Ich gebe es zu: Ich bin ein Weiterbildungs-Junkie. Ich liebe das Lernen und will nie damit aufhören. Aber das war nicht immer so. Erst nach dem absoluten Tiefpunkt meiner schulischen Laufbahn in den Teenagerjahren hatte ich eine Art Erleuchtung. Plötzlich fand ich nämlich Gründe zu lernen: Ich wollte beweisen, dass ich doch mehr zustande bringen konnte, als meine letzten Schulleistungen vermuten ließen; ich wollte einen anspruchsvolleren Beruf, als es mein erster Ausbildungsberuf war; ich wollte Studentin sein, denn Studieren fand ich jetzt "cool" (ich war Teenager). Diese und andere Gründe motivierten mich und trieben mich von da ab voran.
Ich begann also zu lernen, weil ich Gründe hatte - im Gegensatz zu vorher, als ich ohne Nachdenken von der Grundschule ins Gymnasium gestolpert war und irgendwann das Interesse am Lernen verloren hatte.
Fremdsprachen lernen - für die Kommunikation mit der großen weiten Welt
Und so erging es mir auch mit dem Fremdsprachen lernen: In der Schule habe ich mich nicht besonders dafür interessiert, Fremdsprachen zu lernen, obwohl auf dem neusprachlichen Gymnasium Englisch, Französisch und Latein reichlich im Stundenplan vertreten waren. Aber nach meinem Tiefpunkt fand ich plötzlich Gründe - besonders dafür, Englisch zu lernen: Ich wollte viel von der Welt sehen und ich wollte so sein wie einige Menschen, die ich beobachtet hatte, wie sie sich lässig in einer Fremdsprache unterhalten konnten.Ich überlegte also, wie ich mein bisheriges Schulenglisch verbessern konnte, und fand einige Möglichkeiten, die nicht mal Geld kosteten - das ich als Azubi ja nicht hatte. So vertiefte ich mich z. B. in meine alten Sprachenlern-Romane aus der Schulzeit ("The Hound of the Baskervilles" etc.), ging an meines Vaters Regal und fand "Ivanhoe" (schweeeere Lesekost in der Originalsprache - ich glaube nicht, dass mein Vater das lesen konnte, und frage mich heute, wieso und woher er das hatte), lernte Vokabeln (Grundwortschatz Seite für Seite) und machte Grammatikübungen (Grammatik-Übungsbuch) in der S-Bahn von und zur Arbeit.
Dann begann die Zeit meiner eigenen Reisen (in den Schulferien, Semesterferien) und Auslandsaufenthalte. Und wo ich auch war, las ich Romane in Englisch, die in dem jeweiligen Land spielten, und versuchte möglichst oft mit Einheimischen und anderen Reisenden in Englisch zu sprechen.
Später hatte ich andere Gründe, an meinem Englisch zu feilen: weil ich während und nach meinem Gartenbaustudium Fachliteratur in anderen Sprachen verstehen wollte; weil ich - nach weiteren Berufswechseln - einen Job als Technische Redakteurin für Mobilfunknetze bekommen hatte und ich technisches Englisch schreiben können musste; und weil in den internationalen Projektteam-Meetings, in denen ich meine Abteilung vertrat, Englisch gesprochen wurde und ich Einfluss nehmen und gut rüberkommen wollte/musste. Also las ich Fachzeitungen in Englisch, Ratgeberbücher für Englisch im Berufsalltag (Englischer Schriftverkehr, Englisch telefonieren etc.) schaute englischsprachiges TV und bis heute schaue ich auch immer mal wieder gerne Telekolleg Englisch an.
Und als sich die Möglichkeit bot, erfüllte ich mir noch einen Traum: an einer Elite-Uni englischsprachig studieren. Ich belegte zunächst einen IT-Semesterkurs mit Online-Vorlesungen, -Seminaren und -Projekten an der Harvard University Extension School, später nahm ich an mehreren MOOCs (Massive Open Online Courses - kostenlose Online-Kurse auf Universitätsniveau für jeden) teil. Zum einen ermöglichte mein bisheriges Fremdsprachen lernen die Teilnahme, zum anderen trainierte ich durch die Teilnahme an den Kursen meine Fremdsprachenkenntnisse.
Bis heute lese ich viel in Englisch, vor allem unterhaltende Romane genieße ich am liebsten in Englisch - die Wörter, die ich nicht kenne, füllt mein Gehirn inzwischen automatisch ein (sicher stimmen die nicht immer, aber wen stört's). Manchmal lese ich mir auch selbst aus englischen Büchern laut vor, damit ich mit dem Klang meiner Stimme in Englisch vertraut bleibe und um das flüssige Sprechen zu trainieren.
Was mir half, das Fremdsprachenlernen überhaupt anzupacken, war, dass ich schon als Kind mit meiner Familie öfter im Ausland war und dabei gelernt habe, dass es freundlich ist, Einheimische in ihrer Sprache anzusprechen und dass es einem nicht peinlich sein muss, wenn man dabei Fehler macht.
Ohne persönliche Motivation ist alles nichts
Es gibt viele Methoden, Fremdsprachen zu lernen. Manche machen mehr Spaß als andere, manche bringen schneller Erfolg als andere. Doch ich finde, persönlich motivierende Gründe dafür zu haben, eine oder mehrere Fremdsprachen zu lernen, ist noch wichtiger als alle Methoden! Die Begeisterung treibt einen dann von alleine vorwärts. Ich lerne jedenfalls weiter, denn ich weiß, warum.Anzeige
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