Sonntag, 23. Dezember 2012

Offline- oder Online-Shopping?

Gedanken zur "Pappkartonzeit" - früher bekannt als Weihnachten

Während sich die Online-Händler über Rekordumsätze freuen, gehen für manchen stationären Laden die Lichter aus. Das veränderte Kaufverhalten der Konsumenten wird Auswirkungen auf Städte, Leben und Kultur haben. 

Im Dezember ist Hochkonjunktur bei den Pickern, Packern und Paketfahrern - den geschundenen Arbeitssklaven der schönen neuen E-Commerce-Welt. Dann bringen sie uns, was wir über Kataloge, Tele-Shopping und das Internet bestellt haben, um die Augen unserer Lieben zum Glänzen zu bringen. Die Läden in den Innenstädten dagegen bleiben zunehmend leer. Oh du fröhliche Pappkartonzeit: Zu Weihnachten treffen wir uns nicht mehr in den geschmückten Innenstädten zu Glühwein und Plätzchen, sondern auf den Wertstoffhöfen zum Pappkartonabgeben - damit wir unter diesen nicht in unseren Wohnungen ersticken.

Tote Innenstädte als Folge des zunehmenden Online-Handels?

Als ich vor Jahren damit begann, online einzukaufen, dachte ich nicht daran, dass das, was ich nicht nutze - die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten der Innenstädte -, verschwinden könnte. Tat es ja auch nicht, solange wir Online-Käufer nur relativ wenige waren. Wenn uns danach war, dann konnten wir jederzeit in die Innenstädte gehen - die Einkaufsstraßen und ihre Geschäfte waren noch da, genauso wie die Cafés, Kinos und die Museen. Aber dass das noch lange so bleibt, muss man inzwischen bezweifeln.

Der Einkauf über das Internet nimmt rasant zu - der Umsatz steigerte sich von 1,3 Milliarden Euro 1999 auf 31 Milliarden Euro 2012. Die Tablet-PCs und Smartphones, die zu diesem Weihnachtsfest verschenkt werden, dürften diese Entwicklung vermutlich noch beschleunigen.

Der Buch- und Musikhandel ist aus den Innenstädten schon fast verschwunden, derzeit tobt ein Kampf um Marktanteile in den Sparten Schuhe und Textilien, den viele stationäre Läden verlieren werden. Die anderen Sparten des Einzelhandels werden wohl nach und nach folgen - die stationären Läden sind zunehmend nicht mehr konkurrenzfähig, denn der Wettbewerb geht zu einem großen Teil über den Preis und die Preise in den Läden der Innenstadt müssen - bedingt u. a. durch die immer höheren Mietpreise an diesen Standorten - anders kalkuliert werden. Dazu kommt, dass die Innenstadtläden nicht nur mit dem Versandhandel (Katalog-, Tele-Shopping- und Online-Handel) konkurrieren müssen, sondern auch mit den Einkaufszentren in den Randzonen der Städte.

Die Geschäfte kämpfen ums Überlegen, die Angestellten um ihre Jobs. Wenn sie verlieren, werden als Folge vermutlich auch der Großteil der Restaurants, Cafés, Kinos und Museen aus den Stadtzentren verschwinden. Die Straßenkünstler werden dann nach Mallorca oder Phuket auswandern müssen oder sonst irgendwohin fahren, wo noch Menschen in einer größeren Anzahl draußen flanieren und sie eine Chance auf Zuschauer und damit Einnahmen haben.

Kundenverhalten ist auch "Kommunikation"

Was Verbraucher tun, ist auch "Kommunikation" in dem Sinne, wie der Begriff im Marketing gebraucht wird. Wenn ich nicht mehr zum Einkaufen in die Läden meiner Stadt oder der nächsten Großstadt gehe, dann signalisiere ich - C2B (Consumer to Business) sozusagen - "Ich brauche euch nicht mehr." Natürlich denkt oder sagt das jeder mal, wenn er oder sie sich gerade über eine schnippische Bedienung geärgert hat. Aber will man deshalb auf die Innenstadt-Shopping- und Kulturinfrastruktur verzichten?

Bevor die Innenstädte wirklich sterben, sollten wir als Konsumenten uns dieses Prozesses bewusst werden und uns fragen, ob wir diese Veränderungen, die wir durch unser Verhalten in Gang setzen, wirklich dauerhaft wollen - denn "wenn weg, dann weg".

Innovation um jeden Preis?

Innovation ist (meistens) gut - sie eröffnet neue Möglichkeiten, hat aber auch etwas Destruktives - d. h.: Etwas, was vorher da war, wird von etwas Neuem verdrängt. Der Ökonom behauptet lapidar, der stationäre Handel sei nicht mehr zeitgemäß. Aber stimmt das? Ist er uns nicht mehr wichtig oder sind wir nur vorübergehend neugierig auf die neue Mode "Online-Shopping"?

Nicht alles, was verschwindet, ist es wert, dass man es betrauert: Wer vermisst schon Musikkassetten, die sich dauernd zu Bandsalat verhedderten, oder Minipli-Dauerwellen bei Männern, wie es in den 1980er Jahren modern war. Die Frage ist, ob wir für die Innovation "Online-Einkauf" (E-Commerce) unsere lebendigen Innenstädte als Preis aufgeben wollen. Die fehlenden Gewerbesteuereinnahmen aus dem stationären Handel werden die Haushalte der Städte und Gemeinden belasten - d. h., es wird weniger Geld für Kultur-, Architektur- und Infrastruktur-Projekte da sein. Ist es das wert? Oder wie könnte man das kompensieren?

Wenn Online-Kauf zum ethischen Armutszeugnis wird

Es ist eine Sache, wenn man gerne online einkauft, weil es bequem ist und man im Internet eine sehr große Auswahl hat. Viele kaufen auch deshalb online, weil sie hoffen, damit Zeit zu sparen - doch in Wahrheit verbrät man beim Online-Einkauf viel Zeit mit Recherche, auf Postämtern und in Paketshops sowie auf den Wertstoffhöfen, wenn man die enormen Mengen an Verpackungen entsorgen muss.

Unethisch wird es jedoch meiner Meinung nach, wenn man sich im Laden ausführlich beraten lässt, dann das empfohlene Produkt aber über einen Online-Händler billiger kauft - dafür gibt es bereits passende Apps. So "kommuniziert" man zwar nicht "Ich brauche euch nicht mehr", aber demonstriert dafür seine fehlende Solidarität (und seine soziale Inkompetenz).

Sollte sich der Trend ausweiten, werden wegen fehlender Einnahmen noch mehr Verkäufer entlassen als ohnehin schon, die restlichen werden mehr und mehr durch billige Auffüllkräfte ersetzt - dann kann man erst richtig über die Inkompetenz von Verkäufern und die Servicewüste im deutschen Einzelhandel meckern. Die Ausbildungsplätze fallen dann auch weg, bis es irgendwann den Gnadenstoß gibt: Insolvenz. Dann kann der Billig-um-jeden-Preis-Konsument seine App wieder löschen.

Sind die Stadtzentren noch zu retten?

Handel und Märkte sind in fast jeder Gesellschaft ein zentrales Element. Sicher - eine Gesellschaft und Kultur sollte sich nicht nur über den Konsum definieren. Und es gibt anderes, das Städte lebendig macht - beispielsweise sind die neuen, manchmal von Kommunen geförderten Urban-Gardening-Projekte neue Orte der Begegnung und Kommunikation - doch wird dieser Trend meiner Ansicht nach nicht die Stadtzentren ersetzen können (und auch nicht die Taschen der Städte und Gemeinden füllen).

Wenn die Gewerbesteuereinnahmen des stationären Einzelhandels in den Haushalten der Städte wegbrechen, dann wird das Geld für Restaurierungen fehlen und vermutlich auch viel an gewohnter Innenstadtkultur wegfallen oder teurer werden.

Ich kann am Horizont bis jetzt kein Rettungsschiff erkennen.

Online-Giganten schieben ihre Gewinne am deutschen Fiskus vorbei

Wenn Konsumenten statt in stationären Geschäften vor Ort wenigstens in deutschen Online-Shops einkaufen, haben immerhin deren "Standortgemeinden" was von der eingenommenen Gewerbesteuer. Denn, was ist mit der Steuerpflicht internationaler Großkonzerne wie dem Online-Händler Amazon? Laut taz organisiert Amazon zwar den Versand über Deutschlanddependancen, da die Zahlungen jedoch über die europäische Zentrale in der "Steueroase Luxemburg" abgewickelt werden, dürfte das Geld zum Großteil am deutschen Fiskus vorbeigeleitet werden - letztendlich zu unserer aller Nachteil. Laut Focus handelt es sich im Falle von Deutschland um zweistellige Milliardenbeträge, die dem Fiskus durch Gewinnverlagerungen jährlich verloren gehen - durch amerikanische Unternehmen, die gleichzeitig EU-Subventionen erhalten - mal ehrlich: Die müssen sich doch über uns totlachen! Inzwischen werden einige EU-Länder aktiv, um diesen "Steuertricks" ein Ende zu bereiten. Man wird sehen, ob sie sich durchsetzen können.

Innovationen schaffen neue Berufe?

Sicher - im Laufe der Geschichte verschwanden immer wieder Berufe - dafür entstanden neue. Mit dem Internet und dank E-Commerce stieg der Bedarf an Programmieren, Designern, Administratoren, Online-Marketing-Spezialisten etc. Durch seine innovative Kraft, einer perfekten Logistik und mit seinem Image der Zuverlässigkeit hat Amazon entscheidend zum Erfolg und Wachstum des Online-Handels beigetragen - der ja als solcher nichts Schlechtes ist, aber wie alles eben auch Nebenwirkungen bzw. seinen Preis hat. Doch, was wird aus denen, die jetzt Verkäufer sind? Müssen die alle in Zukunft als Picker und Packer bei den Online-Händlern arbeiten oder Paketfahrer bei Logistikunternehmen werden? In beiden Fällen dürften sie beruflich und finanziell demnächst noch weniger zum Lachen haben als jetzt schon, denn diese neuen Jobs gehören zu den prekären Erwerbsverhältnissen: unsicher, sehr schlecht bezahlt, machtlos als Arbeitnehmer und mit wenig Schutz durch Sozial- und Arbeitsrecht. Man kann nur hoffen, dass die Politik endlich gegen die Ausbeutung dieser Menschen vorgeht.

Offline- oder Online-Shopping?

Ich würde unsere lebendigen Stadtzentren vermissen - sowohl die großen Konsumtempel als auch die kleinen Boutiquen und Galerien, die Kinos und die kleinen Museen, die Maroni-Verkäufer und die Straßenmusiker. Sie sind doch Teil unserer Kultur. Dabei ist es mir nicht wichtig, ob ich mir jeden Luxus dort leisten kann oder will - ich kann gut damit leben, dass ich es nicht kann. Aber es ist schön, dass sie da sind, dass mich manches dort zum Träumen, anderes zum Kaufen und Schenken anregt.

Ich möchte ehrlich gesagt, beides: Online-Handel, wenn es mal schnell gehen muss und ich weiß, was ich will, und den stationären Handel in bunten lebendigen Innenstädten mit Weihnachtsdekoration oder was sonst gerade zur Jahreszeit passt und Verkäufer/Verkäuferinnen, mit denen man mal lachen, aber auch mal streiten kann.

Ich weiß nicht, ob wir beides haben können. Ich werde jedenfalls meinen Beitrag für die Innenstädte leisten, indem ich wieder viel öfter in die Stadt zum ganz altmodischen Einkaufen gehen werde - Retro sozusagen.

Quellen:

Sonntag, 11. November 2012

Neues von der SEO-Front: WDF*P*IDF und Relevanz

"Content is King" lässt der Quasi-Suchmaschinenmonopolist Google immer wieder verkünden. Aber das wussten wir Autoren, Journalisten und Blogger auch vorher bzw. wir schreiben, weil wir was zu sagen haben. Allerdings: Seit wir für das Internet schreiben, wissen wir auch, dass Schlüsselwörter (Keywords) richtig gewählt und eingearbeitet werden müssen, dass Verlinkung eine Rolle spielt und Ähnliches mehr, damit die Suchmaschine mit ihrem beschränkten Algorithmus unseren schönen Online-Artikel nicht auf Platz 5.345.789 ihrer Ergebnisliste aufführt - quasi unsichtbar für alle, die über Suchmaschinen nach Inhalten suchen (siehe auch: Blogs bekannt machen). Nun gibt es neben Keyword-Optimierung und Backlink-Aufbau wieder neue Buzzwords in der Suchmaschinenoptimierungs- (SEO) Welt - und die heißen WDF*P*IDF (Gewichtungsformel) und Relevanz. 

Ich schreibe und veröffentliche auf meinen Webseiten und in meinen Blogs über Themen, die mir am Herzen liegen und/oder zu denen ich selbst jahrelang Erfahrungen gesammelt habe. Ähnlich der philosophischen Frage um den Baum, der im Wald umfällt, ohne dass es jemand hört: Bin ich ein Autor/Journalist dadurch, dass ich schreibe? Oder werde ich erst dazu, wenn jemand meine Artikel oder Bücher liest?

Ich jedenfalls möchte, dass die Ergebnisse meiner Schreibarbeit, die ich liebe, die aber oft auch mühselig ist, gelesen werden. Deshalb befasse ich mich mit Suchmaschinenoptimierung (SEO). Um von meiner Online-Schreiberei (vielleicht irgendwann) einmal leben zu können, platziere ich zudem Werbung auf meine Webseiten.

Es gibt aber auch eine andere Herangehensweise: Menschen, die nicht selbst das Bedürfnis zu schreiben haben (außer über SEO), aber Geld im Internet verdienen möchten, prüfen mit verschiedenen Tools (beispielsweise mit dem Google Keyword Tool), mit welchen Themen man prinzipiell hohe Werbeeinnahmen via Google Adsense o. a. erzielen kann. Dann lassen sie zu dem Thema bzw. zu einem bestimmten Keyword oder einer Keyword-Kombinationen möglichst preisgünstig und suchmaschinenoptimiert einen Text schreiben und veröffentlichen diesen auf einer Webseite. Sie platzieren Werbung auf der Seite, sorgen für Verlinkung und ergreifen weitere SEO-Maßnahmen, damit sie mit dem eingekauften Text Geld verdienen können.

Man mag von dieser Vorgehensweise halten, was man will - es gibt nicht nur Schwarz und Weiß -, man kann von diesen SEO- und Online-Marketing-Profis einiges lernen. Ich habe damit zuerst aus Verzweiflung begonnen, als ich feststellte, dass ich durch deren Webangebote zunehmend von meinen guten Positionen im Internet verdrängt wurde, die ich hatte, weil meine Seiten schon sehr alt aus Zeiten ohne Konkurrenz waren (und zugegebenermaßen auch eine Überarbeitung nötig hatten). Inzwischen befasse ich mich unregelmäßig mit dem Thema SEO, auch wenn ich SEO nur in Maßen anwende, weil ich mich nicht von einer Suchmaschine und ihren Algorithmus-Updates (Panda, Penguin und wie sie alle heißen) gängeln lassen möchte.

Relevanz - was ist das?

Die Relevanz eines Textes ist der Mehrwert, den er einem Leser zu einem bestimmten Suchwort bietet. Das hört sich zunächst gut und leserfreundlich an. Doch die Relevanz von Texten im Internet wird von einem Suchmaschinenalgorithmus berechnet, der simple Eckdaten miteinander verrechnet, die Ergebnisse miteinander vergleicht und dementsprechend die Suchergebnisse sortiert. Hier hat sich insofern etwas getan, dass es nicht mehr nur auf das Haupt-Keyword ankommt, sondern auch auf verwandte ("relevante") Keywords im gleichen Artikel.

Aus SEO-Sicht heißt das: Statt wie bisher ein Keyword zu bestimmen und dieses in einer bestimmten "Keyword-Dichte" im Text und außerdem im Seitentitel, in Meta-Descriptions, Überschriften, Bildunterschriften, Bild-Title-Tags etc. unterzubringen, müssen nun zusätzlich Relevanzwerte berechnet werden. Die Relevanzwerte des eigenen Artikels müssen besser oder in einem besseren Verhältnis zueinander sein, als die in Artikeln von den Mitbewerbern, sonst reicht es nicht in die Sichtbarkeitszone der Suchmachinenergebnisse. Ein Aspekt der neu entdeckten Relevanz ist, dass nicht nur das Haupt-Keyword ausreichend oft im Text vorkommen muss (wie oft "oft genug" oder "zu viel" ist, weiß man nicht wirklich), sondern auch andere Keywords, die einen Bezug zu diesem Keyword haben - allerdings dürfen sie dem Haupt-Keyword auch nicht zu viel Konkurrenz machen, wie man weiter unten sieht.

Statt Keyword-Dichte lieber Gewichtungsformel?

Mit einem Keyword und der Keyword-Dichte kommt man nach Aussagen einiger SEO-Profis, so z. B. Karl Kratz (Links siehe unten) heutzutage nicht mehr weit. Mehr Aussagekraft habe die Gewichtungsformel oder WDF*P*IDF.

Die Gewichtungsformel WDF*P*IDF ist das Produkt von
WDF, IDF und einem Korrekturfaktor P

WDF und IDF sind Begriffe aus der Textstatistik:
  • WDF steht für Within-document Frequency (Dokumentspezifische Gewichtung).
    Die WDF beschreibt die Häufigkeit eines Wortes i im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Worte L in einem Dokument j - bzw. in unserem Fall: die Häufigkeit eines Keywords bzw. einer Keyword-Kombination im Verhältnis zu allen Keywords/Keyword-Kombinationen im Text. Je öfter ein Keyword bzw. eine Keyword-Kombination in einem Text vorkommt, desto größer ist der WDF-Wert. Das ist im Prinzip nichts Neues. Im Gegensatz zur Keyword-Dichte wird der WDF mit Logarithmen berechnet. Mehr Details z. B. bei Wikipedia. 
  • IDF steht für Inverse Document Frequency (Inverse Dokumenthäufigkeit).
    Der IDF setzt die gesamte Anzahl ND von Dokumenten einer Datenbank zur Anzahl f der Dokumente, die ein bestimmtes Keyword/Keyword-Kombination t enthalten. Je größer der IDF, desto weniger Dokumente gibt es in der Datenbank, die das Keyword/Keyword-Kombination enthalten. 
Das Produkt WDF*IDF für ein Keyword ist also rein rechnerisch am besten, wenn das Keyword-/Keyword-Kombination oft im Text vorkommt, es aber gleichzeitig noch wenig andere Dokumente mit diesem Keyword/Keyword-Kombination gibt.

P ist nur ein Gewichtungswert (Korrekturfaktor).

Kratz hat festgestellt, dass es eine Relation zwischen WDF*IDF und der Position in den Suchmaschinenergebnissen (Search Engine Results Position, SERP) gibt. Je höher WDF*IDF, desto besser i. d. R. die Position in den SERPs. Das ist jetzt eigentlich nicht überraschend oder neu, sondern wird nun eben mathematisch ausgedrückt. Kratz hat außerdem bemerkt, dass viele zu einem Keyword gut positionierte Seiten eines gemeinsam haben: dass der WDF*IDF für dieses Keyword deutlich höher ist, als für andere Keywords/Keyword-Kombinationen in dem Text. Eindeutigkeit ist also Trumpf.

Grundlegend neu sind diese Erkenntnisse nicht, man kann jetzt nur alles genauer berechnen. Man sollte bei aller Rechnerei nicht vergessen, dass man ein Keyword auch zu oft einsetzen kann und der Text dann möglicherweise von Google als Spam gewertet wird. Und wie Kratz auch sagt, gibt es ja auch noch andere Faktoren, die die Position in den Suchergebnissen beeinflussen können.

Beim Wettbewerber abgucken

Die neue Onpage-Optimierung mit dem Ziel der Verbesserung der Relevanz führt vor allem über die Mitbewerberbeobachtung - wie das geht, führen Karl Kratz und Philipp Helminger vor (Links unten). Sie analysieren die Mitbewerber-Webseiten und berechnen die WDF*IDF-Werte für die wichtigsten Keywords/Keyword-Kombinationen für die Seiten, an denen sie vorbeiziehen oder zumindest mithalten wollen. Aus den Ergebnissen der Mitbewerberbeobachtung erstellt beispielsweise Kratz die Vorgaben für seine Internettexte. Dann noch die restlichen SEO-Maßnahmen umgesetzt und fertig ist Platz 1 in den SERPs. Schön wäre es - oder auch nicht. Also wird noch weiter gefeilt: Keyword-Abstand, Keyword-Verteilung, partielle Keyword-Häufung, gezielter Einsatz artverwandter Keywords ... Ich frage mich, wo da bei all den Vorgaben noch Raum und Zeit für Inhalte und Sprachliches bleibt.

Noch interessant zu wissen: Helminger hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass bei manchen Keywords bzw. Keyword-Kombinationen die vorderen Plätze inzwischen mit sehr langen Texten belegt sind. Bei seinem Beispiel "HochgeschwindigkeitsSEO" liegen auf den ersten fünf Plätzen Texte mit 3.000 bis 8.000 Wörtern! Seine Empfehlung außerdem: Die Häufigkeitsverteilung relevanter Keywords sollte man an die der Top-Positionen für sein Haupt-Keyword anpassen.

Den Google-Algorithmus füttern - will man das?

Als Autorin, Journalistin und Bloggerin, die ich schon lange auch für das Internet schreibe, gefällt mir diese Entwicklung nicht und ich hoffe, dass sie nur vorübergehend ist. Es kann doch nicht sein, dass das gesamte "Schreibhandwerk" immer mehr, statt endlich weniger dem Algorithmus einer Suchmaschine untergeordnet werden muss, wenn man sichtbar bleiben möchte. Was ist mit der Verwendung von Synonymen, sprachlichen Bildern, etc.? So wichtig eine simplifizierte Sprache in der Technikdokumentation ist, wenn sie zur Alltagssprache wird, dann führt das zu einer Verarmung - nicht nur der Sprache, sondern auch des Denkens.

Ich möchte doch Wissen weitergeben, Diskussionen anregen, unterhalten, mich auf Recherche und das Schreiben konzentrieren, kreativ sein und mich, wenn überhaupt, dann nur am Rande mit SEO beschäftigen müssen.
Zum Glück gibt es noch einige gute Medien, für die es Spaß macht, zu schreiben, und die es aufgrund ihres Markennamens oder eben weil sie Printmedien sind, nicht nötig haben, mit Algorithmen-Fütterei zu buhlen und dafür Sprachvielfalt und -kreativität zu opfern. Doch für uns kleine Blogger und Webseiten-Publisher sind das gerade sehr schwere Zeiten - und sich als SEO-Texter ausbeuten zu lassen, kann auch nicht die Alternative sein. Dann doch lieber sich weiter selbst ausbeuten und Spaß haben.

Ansonsten bin ich der Meinung: Suchmaschinen müssen besser werden und Google braucht stärkere Konkurrenz, damit da mal was vorwärts geht.

Quellen und weiterführende Informationen

Donnerstag, 30. August 2012

Wie viele Seitenbesucher kommen durch Facebook, Google+ und Twitter?

"Vergebliche Mühe" titelt internet WORLD BUSINESS heute und meint damit die Jagd nach möglichst vielen Facebook-Fans. Das machte mich neugierig und ich konsultierte die Quelle und meine eigene Statistik des vergangenen Monats.

Der Online-Artikel von internet WORLD BUSINESS bezog sich auf eine Untersuchung von BuzzFeeD (alle Quellen unten), die nach einer Korrelation zwischen der Anzahl von Facebook-Fans von Verlagen und dem Traffic suchten, den diese Verlage über Verweise in Facebook auf ihre "Sites". BuzzFeeD kam zu dem Schluss, dass es keine bis wenig Korrelation gibt: Viele Fans bedeuten nicht unbedingt viele Besucher (= mehr "traffic"). Dabei dürfte es keine Rolle spielen, ob diese "Sites", die verlinkt wurden, als statische Webseiten oder als Blog realisiert sind.

Nach der Lektüre dieses Artikels schaute ich mir meine eigene Statistik vom vergangenen Monat für tinto.de und andere eigene Domains hinsichtlich Besucher-Quellen an. Meine Inhalte befinden sich vorwiegend auf statischen Seiten, die ich seit 1998 betreibe, aber es ist auch ein auf eigener Domain integrierter Blog dabei.

Das Ergebnis für diese selbstgehosteten Inhalte:
  • < 2 % der Besuche kommen über Facebook 
  • ~ 0,5 % der Besuche über Google+ 
  • ~ 0,2 % der Besuche über Twitter 
Zum Vergleich:
  • ~ 72 % der Besuche kommen über die Google-Suche 
  • ~ 7,5 % der Besuche waren direkt
  • ~ 2 % der Besuche kamen über die Bing-Suche 
  • ~ 1 % der Besuche über Blogger (Blog-Plattform)
Traffic-Quellen Social Media
Herkunft der Webseiten-/Blogartikel-Besuche in Prozent
(Ausgesuchte Traffic-Quellen: Social Media u. a.)


Zähle ich die Besuche über Facebook, Google+ und Twitter zusammen, dann kommen ca. 2,2 % meiner Domain-Besuche über diese drei Social Media-Plattformen zustande. (Ich stelle in Social Media allerdings auch Artikel vor, die sich auf Blogger-Blogs (als nicht auf einer eigenen Domain) befinden - diese Verweise sind in dieser Statistik nicht enthalten, da sie extern gehostet sind.)

Jedenfalls kommen knapp 2 % der Seitenbesuche auf meinen eigenen Domains von Facebook - und da hauptsächlich von meiner Gartensaison-Facebook-Page, wo die "Fans" und ich eine rege kleine Austauschgruppe von Garten- und Pflanzenfreunden bilden, die sich gegenseitig unterstützen.

Der Traffic von Social-Media-Plattformen ist nur ein Kriterium von vielen

Die Zahl der Besucher, die über Facebook kommen, ist nicht wirklich beeindruckend. Es wäre noch interessant zu wissen, wie sich die Fan-Zahlen und die Interaktionen mit den Fans auf den Google-Algorithmus (und damit die Sichtbarkeit in den Sucherergebnissen der Google-Suche) auswirken. Doch leider werden solche Algorithmen nicht offengelegt.

Überrascht bin ich, wie wenig Seitenbesuche über Google+ und Twitter zustande kommen, obwohl dort meine Follower-Zahlen ein Vielfaches betragen - das bestätigt allerdings die Ergebnisse von BuzzFeeD, auch wenn die sich nur auf Facebook bezogen: Mehr Fans, Einkreiser oder Follower bedeuten nicht unbedingt mehr Traffic.

Circa 1 % der Besucher auf meinen Domains finden über Blogs bei Blogger zu mir. Blogger ist eine kostenlose Blog-Plattform für Anfänger aus dem Hause Google. Auch in diesem Fall sind es hauptsächlich Garten-Interessierte und teilweise an Geldthemen interessierte Besucher, die über die Links von dort zu meinen Webseiten kommen. Die Verweise stammen zum Teil von eigenen Blogger-Blogs, die ich als Ergänzung zu den Websites auf meinen Domains führe. Inzwischen habe ich allerdings auch einen Wordpress-Blog auf der eigenen Domain (weshalb der nicht als externe Quelle geführt wird).

Wenn ich nur den Zeitaufwand für meine Social-Media-Aktivitäten und die dadurch generierten Besuchszahlen ("traffic") gegenüberstellen würde, dann würde ich diese wohl einschränken und meinen Fokus noch stärker auf Seiten-/Artikel-Erstellung und Suchmaschinen-Optimierung legen müssen. Doch möchte ich zum einen die Abhängigkeit von der Google-Suche (-> Machtkonzentration) verringern und zum anderen die Inspiration (einschließlich der täglichen Aufreger) und die Kommunikation mit den Menschen aus aller Welt nicht missen.

Quellen