdem will ich mich nicht um alles kümmern, ich will Aufgaben abgeben. Dafür teile ich gerne die Erträge mit einem Verlag. Auf der anderen Seite schaue ich natürlich sehr aufmerksam hin, ob und was der Verlag denn so macht, um das Buch tatsächlich zum Kunden zu bringen.

Eva Schumann: Planen Sie weitere Romane?

Pia Ziefle: Ich habe mal gesagt, man hat als Schriftsteller immer irgendwo 80 Seiten rumliegen, das stimmt tatsächlich. Aber jetzt, wo ich weiß, wie viele Kräfte nötig sind, wie intensiv die Arbeit mit Stoff und Text ist (ganz anders als bei meinen Blogtexten beispielsweise), wie hoch meine eigenen Ansprüche an das Ergebnis geworden sind - da warte ich lieber noch eine Weile, bevor ich mich wieder an den Schreibtisch setze.

Eva Schumann: Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit "Suna" und hoffe, Sie vergessen die Schmerzen dieser ersten Geburt bald und schreiben einen weiteren Roman. Bis es soweit ist, werden wir Fans mit Spannung Ihre Geschichten in Ihrem Blog Denkding verfolgen.

Das Buch:
Suna*
Pia Ziefle
Ullstein
ISBN 978-3-550-08892-6


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Montag, 16. Januar 2012

Harvard Universität erweckt Bibliotheken zum Leben - ShelfLife, Stack View und LibraryCloud machen es möglich

shelflife-vgwort An der Harvard Universität in Cambridge/Massachusetts (USA) wurde eine Software entwickelt, die das Bibliothekenwissen besser nutzbar macht und Bibliotheken, Werke, Autoren und Bibliotheksnutzer miteinander zu einem lebendigen Netzwerk verknüpft, in welchem all diese Bestandteile miteinander interagieren. Recherchen werden einfacher und effektiver, es gibt praktische Möglichkeiten, sich auf dem Laufenden zu halten, mit anderen zu kommunizieren oder sich von Bibliotheksmitarbeitern beraten zu lassen. Der Prototyp ist die Digital Public Library of America (DPLA). 

Wie könnte eine zeitgemäße Bibliothek aussehen könnte, wenn man die Möglichkeiten der Digitalisierung ausschöpft, fragten sich die Beteiligten eines Forschungsprojektes des Harvard Library Innovation Laboratory an der Harvard Law School und schufen etwas Großartiges: die Digital Public Library of America (DPLA) bzw. deren Alphaversion (übrigens jetzt schon mit 1,7 Mio. deutschsprachigen Objekten).

Das Besondere an der DPLA ist, dass nicht nur die üblichen bibliographischen Daten verwaltet und genutzt werden, sondern auch das Bibliothekswissen wie beispielsweise die Ausleihhäufigkeit sowie Informationen aus den in das System integrierten "Social-Media-Funktionen".

Bücher/Objekte in den Kontexten "Bibliothek" und "Mensch als soziales Wesen"

15 Millionen Objekte (Bücher, Veröffentlichungsreihen, Tonaufnahmen und Videos/Filme) sind aktuell im Bestand der DPLA. Sie gehören zu den verschiedenen Bibliotheken der Harvard Universität sowie verschiedenen anderen Bibliotheken wie beispielsweise der San Francisco Public Library oder stammen aus Open-Courseware-Beständen.

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Sucht man nach einem Titel, erhält man die Suchergebnisse nicht nur als Tabelle angezeigt, sondern - sobald man auf ein Objekt klickt - als Bücherstapel (Stack View). Anhand der Dicke der Buchdarstellung im Stapel kann man den Umfang des Werkes abschätzen und je intensiver blau ein Buch gefärbt ist, desto interessanter scheint es aufgrund seines "ShelfRanks" zu sein. Der ShelfRank wird aus den Metadaten wie Ausleihhäufigkeit, Beständen in den einzelnen Bibliotheken, Rezensionen, Bewertungen (Like, Follow, Aufnahme in persönliche Sammlungen) errechnet.



Klickt man auf ein Buch in der Suchergebnistabelle oder im Stapel, erhält man links neben dem Stapel die Informationen zum gewählten Objekt: bibliographische Daten, in welchen Abteilungen (Library Shelves) das Buch geführt wird, Empfehlungen ("People who viewed this also viewed ...", "You recently viewed these ...", "People who read this also recommend ..."), kann liken, folgen, rezensieren, taggen und das Objekt zu eigenen Bücherregalen hinzufügen. Objekte, die digital vorhanden sind, soll man in Zukunft auch gleich online anschauen können. Rechts neben dem Bücherstapel gibt es für jedes Buch ein Gesprächsblase-Symbol - klickt man darauf, kann man eine Diskussion zum Objekt anstoßen oder sich an einer vorhandenen beteiligen.

Man kann nicht nur Büchern und anderen Werken folgen oder sie liken, sondern auch Autoren und Bibliotheken. Man kann sich über Trends informieren, seine eigenen Sammlungen verwalten oder einen Bibliotheksmitarbeiter um Rat fragen.

ShelfLife, Stack View und LibraryCloud machen es möglich 

ShelfLife ist das Front End der DPLA, mit dem die Nutzer arbeiten. Die Nutzeroberfläche kann ähnlich wie iGoogle personalisiert werden. Stack View ist der Browser, der u. a. die Bedeutung der gefundenen Sucherergebnisse visualisiert. Die Daten selbst (z. B. Informationen zur Ausleihhäufigkeit, Rezensionen, Bewertungen, soziale Interaktion etc.) befinden sich in der LibraryCloud, einem Metadaten-Server mit offenen Programmierschnittstellen bzw. mit Zugang über Linked Open Data. Die DPLA Plattform soll für Entwickler offen sein, so dass sie Anwendungen schreiben können, die die Metadaten der DPLA nutzen.

Quelle
The Harvard Library Innovation Laboratory (Informationen und Demo)

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Donnerstag, 30. Juni 2011

Social Media: Der Verlag Eugen Ulmer im Interview

Der Sprung in Social Media
ist dem Verlag Eugen Ulmer gelungen
Social Media (soziale Netzwerke bzw. Web 2.0.-Funktionalitäten) bieten viele Möglichkeiten sich zu vernetzen, zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Zunehmend werden Social Media auch von Unternehmen genutzt – für die Kommunikation mit ihren Kunden und um neue Service- und Vertriebskanäle einzurichten.

Der Verlag Eugen Ulmer aus Stuttgart ist ein alteingesessener Fachverlag rund um die Themen Landwirtschaft, Gartenbau, Pflanzen, Tiere, Obst- und Weinbau, Biologie und Ökologie. Mit Hilfe eines Social Media Teams hat der Verlag den Sprung in das Abenteuer Social Media gewagt. Da ich mich selbst intensiv mit den Sozialen Netzwerken/Web 2.0 befasse und zudem zu den Autoren des Verlages gehöre, habe ich gespannt beobachtet, was da vor sich geht, und war beeindruckt.

Freundlicherweise hat sich der Verlag bereit erklärt, mir durch das Social Media Team ein paar Fragen zu beantworten:

Der Ulmer Verlag engagiert sich seit 2010 sehr stark in Social Media – bei Twitter, Facebook, mit einem Gartenblog und einem YouTube-Kanal. Was hat Sie dazu bewogen, diese Richtung einzuschlagen?

Als Verlag sind wir per se an einem Kommunikations- und Informationsaustausch zwischen unseren Autoren und unseren Lesern interessiert. Zu bloggen, zu twittern oder auf Facebook neben einer Verlagsfanseite auch mit mehreren Themenportalen präsent zu sein, war dann der nächste logische Schritt. Wir sehen Social Media als Kommunikations- und Informationskanal – für unsere Autoren, für den Verlag als Marke, aber auch – und das ist uns besonders wichtig – für die Kommunikation mit unseren Lesern. Dabei steht Kundenservice, z. B. Buchempfehlungen oder schnelle Hilfe bei Problemen, im Vordergrund.

Welche Ihrer Erwartungen wurden enttäuscht bzw. wo mussten Sie dazulernen?

Auch wenn es uns vorher bewusst war, ist es eine wichtige Erfahrung, dass wir nicht mehr zu 100 Prozent Kontrolle über Inhalte und ihre Verteilung besitzen. Loszulassen ist ein Elementarbestandteil im Umgang mit Social Media. Es wird über den Verlag gesprochen – mit, ohne und über uns. Authentisch in der Kommunikation zu sein, hilft in diesen Situationen besonders.

Welche Erwartungen wurden übertroffen bzw. welche positiven Ergebnisse kamen ganz unerwartet?

Das doch recht persönliche Kennenlernen unserer Leser ist an erster Stelle in der Reihe positiver Erfahrungen zu nennen. Bei einigen ergaben sich sogar Zusammenarbeiten, z. B. in unseren Blogs, was wir uns auch für die Zukunft erhoffen.

Wie bewerten Sie Ihr bisheriges Social-Media-Engagement unter dem Strich? Haben Sie damit den richtigen Weg eingeschlagen?

Ja, es ist der richtige Weg. Mit unserem Social Media Team und unseren verschiedenen Kommunikationskanälen haben wir eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Natürlich darf man sich darauf nicht ausruhen, sondern wir entwickeln neue Pläne. So möchten wir beispielsweise unsere Blogleser noch mehr einbeziehen, z. B. mit einer Interviewreihe, die in Planung ist und in den nächsten Tagen startet. Auf jeden Fall ist Social Media spannend, interessant, denn es gibt noch vieles zu entdecken und die Chancen wurden bisher – das gilt für die gesamte Branche – noch nicht in dem Maße genutzt, die das Social Web bietet.

Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Verlag Eugen Ulmer
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