Freitag, 24. Februar 2012

Lobbyisten in Social Media?


lobbyismus-vgwort- Vorsicht: enthält teilweise Spekulationen - 

Als die Unterzeichnung des ACTA-Abkommens, eines Anti-Produktpiraterie-Abkommens anstand, gingen die Leute auf die Straße und protestierten. Die einen, weil sie die Einführung des gläsernen Bürgers und Zensur fürchten, die anderen, weil sie im Internet grundsätzlich alles kostenlos nutzen wollen, und manche, weil sie fairere Verkaufs- und Lizensierungsmodelle für die Verwertung wollen. Die Motive sind also unterschiedlich.

Auffällig war, dass beim Thema ACTA – bei dem es um die Durchsetzung von Gesetzen geht und nicht um Schutzrechte selbst – immer öfter das Thema Urheberrecht im Gespräch war. Das deutsche Urheberrecht schützt das Recht des Urhebers an seinen Werken (z. B. Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst). Der Urheber hat das Recht zu bestimmen, was mit seinen Werken geschieht und in welchem Zusammenhang sie veröffentlicht werden dürfen – das sind die Persönlichkeits- und Verwertungsrechte. Der Urheber kann die Verwertungsrechte selbst wahrnehmen, mit einem Verwerter (z. B. Verlag) zusammenarbeiten, sie unter eine GNU-Lizenz stellen oder verschenken. Das steht jedem Urheber frei.

Nun tauchen Stimmen auf, die das Urheberrecht abschaffen oder auf wenige Jahre (einzelne finden 2 Jahre angemessen) beschränken wollen. Ein Schriftsteller, der vielleicht mehrere Jahre an einem Buch gearbeitet hat, soll sein Urheberrecht nach wenigen Jahren verlieren. Ein Fachautor, der erst ein Studium absolviert, viele Jahre Berufserfahrung gesammelt und dann monate- oder jahrelang an einem Fachbuch geschrieben hat, soll nach wenigen Jahren das Recht an dem, was er geschaffen hat, aufgeben. Ein Fotograf, der möglicherweise erst eine mehrjährige Ausbildung gemacht, sich eine teure Kameraausrüstung auf Pump gekauft und Strapazen für ein Bild auf sich genommen hat, verliert das Recht an seinen Bildern. Ähnliches bei Komponisten und anderen Urhebern.

Nun sind die Masse der erwerbsmäßigen Urheber eine eher arme Bevölkerungsschicht, die laut Künstlersozialkasse im Monat durchschnittlich ein Arbeitseinkommen von ca. 1.100 Euro (abhängig von der Branche) haben, und man könnte sich fragen, warum wenden sich Menschen, die sonst für mehr Gerechtigkeit auf die Straße gehen, gegen sie und wollen ihnen das Recht an ihrem (Lebens-)Werk nehmen. Wurden sie möglicherweise manipuliert? Aber wessen Interesse könnte dahinter stehen?

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Wie sich Lobbyismus in Social Media tarnt

Das Gute an Social Media: Jeder darf mitreden. Das Problem an Social Media: Jeder redet mit – oft ohne aufzudecken, für welche Interessensgruppe er das tut.

Unter Lobbyismus versteht man die Einflussnahme auf Regierung, Gesetzgebung und die öffentliche Meinung. Soziale Netzwerke eignen sich hervorragend für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung und Mobilisierung von Menschen. Parteien („Politische Online-Kommunikation“) und Unternehmen ("Unternehmenskommunikation" oder "Wahrnehmungsmanagement") nutzen das schon einige Zeit. Die mit der Einflussnahme beauftragt werden, heißen allerdings nicht Lobbyisten, sondern Berater für Online-Kommunikation, PR-Fachleute, Kommunikationsmanager o. ä. Sie selbst treten oft gar nicht auffällig in Erscheinung, sondern positionieren Experten und Meinungsbildner, die über ihre Kreise oder Follower eine Lawine in Gang setzen können.

Wer die aktuellen Äußerungen und Diskussionen in den sozialen Netzwerken zum Thema Urheberrecht (meist im Zusammenhang mit ACTA) mit etwas Distanz beobachtet, dem fällt auf, dass

  • Empörungsstürme (Shitstorms) aufflammen, wenn jemand eine Meinung gegen die Abschaffung oder Verkürzung des Urheberrechts vertritt, 
  • Videos mit eher oberflächlicher Argumentation, doch mitreißend gemacht, auftauchen und sich sehr schnell verbreiten,
  • fadenscheinige Argumente vorgebracht werden, die eher Stimmungsmache sind und ständig wiederholt werden, 
  • ACTA, Verwertung, Urheberrechte, Patentrechte, Buchpreisbindungsgesetz, GEMA-Lizenzierungsmodelle – alle zu einem Brei vermischt werden und am Ende soll – von manchen gefordert - der Urheber sein Urheberrecht verlieren oder seine Rechte stark eingeschränkt werden. 
Drei Beispiele für Scheinargumente:

  • Wenn eine Datei kopiert wird (z. B. eine E-Book-Datei), dann sei das Original ja nicht weg, also sei es kein Diebstahl. Dabei wird außer Acht gelassen, dass ein Autor ja nicht monatelang eine leere Datei erstellt, sondern an den Inhalten geschrieben hat und dass er davon lebt, dass jemand für die Nutzung des Inhaltes bezahlt. Wenn nur einer bezahlt und alle anderen davon Kopien ziehen, dann kann der Autor nicht davon leben. Ja, Vertriebs-/Lizenzierungsmodelle könnten anders ausgestaltet werden (einmal zahlen für die Nutzung als Buch, für andere Kanäle nur noch ein geringer Aufschlag o. ä.) – das hat aber gar nichts mit dem Urheberrecht als solches, sondern mit der Verwertung zu tun. Die wiederum ist unter anderem an das Buchpreisbindungsgesetz gebunden usw. – es ist eben nicht alles so einfach. 
  • Immer wieder tauchen Argumente auf, dass Kinder (oder behinderte Menschen) angeblich durch das Urheberrecht eingeschränkt werden: Für kopierte Kinderlieder müssten GEMA-Gebühren gezahlt werden – was überhaupt nichts mit dem Urheberrecht, sondern mit dem GEMA-Lizenzierungsmodell zu tun hat [Nachtrag: Korrektur unten im Kommentar und Berechnung, dass diese Gebühren 1 Euro pro Jahr und Kind betragen]. Abgesehen davon ist die Lizenzierung vermutlich billiger, als wenn Liederbücher gekauft werden müssten. Und: Arbeiten Bauarbeiter, Maler, Schreiner oder irgendwer kostenlos für Kindergärten? Nein, sie werden vom Auftraggeber oder Arbeitgeber bezahlt. Also warum wenden sich die Empörten nicht an den Staat, ob er die GEMA-Gebühren übernimmt, oder sie machen es mit der GEMA aus. Es ist kein Argument gegen das Urheberrecht. 
  • Werke würden nach zwei Jahren so gut wie nicht mehr verkauft, also könnte man das Urheberrecht auf zwei Jahre kürzen. Vielleicht gibt es einzelne IT-Fachbücher oder Werke, bei denen das so ist, aber es ist die verschwindende Minderheit! Als Autorin mehrerer Ratgeber und Romane stelle ich eher fest: Auf einen einigermaßen angemessenen „Stundenlohn“ für die investierte Zeit komme ich durch die Langläufer. Und wenn ich an die Musikindustrie denke, kann ich auch nicht bestätigen, dass nur Musik, die in den letzten 2 Jahren komponiert wurde, gespielt wird.

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Wer könnte ein Interesse daran haben, Urheber zu schwächen?

Sind die genannten Auffälligkeiten auf die von Internet-Utopisten beschworene Schwarmintelligenz zurückzuführen oder spielt da jemand (vielleicht sogar mehrere) gekonnt die Klaviatur des Online-Marketings bzw. Social Media Marketings? Aber wer könnte überhaupt ein Interesse daran haben, das Urheberrecht zum Negativen zu wandeln? (Fairerweise: Nicht alle, die das Urheberrecht ändern wollen, wollen es verschlechtern.)

Die „Verwertungsindustrie“? 
Verlage könnten Bücher verlegen, an denen die Urheber kein Urheberrecht mehr haben, ohne Autoren oder ihre Erben beteiligen zu müssen. Sie hätten mehr Freiheiten. Es gibt vielleicht einige Verlage, in deren Geschäftsmodell die Kürzung des Urheberrechts passen würde. Aber die Verlage, die eher langfristig mit Autoren in Partnerschaft zusammenarbeiten, schätzen ihre Autoren, die ja inzwischen - dank Internet, Print-on-Demand-Verfahren und E-Book-Möglichkeiten - notfalls sowieso ohne sie veröffentlichen und vermarkten können (aber i. d. R. nicht wollen, denn das bedeutet weniger Zeit zum Schreiben). Die meisten Verwerter stehen in der aktuellen Marktsituation doch selbst eher schwach da.
Verwertungsgesellschaften können nur Lizenzgebühren für Werke von Künstlern/Publizisten eintreiben, die bei ihnen Mitglied sind und bei denen das Urheberrecht noch besteht. Wenn ein Komponist das Urheberrecht verliert, dann kann die GEMA auch keine Lizenzen verkaufen. Die Verwertungsgesellschaften haben also wahrscheinlich auch kein Interesse daran, die Rechte des Urhebers zu verschlechtern. (Zugegeben: Ich kenne mich im Musikgeschäft nicht so gut aus.)

Parteien? 
Vielleicht. Da unterscheide ich:

  • Parteien, die sich profilieren wollen, indem sie etwas angeblich Verbraucherfreundliches fordern. Aktuell stoßen viele Parteien in dieses Horn, das Urheberrecht stark zu verkürzen, weil sie die Bürger, die - eigentlich wegen ACTA - auf die Straße gehen, als Wähler gewinnen wollen. Wobei es kurzfristig gedacht ist, denn eine Schwächung der Urheber wird der Gesellschaft längerfristig schaden. Wessen Arbeit nicht mehr geschätzt und bezahlt wird, der wird sie nicht mehr tun oder sie nicht mehr verÖFFENTLICHen. Hochwertiges wird dann hochpreisig an Zahlungswillige gehen. Oder abgeschlossene, kostenpflichtige Netzwerke könnten die Folge sein.
    Eine Kulturflatrate/Künstlerflatrate, wie aktuell von einigen Parteien/Gruppierungen vorgeschlagen, die den Künstler/Publizist am Leben erhält, aber nicht wie andere Menschen am sozial-marktwirtschaftlichen Leben teilnehmen lässt, ist für die meisten Urheber kein Anreiz, schon gar nicht für finanziell bereits erfolgreiche. Und wer sollte auch festlegen, wer Künstler/Publizist ist und wer nicht? 
  • Parteien und Gruppen, die grundsätzlich gegen Eigentum oder die aktuelle Staatsform sind und die Gunst der Stunde nutzen wollen, um schon einmal in einem Bereich mit der Enteignung bzw. der Umsetzung eines neuen Staatswesens (z. B. eine sich selbst über das Netz regulierende Gesellschaft) zu beginnen. 
Internetunternehmen?
Noch müssen - zumindest theoretisch - auch die großen Konzerne im Internet (Google (denen auch YouTube gehört), Apple, Ebay etc.) Rücksicht auf Gesetze wie das Urheberrecht nehmen. Eine Schwächung des Urhebers würde solche Unternehmen stärken, deren Geschäftsmodell darauf basiert, dass sie viele Besucher/Käufer haben, egal, was die da im Einzelnen machen. Für sie ist die Einführung von Maßnahmen, die Besucher in irgendeiner Weise einschränken könnten (z. B. die Beachtung von Urheberrechten) oder die Vergütung (über die Verwertungsgesellschaften an die Urheber) mit Aufwand und Kosten verbunden. Warum sollten sie sich das ohne Widerstand aufhalsen lassen - wenn man das mit ein bisschen Lobbyarbeit billiger haben kann? Eine Abschaffung oder Reduzierung des Urheberrechts – ihnen könnte nichts Besseres passieren, um unkompliziert Geld zu verdienen! Auch die Schwächung der Verwertungsindustrie käme diesen gerade gelegen, wollen sie doch die Sahne abschöpfen und Verlagen oder Urhebern möglichst wenig davon abgeben. Alles, was sie zwingt, Maßnahmen irgendeiner Art zur Einhaltung von Gesetzen auf ihren Plattformen einzurichten, ist für diese Unternehmen und Megakonzerne ein Kostenfaktor. Wenn ein Gesetz gleich ganz wegfällt: umso besser!

Nachtrag am 23.4.2012:
Google hat alleine im 1. Quartal für Lobbyarbeit über 5 Millionen US-Dollar ausgegeben. Mehr bei Techcrunch über Lobbyausgaben von Google und Facebook ->Techcrunch


Keine leichten Zeiten für verantwortungsvolle Bürger

Es ist nicht einfach, sich dieser Tage eine objektive Meinung zu ACTA, Verwertungsindustrie, Urheberrecht etc. zu bilden – weil alles miteinander vermischt wird und weil Emotionen geschürt werden, bis das Adrenalin kocht. Doch man sollte es trotzdem versuchen, denn für viele Menschen hängt eine Menge davon ab.

Egal, ob im Fall Urheberrecht tatsächlich von Unternehmen, Parteien oder sonst wem gezielt versucht wird, die öffentliche Meinung zu manipulieren: Man muss sich seine eigene unabhängige Meinung bilden. Immer! Erst recht im Internet.

Bei jedem Argument sollte man sich fragen:

  • Wird versucht, mich zu manipulieren (z. B. mit Reizworten und Bildern, die an meine Stimmung appellieren, und fadenscheiniger Argumentation)? 
  • Wer könnte ein wirtschaftliches oder politisches Interesse welcher Art daran haben? 
Um es klar zu sagen: Dies ist kein Beitrag für die aktuelle Politik, auch nicht für ACTA oder für das Festhaltenwollen an herkömmlichen Verwertungsmodellen. Es geht um das Urheberrecht – das den Urheber (Autor, Komponist, Fotograf, Zeichner etc.) stärken sollte. Es abzuschaffen oder radikal zu kürzen, ist der falsche Weg.

Aber es geht auch um das Internet und seine "Bewohner". Viele zerren an ihnen und wollen sie für ihre Zwecke ausnutzen und instrumentalisieren. Vielleicht wird das einmal der Tod des Internets sein, dass man Informationen nicht trauen kann und die Bewohner zwischen kommerziellen und politischen Interessensgruppen und ihren "Lobbyisten" zerrieben werden. Es wäre schade drum.

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Nachtrag am 10.5.2012
Die VG-Wort positioniert sich
Die Verwertungsgesellschaft Wort, die die Interessen von Urhebern und Verlagen vertritt, hat ein Positionspapier zum Urheberrecht veröffentlicht.

Die Autorin dieses Beitrags ist Lobbyistin im eigenen Auftrag: Eva Schumann (Urheber)

Quellen:

11 Kommentare :

  1. Die Manipulation hat bei Dir bereits gegriffen. Es geht ja nicht darum, die Rechte der Kreateure zu schwächen, oder alles umsonst verfügbar zu bekommen. Absurd. Nachzulesen bei Beckedahl, bei Heise.de oder Niggemeier ...

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    1. Nicht ich bin manipuliert worden! Ich bin Urheber und aufgebracht, weil das, was derzeit von manchen ACTA-Gegnern gegen das Urheberrecht vorgebracht wird, einfach nicht stimmt. Und wer das Urheberrecht abschaffen oder auf wenige Jahre beschränken will, nimmt mir meine Lebensgrundlage.

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    2. Das ist das Problem. Es gibt eine Gruppe von Menschen (Autoren, Musiker usw.), deren Existenz bedroht ist. Aber Acta ist meiner Meinung nach nicht die passende Lösung. Wenn alle Menschen Ihre Texte lesen, sollte einerseits der Staat (als Vertreter all dieser Menschen) Ihnen etwas dafür geben, andererseits sollten Sie sich damit auseinandersetzen, dass die Branche sich verändert hat, und eben viele kostenlos tun, wovon Sie leben. Daran kann man aber nichts ändern, das geht mir als Webdesigner und Musiker auch so. Da ist Kreativität gefragt, ich hab noch keine Lösung gefunden.

      Ein weiterer Punkt: Sie haben geschrieben: "Der Urheber hat das Recht zu bestimmen, was mit seinen Werken geschieht und in welchem Zusammenhang sie veröffentlicht werden dürfen". Das stimmt im Falle Gema keineswegs. Man darf scheinbar als Mitglied von der Gema (und vielen anderen europäischen Verwertungsgesellschaften) keine Musik veröffentlichen, die man frei (z.B. Creative Commons) herausgibt. Dazu müsste man kündigen und würde somit kein Geld mehr für frühere Werke erhalten. Das hat nichts mit Selbstbestimmung zu tun, sondern mit Machterhaltung der Gema gegen die freien Lizenzen.
      Als Webdesigner und ehemaliger -Entwickler weiß ich übrigens die Vorteile von Open Source sehr zu schätzen, und bin dadurch zunehmend Gegner von kommerziellen Lizenzen. Das ist vielleicht in anderen Branchen noch nicht so deutlich geworden, aber wird es mit zunehmender Beteiligung (und ohne Acta) auf jeden Fall noch werden.

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    3. ACTA und Urheberrecht sind zwei verschiedene Dinge. Weil man gegen das Antipiraterie-Abkommen ACTA ist, muss man nicht gegen das Urheberrecht sein. Bei ACTA geht es um die Art der Durchsetzung von Schutzgesetzen, nicht um die Gesetze selbst. GEMA wiederum ist eine Verwertungsgesellschaft der Musikbranche. Kein Komponist muss zur GEMA gehen, allerdings bin ich auch der Meinung, dass bei der GEMA einiges geändert werden sollte: zeitgemäßere Lizenzmodelle etc. Das hat aber wiederum gar nichts mit mir als Autor zu tun. Ich bin nicht gegen Open Source oder freie Inhalte, wenn das freiwillig durch den Urheber geschieht - dazu ist das Urheberrecht ja da, dass der Urheber bestimmt.

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  2. Ich denke, Lobbyisten sind erst mal nur Leute, die einer Meinung eine Lobby geben und diese anderen näher bringen wollen. Mal mit lauteren, mal mit unlauteren Mitteln. Mal gerade heraus, mal auf verschlungeren Wegen.

    Nichts anderes, was ich mit meiner Meinung (natürlich NUR auf geraden Wegen ;-)) und Du mit Deiner Meinung hier doch auch machst. Und das ist auch sehr sehr gut so, das wir das können und zuweilen auch tun.

    Nur am Rande: dieses Argument, eine "Raubkopie" sei keine "Raubkopie", weil das Original ja noch da ist, finde ich auch immer eine Nebelkerze. Faktisch vielleicht richtig, geht aber am Problem vorbei. Da hat dann der Gegenüber für mich entweder das Problem nicht verstanden oder geht gerade die genannten "krummeren Wege" um ab zu lenken...

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    1. Ja, aber ich lege offen, dass ich Lobbyist für Urheber im eigenen Auftrag bin. Es wird auch versucht, im Offline-Leben Transparenz in das Thema Lobbyismus zu bringen - mehr oder weniger gut. Aber in Social Media hat man kaum eine Chance herauszufinden, wer im Auftrag von anderen agiert, bzw. wo eine Lawine gestartet wurde - und ob sie bewusst inszeniert wurde oder tatsächlich spontan entstand. Politische Online-Kommunikation oder Unternehmenskommunikation sind wirklich Alltag!
      Wegen der schrägen Argumente - heute habe ich auch wieder so was gesagt bekommen: "Wissen will frei sein." Und als humanistischer Mensch MÜSSE ich es der Allgemeinheit gemeinfrei zur Verfügung stellen.

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    2. Es ist, wie eigentlich immer, das Problem beim schwarz-weiß denken. Die Wahrheit liegt auch hier dazwischen. Es gibt Grundlagendinge, bei denen auch ich meine, das keiner da ein Allgemeinbesitzrecht drauf haben darf. Wenn morgen eine Firma ein Mittel gegen Krebs entdeckt, sollten wir von dieser nicht abhängig sein. Aber das ist natürlich(!) auch schon wieder einfarbig gemalt.

      Und um die Zwischentöne muß man schon als Gesellschaft immer wieder mal frei verhandeln, denke ich.

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    3. Klar muss man über alles immer wieder reden!

      Medikamente haben aber nichts mit dem Urheberrecht zu tun, Medikamente werden durch das Patentgesetz geschützt.

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  3. Ich habe noch einen guten Zeit-Artikel über die Google-Lobbyarbeit in Deutschland gefunden: Lobbyismus: google umgarnt die Netz-Prominenz

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  4. Sehr lesenswerter Artikel. Nur eine kleine Korrektur:

    "Für kopierte Kinderlieder müssten GEMA-Gebühren gezahlt werden – was überhaupt nichts mit dem Urheberrecht, sondern mit dem GEMA-Lizenzierungsmodell zu tun hat. Abgesehen davon ist die Lizenzierung vermutlich billiger ist, als wenn Liederbücher gekauft werden müssten."

    Es ist nicht die GEMA, die in diesem Fall lizenziert, sondern die VG Musikedition, die für Notenblätter zuständig ist. Die GEMA wurde von der VG Musikedition beauftragt, das Inkasso zu machen. Das eingenommene Geld wird direkt an die VG Musikedition weitergereicht und an die dortigen Mitglieder verteilt. Die Gebühren für einen grösseren Kindergarten sollen sich - wenn ich mich recht erinnere - auf 40 Euro pro Jahr belaufen. In vielen Fällen also etwa 1 Euro pro Kind und Jahr.

    Tatsächlich sehr viel günstiger als Notenbücher anzuschaffen.

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    1. Danke für die Richtigstellung und die Berechnung. Sehr interessant!

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