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Sonntag, 11. November 2012

Neues von der SEO-Front: WDF*P*IDF und Relevanz

"Content is King" lässt der Quasi-Suchmaschinenmonopolist Google immer wieder verkünden. Aber das wussten wir Autoren, Journalisten und Blogger auch vorher bzw. wir schreiben, weil wir was zu sagen haben. Allerdings: Seit wir für das Internet schreiben, wissen wir auch, dass Schlüsselwörter (Keywords) richtig gewählt und eingearbeitet werden müssen, dass Verlinkung eine Rolle spielt und Ähnliches mehr, damit die Suchmaschine mit ihrem beschränkten Algorithmus unseren schönen Online-Artikel nicht auf Platz 5.345.789 ihrer Ergebnisliste aufführt - quasi unsichtbar für alle, die über Suchmaschinen nach Inhalten suchen (siehe auch: Blogs bekannt machen). Nun gibt es neben Keyword-Optimierung und Backlink-Aufbau wieder neue Buzzwords in der Suchmaschinenoptimierungs- (SEO) Welt - und die heißen WDF*P*IDF (Gewichtungsformel) und Relevanz. 

Ich schreibe und veröffentliche auf meinen Webseiten und in meinen Blogs über Themen, die mir am Herzen liegen und/oder zu denen ich selbst jahrelang Erfahrungen gesammelt habe. Ähnlich der philosophischen Frage um den Baum, der im Wald umfällt, ohne dass es jemand hört: Bin ich ein Autor/Journalist dadurch, dass ich schreibe? Oder werde ich erst dazu, wenn jemand meine Artikel oder Bücher liest?

Ich jedenfalls möchte, dass die Ergebnisse meiner Schreibarbeit, die ich liebe, die aber oft auch mühselig ist, gelesen werden. Deshalb befasse ich mich mit Suchmaschinenoptimierung (SEO). Um von meiner Online-Schreiberei (vielleicht irgendwann) einmal leben zu können, platziere ich zudem Werbung auf meine Webseiten.

Es gibt aber auch eine andere Herangehensweise: Menschen, die nicht selbst das Bedürfnis zu schreiben haben (außer über SEO), aber Geld im Internet verdienen möchten, prüfen mit verschiedenen Tools (beispielsweise mit dem Google Keyword Tool), mit welchen Themen man prinzipiell hohe Werbeeinnahmen via Google Adsense o. a. erzielen kann. Dann lassen sie zu dem Thema bzw. zu einem bestimmten Keyword oder einer Keyword-Kombinationen möglichst preisgünstig und suchmaschinenoptimiert einen Text schreiben und veröffentlichen diesen auf einer Webseite. Sie platzieren Werbung auf der Seite, sorgen für Verlinkung und ergreifen weitere SEO-Maßnahmen, damit sie mit dem eingekauften Text Geld verdienen können.

Man mag von dieser Vorgehensweise halten, was man will - es gibt nicht nur Schwarz und Weiß -, man kann von diesen SEO- und Online-Marketing-Profis einiges lernen. Ich habe damit zuerst aus Verzweiflung begonnen, als ich feststellte, dass ich durch deren Webangebote zunehmend von meinen guten Positionen im Internet verdrängt wurde, die ich hatte, weil meine Seiten schon sehr alt aus Zeiten ohne Konkurrenz waren (und zugegebenermaßen auch eine Überarbeitung nötig hatten). Inzwischen befasse ich mich unregelmäßig mit dem Thema SEO, auch wenn ich SEO nur in Maßen anwende, weil ich mich nicht von einer Suchmaschine und ihren Algorithmus-Updates (Panda, Penguin und wie sie alle heißen) gängeln lassen möchte.

Relevanz - was ist das?

Die Relevanz eines Textes ist der Mehrwert, den er einem Leser zu einem bestimmten Suchwort bietet. Das hört sich zunächst gut und leserfreundlich an. Doch die Relevanz von Texten im Internet wird von einem Suchmaschinenalgorithmus berechnet, der simple Eckdaten miteinander verrechnet, die Ergebnisse miteinander vergleicht und dementsprechend die Suchergebnisse sortiert. Hier hat sich insofern etwas getan, dass es nicht mehr nur auf das Haupt-Keyword ankommt, sondern auch auf verwandte ("relevante") Keywords im gleichen Artikel.

Aus SEO-Sicht heißt das: Statt wie bisher ein Keyword zu bestimmen und dieses in einer bestimmten "Keyword-Dichte" im Text und außerdem im Seitentitel, in Meta-Descriptions, Überschriften, Bildunterschriften, Bild-Title-Tags etc. unterzubringen, müssen nun zusätzlich Relevanzwerte berechnet werden. Die Relevanzwerte des eigenen Artikels müssen besser oder in einem besseren Verhältnis zueinander sein, als die in Artikeln von den Mitbewerbern, sonst reicht es nicht in die Sichtbarkeitszone der Suchmachinenergebnisse. Ein Aspekt der neu entdeckten Relevanz ist, dass nicht nur das Haupt-Keyword ausreichend oft im Text vorkommen muss (wie oft "oft genug" oder "zu viel" ist, weiß man nicht wirklich), sondern auch andere Keywords, die einen Bezug zu diesem Keyword haben - allerdings dürfen sie dem Haupt-Keyword auch nicht zu viel Konkurrenz machen, wie man weiter unten sieht.

Statt Keyword-Dichte lieber Gewichtungsformel?

Mit einem Keyword und der Keyword-Dichte kommt man nach Aussagen einiger SEO-Profis, so z. B. Karl Kratz (Links siehe unten) heutzutage nicht mehr weit. Mehr Aussagekraft habe die Gewichtungsformel oder WDF*P*IDF.

Die Gewichtungsformel WDF*P*IDF ist das Produkt von
WDF, IDF und einem Korrekturfaktor P

WDF und IDF sind Begriffe aus der Textstatistik:
  • WDF steht für Within-document Frequency (Dokumentspezifische Gewichtung).
    Die WDF beschreibt die Häufigkeit eines Wortes i im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Worte L in einem Dokument j - bzw. in unserem Fall: die Häufigkeit eines Keywords bzw. einer Keyword-Kombination im Verhältnis zu allen Keywords/Keyword-Kombinationen im Text. Je öfter ein Keyword bzw. eine Keyword-Kombination in einem Text vorkommt, desto größer ist der WDF-Wert. Das ist im Prinzip nichts Neues. Im Gegensatz zur Keyword-Dichte wird der WDF mit Logarithmen berechnet. Mehr Details z. B. bei Wikipedia. 
  • IDF steht für Inverse Document Frequency (Inverse Dokumenthäufigkeit).
    Der IDF setzt die gesamte Anzahl ND von Dokumenten einer Datenbank zur Anzahl f der Dokumente, die ein bestimmtes Keyword/Keyword-Kombination t enthalten. Je größer der IDF, desto weniger Dokumente gibt es in der Datenbank, die das Keyword/Keyword-Kombination enthalten. 
Das Produkt WDF*IDF für ein Keyword ist also rein rechnerisch am besten, wenn das Keyword-/Keyword-Kombination oft im Text vorkommt, es aber gleichzeitig noch wenig andere Dokumente mit diesem Keyword/Keyword-Kombination gibt.

P ist nur ein Gewichtungswert (Korrekturfaktor).

Kratz hat festgestellt, dass es eine Relation zwischen WDF*IDF und der Position in den Suchmaschinenergebnissen (Search Engine Results Position, SERP) gibt. Je höher WDF*IDF, desto besser i. d. R. die Position in den SERPs. Das ist jetzt eigentlich nicht überraschend oder neu, sondern wird nun eben mathematisch ausgedrückt. Kratz hat außerdem bemerkt, dass viele zu einem Keyword gut positionierte Seiten eines gemeinsam haben: dass der WDF*IDF für dieses Keyword deutlich höher ist, als für andere Keywords/Keyword-Kombinationen in dem Text. Eindeutigkeit ist also Trumpf.

Grundlegend neu sind diese Erkenntnisse nicht, man kann jetzt nur alles genauer berechnen. Man sollte bei aller Rechnerei nicht vergessen, dass man ein Keyword auch zu oft einsetzen kann und der Text dann möglicherweise von Google als Spam gewertet wird. Und wie Kratz auch sagt, gibt es ja auch noch andere Faktoren, die die Position in den Suchergebnissen beeinflussen können.

Beim Wettbewerber abgucken

Die neue Onpage-Optimierung mit dem Ziel der Verbesserung der Relevanz führt vor allem über die Mitbewerberbeobachtung - wie das geht, führen Karl Kratz und Philipp Helminger vor (Links unten). Sie analysieren die Mitbewerber-Webseiten und berechnen die WDF*IDF-Werte für die wichtigsten Keywords/Keyword-Kombinationen für die Seiten, an denen sie vorbeiziehen oder zumindest mithalten wollen. Aus den Ergebnissen der Mitbewerberbeobachtung erstellt beispielsweise Kratz die Vorgaben für seine Internettexte. Dann noch die restlichen SEO-Maßnahmen umgesetzt und fertig ist Platz 1 in den SERPs. Schön wäre es - oder auch nicht. Also wird noch weiter gefeilt: Keyword-Abstand, Keyword-Verteilung, partielle Keyword-Häufung, gezielter Einsatz artverwandter Keywords ... Ich frage mich, wo da bei all den Vorgaben noch Raum und Zeit für Inhalte und Sprachliches bleibt.

Noch interessant zu wissen: Helminger hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass bei manchen Keywords bzw. Keyword-Kombinationen die vorderen Plätze inzwischen mit sehr langen Texten belegt sind. Bei seinem Beispiel "HochgeschwindigkeitsSEO" liegen auf den ersten fünf Plätzen Texte mit 3.000 bis 8.000 Wörtern! Seine Empfehlung außerdem: Die Häufigkeitsverteilung relevanter Keywords sollte man an die der Top-Positionen für sein Haupt-Keyword anpassen.

Den Google-Algorithmus füttern - will man das?

Als Autorin, Journalistin und Bloggerin, die ich schon lange auch für das Internet schreibe, gefällt mir diese Entwicklung nicht und ich hoffe, dass sie nur vorübergehend ist. Es kann doch nicht sein, dass das gesamte "Schreibhandwerk" immer mehr, statt endlich weniger dem Algorithmus einer Suchmaschine untergeordnet werden muss, wenn man sichtbar bleiben möchte. Was ist mit der Verwendung von Synonymen, sprachlichen Bildern, etc.? So wichtig eine simplifizierte Sprache in der Technikdokumentation ist, wenn sie zur Alltagssprache wird, dann führt das zu einer Verarmung - nicht nur der Sprache, sondern auch des Denkens.

Ich möchte doch Wissen weitergeben, Diskussionen anregen, unterhalten, mich auf Recherche und das Schreiben konzentrieren, kreativ sein und mich, wenn überhaupt, dann nur am Rande mit SEO beschäftigen müssen.
Zum Glück gibt es noch einige gute Medien, für die es Spaß macht, zu schreiben, und die es aufgrund ihres Markennamens oder eben weil sie Printmedien sind, nicht nötig haben, mit Algorithmen-Fütterei zu buhlen und dafür Sprachvielfalt und -kreativität zu opfern. Doch für uns kleine Blogger und Webseiten-Publisher sind das gerade sehr schwere Zeiten - und sich als SEO-Texter ausbeuten zu lassen, kann auch nicht die Alternative sein. Dann doch lieber sich weiter selbst ausbeuten und Spaß haben.

Ansonsten bin ich der Meinung: Suchmaschinen müssen besser werden und Google braucht stärkere Konkurrenz, damit da mal was vorwärts geht.

Quellen und weiterführende Informationen

Sonntag, 3. Juni 2012

Monopolstellung + Richtlinien = Macht

Monopolstellungen und Richtlinien von Mega-Unternehmen sollten unter die Lupe genommen werden, denn Quasi-Monopolisten wie Google (mit einem Marktanteil von 96 %) können ihre Richtlinien wie Gesetze durchdrücken und behindern damit den freien Wettbewerb.

Google's Monopolstellung verleiht zu viel MachtUm es gleich vorwegzunehmen:
Ich führe keinen Feldzug gegen Google. Google ist eine tolle Firma, die sich durch innovative Ideen, geschicktes Vorgehen und gute Produkte einen Platz als Marktführer in der Suche erobert hat. Die, die schneller auf Veränderungen in der Welt reagieren müssten, sind Politiker, Gesetzgeber, Kartellwächter und ähnliche. Sie müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen setzen, damit nicht am Ende die Welt den Megaunternehmen gehört und diese ihre eigenen Richtlinien zu Gesetzen machen können. Ach, ich vergass: Das ist doch, was bereits passiert!

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Die meisten Internetnutzer wollen Geld sparen und Informationen ohne monetäre Bezahlung nutzen und es ist ja auch toll, dass das Internet Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten unabhängig vom Einkommen bietet. Aber irgendwie müssen auch Publisher ("Veröffentlicher im Internet" - also Betreiber von Informations-, Schulungs-, und Themen-Webseiten/-Blogs) überleben. Also finanzieren sie ihre Webseiten und Blogs über Werbung auf ihren Seiten - oder zumindest versuchen sie es. Dazu setzen sie Werbung ihrer Werbepartner auf die Webseite. Dies sind überwiegend keine herkömmlichen Werbebanner oder Werbetexte mit einem Link zum Angebot des Werbenden, wie man dies direkt mit einem Werbekunden vereinbaren könnte, sondern der Publisher platziert einen Code in den Quellcode seines Blogs oder seiner Homepage, den er von den Werbepartnerprogrammen (Google Adsense, Amazon Partnerprogramm, Affiliate-Plattformen etc.) erhält.

Doch dieser Code ist eben nicht nur ein einfacher Link, sondern ermöglicht es diesen Unternehmen, die Seiten des Publishers und seine Besucher zu tracken - also Daten zu sammeln, Profile zu erstellen und so z. B. personalisierte Werbung (z. B. über Google Adwords) seinen werbetreibenden Kunden anzubieten und (z. B. über Google Adsense) einzublenden. Wer einmal sehen möchte, wer alles mitliest, wenn er/sie eine Webseite besucht, sollte Ghostery (alle Quellen unten) ausprobieren. Denn da sind ja auch noch Twitter, Facebook, Google+ und Co., deren Knöpfe über ähnliche Codes in Webseiten und Blogs eingebaut werden und die genauso tracken.

Die Richtlinien von Google verbieten das Setzen von Links aus bezahlter Werbung auf die Webseite des Werbenden, wenn diese Links nicht im Code mit "nofollow" gekennzeichnet werden - doch das möchten die direkten Werbekunden nicht: Sie wollen den Werbeeffekt plus die Backlinkwirkung von einer guten Seite, dafür sind sie bereit zu zahlen. Google aber droht Publishern und Werbern bei Zuwiderhandlung gegen ihre Richtlinien mit Abstrafung und Unsichtbarkeit in der Google Suche (also im äußersten Fall mit Existenzvernichtung, denn wer in der Google-Suche fehlt, ist praktisch nicht existent). Und nun ruft Google auch noch zur gegenseitigen Denunziation auf.

Als Grund für diese Paid-Links-Richtlinie von Google wird die Verhinderung von Spamming angegeben (in diesem Zusammenhang meint Spamming das Nachvornedrücken von Webseiten in den Trefferlisten der Suchmaschine durch viele gekaufte Links oder Links von eigens dazu generierten Linkschleudern). Ehrlich gesagt, glaube ich diesen Grund nicht mehr, denn Google sollte längst in der Lage sein, schlechte Links von unbrauchbaren Seiten ("Linkfarmen") herauszufiltern und diese entsprechend nicht als "Linkjuice" zu werten (das lernt man doch schon im Internet bei Udacity und Coursera).

Ich habe den Verdacht, Google will seine Monopolstellung ausnutzen, um selbst das Eingangstor zu Werbevereinbarungen zu bleiben/werden und Publisher zur Nutzung von Google Adsense zu manipulieren - denn wenn Publisher mit Google Adsense zusammenarbeiten, anstatt direkt mit Werbekunden Vereinbarungen zu treffen, macht Google dabei seinen Schnitt.

Dabei würde ein verantwortungsvoller Publisher doch nur Werbekunden akzeptieren, die er selbst gut und zu seinen Inhalten passend findet (was den Dofollow-Link rechtfertigt), während er bei Google Adsense weniger bzw. nur komplizierte oder nachträgliche Kontrollmöglichkeiten hat und sich oft genug über die eingeblendete Werbung die Haare rauft. Und natürlich würde ein verantwortungsbewusster Publisher Werbung aus Verbraucherschutz- und Transparenzgründen als solche kennzeichnen - wie es in Deutschland ja auch gesetzlich vorgeschrieben ist.

Durch den Druck jedoch, den Google durch seine Monopolstellung und seine Richtlinien auf Publisher ausübt, treibt das Unternehmen vermutlich etliche Publisher dazu, Werbetexte mit Do-Followlinks nicht als solche zu deklarieren - zum Nachteil des Verbrauchers, der einen Anspruch auf Transparenz hat.

Witzigerweise fand t3n Anfang des Jahres Hinweise, dass Google selbst seine Richtlinien bei Werbung für seinen Chrome Browser missachtete und Werbelinks nicht als Nofollow-Links ausgewiesen wurden. Doch ich finde das eigentlich irrelevant, denn meiner Meinung nach gehört diese Richtlinie grundsätzlich verboten.

Google's Quasimonopolstellung und seine Richtlinien sollten endlich rechtlich unter die Lupe genommen werden und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Denn solche Richtlinien und Strafandrohungen eines Unternehmens mit einer dominanten Marktstellung behindern den freien Wettbewerb und schwächen Publisher.

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Quellen und weiterführende Informationen


Freitag, 25. Mai 2012

Google's quasi-totalitäre Herrschaft

Matt Cutts ("I am the head of the webspam team at Google") fordert dazu auf, Webspam von Mitbewerbern zu melden. Da frage ich mich schon: Ist das ein Aufruf eines (welt-)marktbeherrschenden Megakonzerns an seine "Bürger" zur Denunziation anderer "Bürger"? Und an was erinnert mich das? Jedenfalls nicht an Demokratie!

Google hat eine Vormachtstellung im Suchmarkt: Laut W&V hat die Google-Suchmaschine in Deutschland einen Marktanteil von 96 %. Die Google-Suche bestimmt im Grunde, wer sichtbar ist im Internet - zumindest für die Internetnutzer, die mit einer Suchmaschine recherchieren.

Was in den Suchergebnissen gezeigt wird, hängt vom Google-eigenen Suchalgorithmus ab, den Google ständig zu verbessern sucht - angeblich nur im Sinne des Nutzers, aber die seit neuestem beobachtete Bevorzugung großer Marken könnte auch andere Interessen vermuten lassen. Jedenfalls: Auch nach gefühlten 1.000 Panda- und seit neuestem auch Penguin-Updates des Google-Algorithmus ist Google mit den Suchergebnissen auf den vorderen Plätzen nicht zufrieden. Und als Publisher und Nutzer muss ich sagen: Ja, ich auch nicht - es sind bei manchen Suchbegriffen immer noch Seiten mit kaum brauchbarem Content auf den vorderen Plätzen.

Google unterstellt nun, dass daran unlautere Suchmaschinen-Optimierungs-Methoden ("Black Hat SEO") Schuld seien, mit denen der Google-Algorithmus ausgetrickst würde. Matt Cutts, der Kopf der Google-Spam-Brigade, ruft jetzt dazu auf, Mitbewerber, die unlautere Webspam-Techniken nutzen, an Google zu melden und öffnet damit meiner Meinung nach Denunziantentum Tür und Tor. Denn was unter unlauteren Webspam-Techniken zu verstehen ist, definiert natürlich Google selbst und nicht etwa Verbraucherschutzgesetze irgendeines Landes.

Google - die ungeteilte Macht

In unserer Demokratie gibt es aus guten Gründen eine Gewaltenteilung, die die Staatsgewalt auf verschiedene Staatsorgane - Gesetzgebung (Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) - verteilt, um die Macht zu begrenzen (von der vierten Gewalt, der Presse, ganz zu schweigen). Doch im Internet liegt die Macht ganz allein beim Quasi-Monopolisten. Was den Suchmarkt anbetrifft, ist das Google (zu dem übrigens auch YouTube gehört), was Social Media anbetrifft, vor allem Facebook - wobei Google ja über sein Suchmaschinen-Monopol und durch die Verknüpfung der Suche mit anderen Google-Diensten Publisher faktisch zu Google+ zwingt. In ihren Bereichen herrschen die Internetgiganten quasi totalitär - sie machen die Gesetze, verfolgen (bzw. lassen denunzieren) und bestrafen. Bei Zuwiderhandlung bzw. einer Denunziation ist die Existenz, sofern sie auf der Sichtbarkeit im Internet basierte, dahin.

Ach ja - kleine persönliche Anmerkung: Und da wundert sich Google, dass ich als tinto-Publisher nicht ausschließlich Google Adsense Werbung auf meine werbefinanzierten Webseiten und Blogs platziere und nicht noch weitere Google-Tools nutze (solche die offenlegen, wo ich wie viel verdiene), und mich noch abhängiger von Google bzw. mich vollkommen transparent mache? (Dass sie sich wundern, schließe ich aus den E-Mails, die ich immer wieder bekomme: Dass ich mein Adsense-Potenzial nicht ausschöpfe und dass ich doch dieses tolle neue Vergleichstool nutzen könnte - hab vergessen, wie es heißt).

Die Abhängigheit von Google sieht man in dieser Grafik (statistische Auswertung der Besucherquellen für tinto.de und -Projekte (Verbraucherthemen-Mix: Garten, Geld, Gesundheit, Job, Selbstverwirklichung etc.) von Ende April bis Ende Mai 2012).


Die Grafik wurde erstellt mit infogr.am

Macht Google das Internet kaputt?

Ich mag Google und ich mag Facebook - da stecken tolle Ideen und Programmierer dahinter. Ich wünschte, ich hätte solche Visionen. Aber beide Unternehmen wurden zu groß und mächtig - was man eigentlich nicht den Unternehmen vorwerfen kann, denn warum sollten sie nicht wachsen wollen? "The sky is the limit" hatte vor 15 Jahren jeder zweite als Motto in seinen Profilen bei Foren, in Messengern, Chatrooms und bei AOL stehen.

Aber speziell im Falle des Aufrufs von Google zur Denunziation fürchte ich, dass Google Unternehmen und User aus dem nicht-proprietären Internet vertreibt - direkt in die Hände des anderen Datenkraken Facebook (der natürlich nicht weniger totalitär in seinem geschlossenen Reich herrscht)!

Die einzige Möglichkeit für uns Publisher (aber auch Nutzer), eine gewisse Freiheit zu bewahren, sehe ich darin, dass sich Blog- und Webseitenbetreiber gegenseitig stärken. Ideen dazu, Meinungen und Visionen dürfen gerne in den Kommentaren gepostet werden, genauso auch Ideen, ob und wie nationale und internationale Politik die Macht der Megakonzerne einschränken sollte.

Quellen und weitere Informationen
Danke an Eric Kubitz für seine SEO-Woche: News aus der Content Marketing-Maschine, die mich auf diesen Aufruf von Google's Webspam-Chef Matt Cutts aufmerksam gemacht hat.