Mit Flattr oder anderen Micro-Payment-Diensten Geld verdienen - funktionieren freiwillige Bezahlmodelle? |
2010 wurden Flattr, Kachingle und andere Micro-Payment-Dienste als freiwillige Bezahlmodelle (teilweise auch als Crowd Funding/Social Funding bezeichnet) in vielen Medien vorgestellt. Endlich sollte es eine Möglichkeit geben, wie Webseiten-/Homepagebetreiber, Blogger und andere Autoren/Publisher für ihre Informations-/Unterhaltungsleistung auf freiwilliger Basis bezahlt werden können. Aus vielen kleinen Tropfen sollte ein angemessener Geldfluss werden, denn belohnt werden müsste doch das, was gut geschrieben ist und/oder anderen einen Mehrwert bringt.
Die Abwicklung der Micro-Payment-Dienste ist üblicherweise so:
Der Blogger/Autor/Publisher o. ä. meldet sich und seine Website/Blog bei dem Micro-Payment-Dienst (Flattr, Kachingle o. a.) an und integriert den entsprechenden Bezahl-Button in seine Website bzw. den Blog. Gefällt einem Seiten- oder Blogbesucher, was er auf der Seite liest, klickt er auf den Bezahl-Button. Falls er bereits einen Account und ein Guthaben bei dem Micro-Payment-Dienst hat, kann er (sich einloggen und) eine Bezahlung anstoßen, ansonsten wird er gebeten, sich zu registrieren. Erst wenn man registriert ist, ein Guthaben überwiesen und die Bezahlkonditionen festgelegt hat (wie viel man pro Monat ausgeben möchte), kann man dann per Klick eine Bezahlung anstoßen.
Wie beim Geld verdienen mit Werbung auf der Homepage, muss man viele Besucher finden, damit sich das freiwillige Bezahlsystem lohnen kann. Das heißt, man muss viel Zeit und Arbeit in Suchmaschinenoptimierung (SEO) und andere Möglichkeiten, den Blog bekannt zu machen, stecken.
Flattr im Test
Ich testete Flattr von Dezember 2010 bis Ende 2012 auf verschiedenen Webseiten mit Finanzinformationen für Verbraucher - sowohl als Konsumentin, die anderen geschätzten Autoren für ihre Arbeit eine kleine Gegenleistung geben möchte, als auch als Autorin und Webseitenbetreiberin, die mit ihren Online-Veröffentlichungen ein Einkommen erzielen möchte.
Flattr - mein Fazit
Das ist mein Fazit ohne Umschweife:
- Die Sache mit dem Bezahlen als Konsumentin funktioniert einwandfrei und gefällt mir sehr gut - gerade, wenn ich von jemandem oft erhellende Blogbeiträge oder anderen Web Content lese, bin ich froh, das auch anerkennen zu können. Schließlich bin ich der Meinung, dass Autoren und Journalisten für ihre Arbeit bezahlt werden sollen und möchte auf diese Weise andere unabhängige SchreiberInnen unterstützen.
- Selbst ein Einkommen mit dem Flattr-Bezahl-Button zu generieren, ist mir nicht gelungen. Jedoch glaube ich, die Gründe dafür gefunden zu haben, warum Flattr in meinem Fall (zumindest in diesem Test) nicht funktionierte.
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Warum Flattr bei mir nicht funktionierte
Dass Flattr zur Einkommensgenerierung bei mir nicht funktionierte, führe ich auf diese Gründe zurück:
- Ungeeignete Themen für Flattr
Ich habe den Flattr-Button auf statischen Webseiten mit Finanzthemen für Verbraucher/Privatanleger (Anfänger) eingebaut. Das ist möglicherweise ein Themenkreis, der nicht zur freiwilligen Bezahlung einlädt. - Meine LeserInnen kennen Flattr meist nicht
Die Zielgruppe der Finanzthemenseiten sind Otto-Normalverbraucher/Privatanleger, die vermutlich Flattr/Crowdfunding gar nicht kennen. Flattr scheint mir am ehesten von Bloggern und anderen, schon lange web- und/oder journalismusaffinen Menschen genutzt zu werden. - Einsatz von Flattr parallel zur Werbeplatzvermietung bzw. zu Partnerprogrammen/Affilate-Programmen
Zum einen lenkt die Werbung vom Flattr-Button ab, zum anderen ist die Bereitschaft, eine Information freiwillig zu bezahlen, vermutlich größer, wenn der Leser keine anderen Versuche zur Einkommensgenerierung (Monetarisierung der Arbeit) sieht. [Leider reicht aber weder das eine noch das andere zur Unterhaltsbestreitung] - Hoher Anteil neuer Besucher
Meine Statistik zeigt, dass ein sehr großer Teil meiner Seitenbesucher neue Besucher sind und ein geringerer Anteil wiederkehrende Besucher. Selbst wenn ein Besucher neugierig auf den Flattr-Button klickt, wird er nach Abschluss der Registrierung und Einrichtung eines Guthabens mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit nicht wiederkommen und eine Bezahlung anstoßen. - Zu viele Social Buttons
Um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen nicht nur Überschriften, Grafiken, Bilder und Werbung, sondern auch die zunehmende Zahl an Social Buttons.
Die Flattr-Buttons, die ich auf meinen Finanz-Webseiten zum Testen eingebaut hatte, habe ich inzwischen wieder entfernt, doch werde ich ab sofort [5.12.2012] diesen Blog mit Flattr-Buttons ausstatten. Ich selbst möchte auch weiterflattren - um meine Anerkennung für wertvolle Inhalte zu zeigen, weil es einfach ethisch ist, für konsumierte Leistungen zu bezahlen und weil das Lesen von Online-Zeitungen, -Magazinen, Blogartikeln usw. auch den Aufwand für die Entsorgung von Papier erspart (auch wenn ich persönlich immer noch sehr gerne Print-Erzeugnisse lese).
Alternativen zu freiwilligen Bezahlsystemen?
Wer vom Schreiben leben können möchte, überlegt, wie er am besten publiziert (mit oder ohne Verlag, als Buch, E-Book, im Blog oder auf Webseiten) - natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, wie man mit seiner Arbeit am ehesten ein überlebenswertes Einkommen (-> FAZ-Artikel zum Thema) erzielen kann. Über Content-Farmen (Erklärung bei -> Wikipedia) und Autorenplattformen meiner Meinung nach nicht. Als es mit Flattr und Kachingle auf den Webseiten und Blogs (anscheinend nicht nur bei mir) nicht klappte, versuchten es manche Autoren mit Paypal ("Danke") und Amazon-Gutscheinen, was anscheinend auch nicht klappte, und erwägen jetzt, Hochwertiges online nur noch als kostenpflichtes E-Book zu veröffentlichen. Kann das eine Lösung sein? Oder was ist die Lösung?
Einladung zur Flattr-/Micro-Payment-Dienste-Diskussion
Wie ist Ihre/eure Meinung? Welche Erfahrungen habt ihr/haben Sie mit Flattr oder anderen Möglichkeiten des Crowd Fundings/Social Fundings/Micro-Payment-Diensten gemacht? Nutzt/nutzen Sie die Kommentarfunktion und fügt eure/Ihre Erfahrungen hinzu. Wenn der Blogbeitrag euch/Sie inspiriert hat, abonniert/abonnieren Sie den Feed oder per E-Mail.
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Genau das, was du später in deinem Bericht ansprichst, lag auch mir von Anfang an auf der Zunge: Wie will man Menschen zur freiwilligen Bezahlung antreiben? Dieser Gedanke könnte einige Kopfzerbrechen bereiten. Ok, die Zeiten von Geiz ist Geil dürften nach einigem Erdulden mangelnder Qualität wohl vorbei sein. Aber ich sag mal so: Die Menschen, die wahrscheinlich zahlen würden, haben einfach selbst kein Geld. Ich kenne das übrigens persönlich aus schlechten Zeiten. Und die anderen, die Geld haben, haben meistens deshalb so viel Geld, weil sie nichts verschenken. Also, auch wenn man viele Besucher zusammentreibt, ich bezweifle, dass ein solches (wirklich interessantes) Modell glücken kann. Ihr könnt mich aber gern widerlegen, falls ihr meint, dass ich mich irre ... ;-)
AntwortenLöschenIch höre heute zum ersten Mal von dieser Thematik aber ich finde das es echt ne super Idee ist. Ich denke es kann nur in einem sehr kleinen Kreis funktionieren vielleicht bei Nischen Themen über die man sonst nicht viel herausfindet bzw. die in sündhaft teueren Fachzeitschriften behandelt werden. Das man dadurch den Bloggern mit einem kleinen Obolus Tribut zollen möchten weil man sich Fachzeitschriften evtl. garnicht leisten kann.
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