Montag, 22. Januar 2018

Das YouTube Partnerprogramm ändert die Regeln! Drum prüfe, wer sich bindet.

Hier zeigt sich einmal mehr, wie ausgeliefert Nutzer/Kunden gegenüber Unternehmen - besonders den großen Internetplayern - sind, in diesem Fall geht es um YouTube Content schaffende Personen (YouTube Creators, Vlogger, YouTuber), die am YouTube-Partnerprogramm (YPP) teilnehmen. Aber das Prinzip ist immer das gleiche: Unternehmen locken auf ihre Plattformen mit Einnahmemöglichkeiten, kostenlosen Diensten oder anderen Vorteilen. Der interessierte Urheber/Kreativschaffende investiert Zeit und Geld ins Erlernen, in das Equipment und die Produktion von Content, in diesem Fall Video-Content. Dann nach einiger Zeit ändert das Unternehmen die Spielregeln und viele der UrheberInnen schauen plötzlich ins Ofenrohr.

Eva Schumann YouTube Channel
Als YouTuberin, die erst einige Video-Testballons hat fliegen lassen, werde ich in Kürze - wie viele Tausende anderer YouTube Creators - aus dem YouTube Partnerprogramm geworfen. Nur 1.000 neue Abonnenten bis Mitte Februar könnten mich noch retten - wie witzig. Schauen Sie trotzdem mal bei meinem YouTube Kanal vorbei, kommentieren Sie Videos, verteilen Sie Däumchen-hoch und abonnieren Sie den Kanal.
YouTube ist ein Tochterunternehmen von Google (und dieses von Alphabet). Google hat am 16. Januar 2018 angekündigt, dass nur noch am YouTube Partnerprogramm teilnehmen darf, wer in den letzten 12 Monaten mindestens 4000 Stunden Wiedergabezeit schaffte und außerdem 1.000 Abonnenten hat. Alle anderen fliegen demnächst raus und verlieren damit die Möglichkeit, ihren Content über das YPP (in Kombination mit Google Adsense) zu monetarisieren - sprich ein paar Cents mit Werbung in oder neben ihren Videos zu verdienen. Es ist zu vermuten, dass diese "unqualifizierten" YouTube Creators mit der Zeit auch immer weniger sichtbar werden, denn warum sollte YouTube Videos von ihnen zeigen, wenn sie nur an den Werbeeinnahmen der "qualifizierten" Geld mitverdienen können (die Werbeeinnahmen werden zwischen dem YouTube Creator im YPP und YouTube aufgeteilt). Es wird also noch schwieriger, sich "hochzuarbeiten".

Fairness ist etwas anderes

Ich persönlich hätte Verständnis für eine Regeländerung gehabt, wenn diese neuen Regeln für Neuaufnahmen ins YPP eingeführt werden würden - die Neuzugänge hätten von Anfang an gewusst, worauf sie sich einlassen. Aber wir haben angefangen, als andere Regeln galten und nun werden tatsächlich alle kleinen YouTube Creators zum 20. Februar 2018 aus dem YouTube Partnerprogramm geworfen und damit von der Monetarisierung ausgeschlossen. Auch wer, wie ich, auf die Kombination von Google Adsense für Blogs und andere Webseiten und YPP für die YouTube-Videos gesetzt hat, fliegt beim YPP raus - obwohl ich bei Google Adsense durch die sehr lange Partnerschaft nicht so unbedeutend bin, wie mit meinen ersten YouTube-Video-Versuchen.

Google verspielt Vertrauen

Google hat mit den neuen Regeln des YPP viele kleine YouTube Creators vor den Kopf gestoßen, die sich nun ihrer Chancen beraubt fühlen (bei Twitter kann man die Diskussionen verfolgen: #YouTube, #YPP, #YouTubePartnerProgram, #YouTubeSuckt etc.)

Google tut immer so, als sei das Unternehmen an der Zufriedenheit der Videoschaffenden und Content-Veröffentlichenden (Publisher) interessiert, so wird man als TeilnehmerIn von Google Adsense ständig nach Feedback gefragt und ob/wer Google bei der Monetarisierung Konkurrenz mache. Die Antwort liegt meiner Meinung nach auf der Hand: Google sollte an seiner Vertrauenswürdigkeit arbeiten, indem das Unternehmen Urheber/Content-Schaffende fair behandelt und Spielregeln nicht nachträglich und relativ kurzfristig ändert, wo es keine Not dafür gibt. Abgesehen davon sollte das Unternehmen mehr auf Mindestqualitätsansprüche statt auf Click Baiter setzen, die mit möglichst abartigen Titeln und Inhalten nach Zuschauern fischen, und auch gegen Contentklauer zum Schutz der Urheber besser vorgehen. Das hohe Auszahlungslimit bei Google Adsense, über das auch die Einnahmen aus dem YPP abgerechnet werden, finde ich auch grenzwertig - andere Partner- und Affiliate-Programme setzen ihre Auszahlungslimits niedriger an (Google Adsense: 70 Euro versus Affilinet: 25 Euro, Amazon.de: 50 Euro, Awin: 20 Euro).

Alternativen zum YPP für kleine YouTube Creators und andere Video-Content-Schaffende

Ich sehe vor allem folgende Möglichkeit, als Vlogger/YouTuber/Video Creator doch noch Einnahmen mit (YouTube-)Videos zu generieren. Man kann
Anzeige

  • seine Videos in eigene Blogbeiträge im eigenen Blog oder in andere Webseiten einbauen. Den notwendigen Code kann man bei YouTube, Vimeo, DailyMotion oder anderen Videoplattformen, auf denen man seine Videos veröffentlicht, unter "Teilen/Einbetten" generieren. Um das eigene Video herum kann man auf eigenen Webseiten weiteren selbst erzeugten und relevanten Content sowie Werbung nach Geschmack (Google Adsense, Amazon, Affilinet, etc. oder für das eigene Fanprodukte-Angebot ["Merch"]) für Web-/Mobile Nutzer platzieren. In Zukunft bewirbt man eben nicht mehr das Video direkt auf der (YouTube) Plattform, sondern den Blogbeitrag oder die Webseite, auf welcher man das Video eingebaut hat.
  • versuchen, Sponsoren für seine Videos zu finden - ist man damit erfolgreich, muss man das allerdings im Video kenntlich machen, sonst wäre das Schleichwerbung.
  • in die Informationen zu den Videos beiYouTube kann man Werbepartnerlinks beispielsweise zu Amazon setzen - auch dies muss kenntlich gemacht werden. 
Ich kann jedoch nicht garantieren, dass es diese Möglichkeiten auch in Zukunft noch geben wird.

Zu meinen ersten Versuchen gehörte es, mit Windows Movie Maker aus einzelnen Bildern, wie hier beschrieben, ein Video für YouTube zu basteln: Making-of "Randfugen füllen"


Alternativen zu Google Adsense für Web- und Mobile Content Creators

Wer nicht nur vom YPP, sondern von Google insgesamt die Nase voll hat, weil ihm/ihr seine Teilnahme an YPP aufgekündigt wurde, hat auf seinen eigene Webseiten Alternativen zu Google Adsense,
beispielsweise

Mein Fazit

Wenn irgendwie möglich, sollte man sein "Geschäftsmodell" nie von einem einzigen Dritten abhängig machen - nicht von einem Mega-Unternehmen wie Google oder Facebook, die sehr viel Macht haben, aber auch nicht von einem kleinen Start-up-Unternehmen, das vielleicht insolvent wird, weil es keine Wachstumsfinanzierung zusammenbekommt o. Ä. Wie bei der Geldanlage, sollte man das Risiko, wo es möglich ist, lieber verteilen oder auf unangenehme Eventualitäten vorbereitet sein.

Ein weiterer Versuch (inspiriert durch einen Harvard/edX MOOC) bestand darin, mit Scratch und Camtasia Studio aus einzelnen Bildern eine Videoanleitung zu basteln


Habe ich noch etwas vergessen? Bitte nutzt/nutzen Sie die Kommentarfunktion und fügt eure/Ihre Erfahrungen hinzu. Wenn der Blogbeitrag euch/Sie inspiriert hat, abonniert/abonnieren Sie den Feed oder per E-Mail.

Das könnte Sie auch interessieren:
Anzeige

Sie suchen Werbeplatz in diesem Blog oder eine Technische Redakteurin/Autorin/Texterin zu Software-, Informatik- oder Internetthemen für Ihre Website, ein Buchprojekt, ein Kundenmagazin o. Ä.? Schreiben Sie mir!

1 Kommentar :

  1. PS: Ich frage mich, ob sich YouTube/Google mit dieser Zugangserschwerung zum Partnerprogramm wirklich einen Gefallen tut, denn so machen sie es dem kreativen Nachwuchs schwerer, was Youtube langfristig langweilig machen wird - das Konzept der Zugangshürden hatten sie damals, als ich begann, mich für YouTube zu interessieren, gerade abgeschafft - und das war gut. Dazu kommt, dass derzeit auch viele von den sehr erfolgreichen YouTubern unzufrieden sind, weil sich der YouTube-Vorschlagsalgorithmus ständig ändert und weil Qualität immer weniger zählen würde. Viele YouTuber haben inzwischen einen Teil ihrer Aktivitäten zu Instagram Stories - was mich als Zuseher und Fan einiger YouTuberInnen nicht so glücklich macht. Ich wünschte YouTube würde einfach wieder zu Verstand und früheren Visionen kommen.

    AntwortenLöschen