Sonntag, 1. Januar 2012

Socl - Microsoft's soziale Suche (Social Search)

vgwort-socl
Socl bzw. So.cl (man spricht den Namen wie das englische social aus) ist ein Forschungs-projekt der Microsoft Fuse Labs: Mit Socl als Kombination aus Suche und Social Media soll getestet werden, wie man die Suche/ Recherche für Lern- und Arbeitsgruppen kommunikativer gestalten kann. Socl ist derzeit kein eigenständiges soziales Netzwerk, sondern soll bestehende soziale Netzwerke ergänzen.

Socl - eine gute Idee

Socl - eine Kombination aus Suche und
Social Media (soziale Suche, Social Search)
Die Idee hinter Socl ist vielversprechend: Suchergebnisse (Bilder und Links) sollen bequem zu einer Sammlung zusammengestellt, kommentiert, geteilt und diskutiert werden. Darüber hinaus bietet Socl die Möglichkeit, gemeinsam Videos anzuschauen und sich dabei über eine Chatfunktion auszutauschen - genannt wird das "Video Party".

Was sehr praktisch ist: Einen erstellten Beitrag (Post) kann man als Verfasser auch noch nachträglich über das Optionsmenü editieren (Edit post), auf ihn verlinken (Link to post), ihn in eine Webseite oder einen Blogpost einbauen (Get embed code) und ihn bei Facebook teilen (Share on Facebook).

Aktuell benötigt man einen Facebook-Account, um bei Socl dabei sein zu können. Das Vernetzen erfolgt wie bei Twitter durch einfaches Folgen, ohne dass jemand zurückfolgen muss. Bei Kommentaren zu einem Post wird man per E-Mail informiert.

Socl ist noch im Werden

Noch leidet Socl an einigen Kinderkrankheiten bzw. lässt einige Wünsche offen:
  • Die Nutzeroberfläche ist unruhig, wodurch Eingaben und Auswahl erschwert werden.
  • Die Nutzeroberfläche ist nur in englischer Sprache verfügbar.
  • Die Suche ist nicht auf den deutschen Sprachraum eingestellt und enthält nicht den vollen Umfang der Bing-Suche.
  • Man kann nur öffentlich (sichtbar für alle Folger (Followers)) oder privat (sichtbar nur für einen selbst) posten.

Socl - Fazit

Socl hat das Potenzial zu einem brauchbaren Werkzeug, das Lern- und Arbeitsgruppen (Schüler, Studenten, Interessensgruppen) den Alltag erleichtern kann. Allerdings muss das Produkt noch den Kinderschuhen entwachsen. Wünschenswert wäre eine aktuelle Datenbasis, erweiterte Such- und Filterfunktionen sowie die Möglichkeit, sich über gemeinsame Interessen miteinander zu vernetzen. Um Socl auch für den Berufsalltag (z. B. in Projekten) einsetzbar zu machen, müsste es die Möglichkeit geben, Posts nur bestimmten Personen oder Personengruppen zugänglich zu machen. Auch der alleinige Zugang über Facebook dürfte in manchen Kreisen nicht auf Sympathie stoßen.

Socl - jetzt schon mitmachen

Wer jetzt schon einen ersten Eindruck von Socl gewinnen möchte, schickt einfach eine formlose E-Mail an Socl@microsoft.com mit dem Betreff Information request for So.cl. Man bekommt innerhalb von wenigen Tagen eine Einladung und einen Link "Join Socl", über den man sich dann mit Hilfe des Facebook-Accounts anmelden kann.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Google Plus (Google+) und Google-Suche

Basiswissen für Strategen vgwort - google plus

Wer als Freiberufler oder Unternehmen Google Plus (Google+) strategisch nutzen möchte, sollte ein paar Fakten und Zusammenhänge rund um Google Inc., Google Plus und die Google-Suche kennen.

Google Incorporated (Google Inc.) ist ein börsengehandeltes Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, welches Internetdienstleistungen anbietet. Das erfolgreichste Produkt von Google Inc., mit dem 1998 alles begann, ist die Google-Suche. Die Google-Suche dominiert seit einigen Jahren den Suchmarkt - manche Statistiken geben 80 % Marktbeherrschung an, bei mir (tinto) kamen in den letzten 30 Tagen 94 Prozent der über Suchmaschinen zugeführten Besucher von der Google-Suche.

Die Google-Suche als führende Suchmaschine bestimmt also zu großen Teilen die Sichtbarkeit im Internet, weshalb, wer Suchmaschinenoptimierung (SEO) betreibt, sich vor allem an der Google-Suche orientieren muss. Ein Problem für Google Inc. und das Google-Suche-Produkt wurden in den letzten Jahren die sozialen Netzwerke, allen voran Facebook - denn sie verführten die Menschen dazu, weniger Zeit im "öffentlichen" Internet zu verbringen und hatten eigene Suchfunktionen innerhalb ihrer Netzwerke.

2011 hat Google nun ein neues Produkt ausgespielt, das auch eine dominierende Rolle spielen soll: das Google-eigene soziale Netzwerk Google Plus (Google+). Wegen seiner klaren Struktur, seiner fast intuitiven Bedienbarkeit und der Abneigung mancher Personengruppen gegenüber Facebook haben sich die Teilnehmerzahlen explosionsartig entwickelt.

Alles deutet darauf hin, dass Google Inc. Google Plus zum Zentrum seines Imperiums machen möchte, d. h. Google Plus wird immer stärker mit anderen Google-Produkten und vor allem auch mit der mächtigen Google-Suche verknüpft. Das ist für Internetnutzer insofern gut, dass Inhalte wieder öffentlich werden und nicht nur in abgeschlossenen sozialen Netzwerken verfügbar sind - denn bei Google Plus kann alles öffentlich gepostet werden (bei jedem einzelnen Beitrag kann man bestimmen, welche Kontakte ihn lesen dürfen oder ob man ihn öffentlich verfügbar macht). Andererseits ist es aus Nutzer- und Webseitenbetreibersicht nicht positiv, wenn Google Inc. durch die Verknüpfung von Google-Suche und Google Plus seine dominante Stellung festigt bzw. ausbaut: Es zwingt sie nach den Spielregeln von Google Inc. zu tanzen. 

Die Google-Suche benutzt einen (nicht veröffentlichten) Suchalgorithmus. Einer der Bestandteile des Algorithmus, der mitbestimmt, wie weit vorne eine Internetseite in den Suchmaschinen platziert wird, ist die Qualität und Menge der Links, die von anderen Internetseiten auf eine Website führen. Links zur eigenen Website aus einem oder mehreren Google Plus Profilen (Personen- oder Unternehmens-/Markenprofile) sowie aus Beiträgen heraus wirken sich daher positiv auf die Platzierung in den Suchergebnissen aus.

Das Profil einer Markenseite bietet im Intro- und im
Empfohlene-Links-Bereich Möglichkeiten, Links zu setzen


Auch die Google Plus Personenprofile und Unternehmensseiten (Google Plus Pages)tauchen in den Suchergebnissen auf. Je nachdem aus welchem Blickwinkel man das betrachtet, können sie als "Konkurrent" in der Suchergebnisliste angesehen werden oder als Unterstützung, sichtbarer zu werden (schließlich besetzt man auf die Weise mehr Platz in den Suchergebnissen).

Seit der Einführung von Google's +1-Knöpfen/-Plaketten (Badges), mit denen man auf Webseiten sein Gefallen bekunden kann (wenn der Webmaster sie eingebaut hat - www.google.com/intl/de/webmasters/+1/button/ oder man den Google-Browser Chrome mit der +1-Erweiterung benutzt), bezieht Google diese +1-Bewertungen in die Google-Suche ein. Das heißt: Viele Gefallensbekundungen wirken sich positiv auf die Platzierung in den Google-Suchergebnissen aus. Die Google Plus Unternehmens-/Markenseiten sind automatisch mit einem +1-Knopf ausgestattet.

Seit es Google Plus gibt, bietet Google nun auch Plaketten (Badges) an, mit denen man auf der Firmen-Website für den Auftritt (Personenprofil oder Unternehmens-/Markenseite) bei Google Plus werben kann - was natürlich auch eine schöne Werbung für Google Plus ist - das ist ja auch legitim, schließlich nimmt man kostenlose Dienste in Anspruch. Auch auf diesen Badges gibt es einen +1-Knopf, die Gefallsbekundungen gelten dann aber für die entsprechende Seite bei Google Plus. Es gilt also, alle Knöpfe/Badges so zu platzieren, dass Seitenbesucher nicht verwirrt oder irritiert werden - wenn man alle Arten von Badges einbauen möchte (schließlich sollen die Kunden sowie der Freiberufler/das Unternehmen die Nutznießer sein). Zur Info: Auf den Badges sind außerdem Felder, mit denen man das beworbene Google Plus Profil bzw. die beworbene Google Plus Unternehmensseite seinen Kreisen hinzufügen kann sowie ein Link zum Stream des beworbenen Google Plus Auftritts.

Google Plus als soziales Netzwerk mit aktuell ca. 50 Millionen Teilnehmern weiß, wer mit wem vernetzt ist und wer was gut findet (durch die +1-Gefallensbekundungen für Internetseiten und auf den Google Plus Unternehmens-/Markenseiten). Auch diese Informationen beeinflussen inzwischen die Suchergebnisse, die die Google-Suche ausspuckt. Was jemand, mit dem man vernetzt ist, mit +1 bewertet hat, wird in den Suchergebnissen entsprechend gekennzeichnet (zumindest wenn man bei Google eingeloggt ist) und möglicherweise auch anders platziert. Jemand, der stark vernetzt ist, hat also viel Einfluss (leider spielt es dabei keine Rolle, weswegen man mit der Person überhaupt vernetzt ist und ob die Suchanfrage überhaupt etwas mit diesem Thema zu tun hatte).

Bei all den Chancen, die Google-Produkte bieten, sollte man sich nicht zu abhängig machen - das gilt vor allem für die Google-Suche und für Google Plus. Zum einen kann das Unternehmen jederzeit die Spielregeln ändern, zum anderen könnten dem Unternehmen (und anderen Quasi-Monopolisten) durch Regulierungsbehörden andere Spielregeln aufgezwungen werden - was aus Sicht der Nutzer und Webseitenbetreiber (Freiberufler und Unternehmen) eher positiv zu bewerten wäre. Ein weiterer Gesichtspunkt, der dazu kommt: Google scheint zunehmend mehr auf große Marken als auf kleine Unternehmen und Publisher zu setzen - eines von vielen Anzeichen ist, dass nun auch Posts von Google+ Unternehmensseiten ausgewählter großer Marken in den Suchergebnissen vertreten sind.

Nachtrag am 20.01.2012
Wer einen Google-Account anlegt, bekommt jetzt automatisch einen Gmail Account und ein Profil und tritt Google+ bei.

Dienstag, 29. November 2011

Die Stanford University hat eine Bildungsrevolution gestartet

vgwort-stanford-kostenlose-online-kurse Die amerikanische Elite-Universität Stanford ermöglicht seit Herbst 2011 Bildungshungrigen weltweit kostenlosen Zugang zu hochwertiger Bildung, indem sie Kurse  über das Internet anbietet. Im Durchschnitt haben sich etwa 100.000 Teilnehmer für jeden der ersten drei Kurse ("MOOCs") angemeldet, Spitzenreiter war „Artificial Intelligence“ mit 160.000 Einschreibungen. 2012 starten die nächsten Kurse (Liste siehe unten). Könnte das Modell ein Vorbild für deutsche Universitäten und Bildungseinrichtungen - vielleicht auch zur Bekämpfung des Fachkräftemangels - sein?

Die kalifornische Stanford University ist eine der renommiertesten Universitäten der Welt und laut Wikipedia auch eine der reichsten. Sie gilt als wichtiger Wachstumsmotor des Silicon Valley - Larry Page und Sergey Brin (Gründer von Google), Len Bosack und Sandy Lerner (Cisco Systems), William Hewlett und David Packard (Hewlett Packard) sind nur einige von vielen Stanford-Absolventen, die weltweit erfolgreiche Unternehmen gegründet haben.

Elite-Wissen kostenlos und weltweit zugänglich

Schon länger wurde gefordert, dass die großen Universitäten auch soziale Verantwortung übernehmen. Stanford hat angefangen, dies in die Tat umzusetzen: Nicht nur, dass seit 2008 Bachelor-Studenten, deren Eltern nicht vermögend sind und deren Familieneinkommen unter 100.000 Dollar (ca. 75.000 Euro) liegt, keine Studiengebühren zahlen müssen. Auch wurden für einige Kurse Lern-Videos und andere Unterrichtsmaterialien online weltweit verfügbar gemacht (anywhere, anytime, on-demand). Nun hat die Stanford University noch eins drauf gesetzt: Sie bietet einige ihrer Kurse kostenlos und weltweit als Online-Kurse mit einem geregelten Ablauf, Hausaufgaben und Prüfungen an. "Mit dem Aufbrechen des Zugangs zu Bildung hoffen wir, jedem, der es will, mehr Lern-, Berufs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu geben", wird Professor Jennifer Widom, Vorsitzende des Fachbereichs Computer Science, die den Kurs "Introduction to Databases" hält, in den Stanford News zitiert.

Durchschnittlich etwa 100.000 Teilnehmer pro Kurs

Begonnen hat es im Herbst 2011 mit drei Kursen der Stanford Engineering School (eine von 7 Schulen der Stanford University) in Zusammenarbeit mit dem Stanford Center for Professional Development: "Introduction to Databases", "Machine Learning" und "Artificial Intelligence". Der Ansturm war riesig und schon bald war klar, dass pro Kurs 100.000 und mehr Lern-/Weiterbildungswillige teilnehmen würden. Spitzenreiter unter den Kursen war „Artificial Intelligence“ mit 160.000 Teilnehmern. Die aktuellen Kurse laufen noch bis Mitte Dezember 2011. Unter den Teilnehmern gibt es jugendliche Computerfreaks, Studierende von anderen Hochschulen, Berufstätige vom Fach, Berufstätige aus anderen Branchen, Arbeitslose, Rentner - und jeder ist willkommen. Es sind Menschen aller Altersklassen, mit völlig verschiedenen Motiven und ganz unterschiedlichem Hintergrund aus allen Ecken der Welt dabei - von Utah bis nach Kasachstan, von Kenia bis Guatemala. Aufgrund der hohen Besucherzahlen hat sich für diese kostenlosen, offenen Online-Kurse der Begriff MOOCs etabliert - MOOC steht für Massive Open Online Course.

Die MOOCs verwenden Technologien, die zum Teil in Stanford bereits vorhanden waren, um den regulär eingeschriebenen Studenten das Lernen zu erleichtern: Interaktive Videoclips mit eingestreuten Multiple-Choice-Fragen, zu denen man auch Erläuterungen abrufen kann. Die Idee dazu stammt von Daphne Koller, einer der Informatik-Professorinnen, die die Zeit mit den Studenten lieber produktiv für gemeinsame Problemlösungen, Gastvorträge u. ä. nutzen wollte - das Basiswissen sollten sich die Studenten mit Hilfe der Video-Clips in Eigenregie und in der individuellen Geschwindigkeit aneignen. Davon profitieren heute die Teilnehmer der Online-Kurse: Wissen in thematisch abgegrenzte Videohäppchen verpackt. Zur strukturierten Bewältigung des Unterrichtsstoffes gibt es dazu noch ein wöchentliches Lernpensum, wöchentliche Hausaufgaben (Multiple-Choice-Tests, Programmierübungen o. a. - abhängig vom Kurs) und zwei Prüfungen, eine in der Mitte und eine am Ende des Kurses. Doch letztendlich ist alles freiwillig. Der eine pickt sich nur einzelne Lernvideos heraus, der andere "studiert" mit vollem Einsatz, erledigt alle Hausaufgaben und zusätzlichen Übungen und nimmt an allen Prüfungen teil.

Für die Prüfungen gibt es jeweils ein Zeitfenster von mehreren Tagen. Während dieser Zeit dürfen die Lösungen nicht öffentlich diskutiert werden. Soweit es beobachtbar war, wurde sich bisher daran gehalten. Prüfungen können nicht verspätet abgegeben werden - das ist nur bei Hausaufgaben möglich (bei halber Punktzahl). Während die Hausaufgaben so oft wiederholt werden dürfen, wie man will bzw. bis man alles richtig hat, muss die Prüfung beim ersten Versuch vor Ablauf einer vorgeschriebenen Zeit abgegeben werden, sonst zählt sie nicht. Wöchentlich gibt es außerdem ein Video des Dozenten mit aktuellen Informationen zum Kursverlauf, Statistiken und Ankündigungen. Fragen stellen und miteinander austauschen können sich die MOOC-Teilnehmer über ein Frage-/Antwort-Forum. Viele haben sich zusätzlich über soziale Netzwerke vernetzt. Mitte November war Halbzeit und die Zwischenprüfung stand ins Haus. Mehr als 10 Prozent der MOOC-Teilnehmer nahmen die Herausforderung an und schwitzten über den teilweise anspruchsvollen Fragen. An der finalen Prüfung Mitte Dezember 2011 dürften etwa genauso viele teilnehmen.

Eine Stanford-Graduierung ist begehrt, aber...

Ein offizielles Stanford-Zertifikat oder die Anrechnung für eine Graduierung durch die Stanford University dürfen sich die Teilnehmer der kostenlosen Online-Kurse allerdings nicht erwarten. Wer das sucht, muss sich als regulärer Student der Stanford Universität (teilweise auch als Online-Kurse), z. B. an der Stanford School of Engineering, einschreiben. Ein weiterer Vorteil eines regulären Studiums liegt im direkten Kontakt zu den Dozenten und die dadurch intensivere Betreuung und Vernetzung. Absolventen der kostenlosen Online-Kurse erhalten im besten Fall eine Teilnahmebestätigung durch ihren Dozenten und sie dürfen sich darüber freuen, von den Dozenten einer Elite-Universität unterrichtet zu werden, ohne den eigenen Schreibtisch verlassen zu müssen, und sich außerdem mit Menschen aus aller Welt vernetzen und austauschen zu können.

Stanford - kostenlose Kurse 2012

Nicht nur aus Sicht der meisten Teilnehmer sind die drei aktuellen Kurse ein voller Erfolg, sondern auch die Dozenten scheinen das so zu sehen, denn für das neue Jahr wurde ein neues und breiteres Kursprogramm zusammengestellt (Beginn war für Januar 2012 geplant, verzögert sich aber; Laufzeit ca. 10 Wochen):
Offensichtlich interessieren sich auch Dozenten der Universität Berkeley für das Modell, denn sie bieten ab Februar einen Online-Kurs Software as a Service an.

Die MOOCs sind auf Bachelor- und zum Teil auch auf Master-Studenten zugeschnitten, also relativ anspruchsvoll, aber ohne Fachkenntnisse vorauszusetzen. Wer sich für eines der oben genannten Themen interessiert und einigermaßen Englisch versteht, bringt schon die nötigen Voraussetzungen für eine Teilnahme mit. Der Vorteil des Lernens über Lernvideos ist, dass man es jederzeit anhalten kann, um Begriffe nachzuschauen oder sich Notizen zu machen. Und wenn man sich ein Video 20 Mal anschaut ist das auch kein Problem – der Dozent im Lernvideo bringt jedes Mal die gleiche Freundlichkeit und Geduld mit. Dennoch sollen für die neuen Kurse die Videoinhalte zusätzlich als Text geliefert werden - für diejenigen, die Schwierigkeiten bei gesprochenem Englisch haben.

Stanford University - kostenlose Online-Kurse als Geschenk an die Welt?

Was hat die Stanford Universität von ihrem MOOC-Angebot, das ja einigen zusätzlichen Aufwand mit sich bringt? Soziale Verantwortung und persönliches Engagement der Dozenten sind sicherlich wichtige Aspekte, doch müssen es nicht die einzigen sein. Bisher decken die angebotenen Kurse zu einem großen Teil eher das Grundwissen in den Fachgebieten ab, aber theoretisch könnten herausragende Teilnehmer herausgefiltert und an suchende Unternehmen vermittelt werden. Bisher gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass dies von Stanford tatsächlich geplant ist.

Auf jeden Fall vergrößert die Universität mit dem neuen kostenlosen Online-Angebot ihre Bekanntheit und sie verbessert ihre Reputation - ein Beispiel gelungener "Unternehmenskommunikation". Über die Stanford University (und die Dozenten) wird von den Kursteilnehmern in den sozialen Netzwerken berichtet, was dann zur Folge hat, dass auch in anderen (Online-) Medien darüber geschrieben wird. Ähnliches gilt auch für die MOOC-Dozenten, deren Engagement diese Kurse erst möglich macht: Sie ernten i. d. R. viel positives Feedback und werden international bekannt; als Folge daraus verkaufen sich möglicherweise ihre Bücher, sofern sie Fachbuchautoren sind, besser.

All das wird vermutlich auch einen positiven Einfluss auf die Zahl regulärer Stanford-Bewerber in der Zukunft haben. Doch auch die aktuellen Studenten und Studentinnen in Stanford profitieren - nicht nur, weil ihre Dozenten nun prominenter sind, was den Wert ihrer Zertifikate oder Diplome erhöhen könnte, sondern durch die gewonnene praktische Erfahrung - zum einen, weil die Infrastruktur für die Online-Kurse von den Dozenten mit einigen Studenten zusammen aufgesetzt wurden, zum anderen, weil man die Erfahrungen des Projekts an die Studierenden weitergeben kann.

Kostenlose Online-Kurse als Strategie gegen Fachkräftemangel?

Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland wäre eine derartige Bildungsoffensive - möglicherweise einer Universität oder anderen Bildungseinrichtung in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen oder einem Unternehmensverband o. ä. - durchaus vorstellbar. Zwar sind die Teilnehmer nach ein oder zwei Kursen noch keine Fachkräfte, doch der erste Kontakt zu Interessierten wird geknüpft. Die Teilnehmer können während des Kurses zeigen, ob ihnen das Thema liegt und wie stark ihr Engagement ist, der Anbieter kann sich herauspicken, wen er dann im Betrieb zu Ende ausbilden will.

Die Stanford University hat gezeigt, wie es geht. Ihre Bildungsoffensive hat das Potenzial, eine Bildungsrevolution zu entfachen. Die deutschen Universitäten sollten die Gelegenheit nicht verschlafen.

Nachtrag:

Und so ging es weiter:

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