Dienstag, 29. November 2011

Die Stanford University hat eine Bildungsrevolution gestartet

vgwort-stanford-kostenlose-online-kurse Die amerikanische Elite-Universität Stanford ermöglicht seit Herbst 2011 Bildungshungrigen weltweit kostenlosen Zugang zu hochwertiger Bildung, indem sie Kurse  über das Internet anbietet. Im Durchschnitt haben sich etwa 100.000 Teilnehmer für jeden der ersten drei Kurse ("MOOCs") angemeldet, Spitzenreiter war „Artificial Intelligence“ mit 160.000 Einschreibungen. 2012 starten die nächsten Kurse (Liste siehe unten). Könnte das Modell ein Vorbild für deutsche Universitäten und Bildungseinrichtungen - vielleicht auch zur Bekämpfung des Fachkräftemangels - sein?

Die kalifornische Stanford University ist eine der renommiertesten Universitäten der Welt und laut Wikipedia auch eine der reichsten. Sie gilt als wichtiger Wachstumsmotor des Silicon Valley - Larry Page und Sergey Brin (Gründer von Google), Len Bosack und Sandy Lerner (Cisco Systems), William Hewlett und David Packard (Hewlett Packard) sind nur einige von vielen Stanford-Absolventen, die weltweit erfolgreiche Unternehmen gegründet haben.

Elite-Wissen kostenlos und weltweit zugänglich

Schon länger wurde gefordert, dass die großen Universitäten auch soziale Verantwortung übernehmen. Stanford hat angefangen, dies in die Tat umzusetzen: Nicht nur, dass seit 2008 Bachelor-Studenten, deren Eltern nicht vermögend sind und deren Familieneinkommen unter 100.000 Dollar (ca. 75.000 Euro) liegt, keine Studiengebühren zahlen müssen. Auch wurden für einige Kurse Lern-Videos und andere Unterrichtsmaterialien online weltweit verfügbar gemacht (anywhere, anytime, on-demand). Nun hat die Stanford University noch eins drauf gesetzt: Sie bietet einige ihrer Kurse kostenlos und weltweit als Online-Kurse mit einem geregelten Ablauf, Hausaufgaben und Prüfungen an. "Mit dem Aufbrechen des Zugangs zu Bildung hoffen wir, jedem, der es will, mehr Lern-, Berufs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu geben", wird Professor Jennifer Widom, Vorsitzende des Fachbereichs Computer Science, die den Kurs "Introduction to Databases" hält, in den Stanford News zitiert.

Durchschnittlich etwa 100.000 Teilnehmer pro Kurs

Begonnen hat es im Herbst 2011 mit drei Kursen der Stanford Engineering School (eine von 7 Schulen der Stanford University) in Zusammenarbeit mit dem Stanford Center for Professional Development: "Introduction to Databases", "Machine Learning" und "Artificial Intelligence". Der Ansturm war riesig und schon bald war klar, dass pro Kurs 100.000 und mehr Lern-/Weiterbildungswillige teilnehmen würden. Spitzenreiter unter den Kursen war „Artificial Intelligence“ mit 160.000 Teilnehmern. Die aktuellen Kurse laufen noch bis Mitte Dezember 2011. Unter den Teilnehmern gibt es jugendliche Computerfreaks, Studierende von anderen Hochschulen, Berufstätige vom Fach, Berufstätige aus anderen Branchen, Arbeitslose, Rentner - und jeder ist willkommen. Es sind Menschen aller Altersklassen, mit völlig verschiedenen Motiven und ganz unterschiedlichem Hintergrund aus allen Ecken der Welt dabei - von Utah bis nach Kasachstan, von Kenia bis Guatemala. Aufgrund der hohen Besucherzahlen hat sich für diese kostenlosen, offenen Online-Kurse der Begriff MOOCs etabliert - MOOC steht für Massive Open Online Course.

Die MOOCs verwenden Technologien, die zum Teil in Stanford bereits vorhanden waren, um den regulär eingeschriebenen Studenten das Lernen zu erleichtern: Interaktive Videoclips mit eingestreuten Multiple-Choice-Fragen, zu denen man auch Erläuterungen abrufen kann. Die Idee dazu stammt von Daphne Koller, einer der Informatik-Professorinnen, die die Zeit mit den Studenten lieber produktiv für gemeinsame Problemlösungen, Gastvorträge u. ä. nutzen wollte - das Basiswissen sollten sich die Studenten mit Hilfe der Video-Clips in Eigenregie und in der individuellen Geschwindigkeit aneignen. Davon profitieren heute die Teilnehmer der Online-Kurse: Wissen in thematisch abgegrenzte Videohäppchen verpackt. Zur strukturierten Bewältigung des Unterrichtsstoffes gibt es dazu noch ein wöchentliches Lernpensum, wöchentliche Hausaufgaben (Multiple-Choice-Tests, Programmierübungen o. a. - abhängig vom Kurs) und zwei Prüfungen, eine in der Mitte und eine am Ende des Kurses. Doch letztendlich ist alles freiwillig. Der eine pickt sich nur einzelne Lernvideos heraus, der andere "studiert" mit vollem Einsatz, erledigt alle Hausaufgaben und zusätzlichen Übungen und nimmt an allen Prüfungen teil.

Für die Prüfungen gibt es jeweils ein Zeitfenster von mehreren Tagen. Während dieser Zeit dürfen die Lösungen nicht öffentlich diskutiert werden. Soweit es beobachtbar war, wurde sich bisher daran gehalten. Prüfungen können nicht verspätet abgegeben werden - das ist nur bei Hausaufgaben möglich (bei halber Punktzahl). Während die Hausaufgaben so oft wiederholt werden dürfen, wie man will bzw. bis man alles richtig hat, muss die Prüfung beim ersten Versuch vor Ablauf einer vorgeschriebenen Zeit abgegeben werden, sonst zählt sie nicht. Wöchentlich gibt es außerdem ein Video des Dozenten mit aktuellen Informationen zum Kursverlauf, Statistiken und Ankündigungen. Fragen stellen und miteinander austauschen können sich die MOOC-Teilnehmer über ein Frage-/Antwort-Forum. Viele haben sich zusätzlich über soziale Netzwerke vernetzt. Mitte November war Halbzeit und die Zwischenprüfung stand ins Haus. Mehr als 10 Prozent der MOOC-Teilnehmer nahmen die Herausforderung an und schwitzten über den teilweise anspruchsvollen Fragen. An der finalen Prüfung Mitte Dezember 2011 dürften etwa genauso viele teilnehmen.

Eine Stanford-Graduierung ist begehrt, aber...

Ein offizielles Stanford-Zertifikat oder die Anrechnung für eine Graduierung durch die Stanford University dürfen sich die Teilnehmer der kostenlosen Online-Kurse allerdings nicht erwarten. Wer das sucht, muss sich als regulärer Student der Stanford Universität (teilweise auch als Online-Kurse), z. B. an der Stanford School of Engineering, einschreiben. Ein weiterer Vorteil eines regulären Studiums liegt im direkten Kontakt zu den Dozenten und die dadurch intensivere Betreuung und Vernetzung. Absolventen der kostenlosen Online-Kurse erhalten im besten Fall eine Teilnahmebestätigung durch ihren Dozenten und sie dürfen sich darüber freuen, von den Dozenten einer Elite-Universität unterrichtet zu werden, ohne den eigenen Schreibtisch verlassen zu müssen, und sich außerdem mit Menschen aus aller Welt vernetzen und austauschen zu können.

Stanford - kostenlose Kurse 2012

Nicht nur aus Sicht der meisten Teilnehmer sind die drei aktuellen Kurse ein voller Erfolg, sondern auch die Dozenten scheinen das so zu sehen, denn für das neue Jahr wurde ein neues und breiteres Kursprogramm zusammengestellt (Beginn war für Januar 2012 geplant, verzögert sich aber; Laufzeit ca. 10 Wochen):
Offensichtlich interessieren sich auch Dozenten der Universität Berkeley für das Modell, denn sie bieten ab Februar einen Online-Kurs Software as a Service an.

Die MOOCs sind auf Bachelor- und zum Teil auch auf Master-Studenten zugeschnitten, also relativ anspruchsvoll, aber ohne Fachkenntnisse vorauszusetzen. Wer sich für eines der oben genannten Themen interessiert und einigermaßen Englisch versteht, bringt schon die nötigen Voraussetzungen für eine Teilnahme mit. Der Vorteil des Lernens über Lernvideos ist, dass man es jederzeit anhalten kann, um Begriffe nachzuschauen oder sich Notizen zu machen. Und wenn man sich ein Video 20 Mal anschaut ist das auch kein Problem – der Dozent im Lernvideo bringt jedes Mal die gleiche Freundlichkeit und Geduld mit. Dennoch sollen für die neuen Kurse die Videoinhalte zusätzlich als Text geliefert werden - für diejenigen, die Schwierigkeiten bei gesprochenem Englisch haben.

Stanford University - kostenlose Online-Kurse als Geschenk an die Welt?

Was hat die Stanford Universität von ihrem MOOC-Angebot, das ja einigen zusätzlichen Aufwand mit sich bringt? Soziale Verantwortung und persönliches Engagement der Dozenten sind sicherlich wichtige Aspekte, doch müssen es nicht die einzigen sein. Bisher decken die angebotenen Kurse zu einem großen Teil eher das Grundwissen in den Fachgebieten ab, aber theoretisch könnten herausragende Teilnehmer herausgefiltert und an suchende Unternehmen vermittelt werden. Bisher gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass dies von Stanford tatsächlich geplant ist.

Auf jeden Fall vergrößert die Universität mit dem neuen kostenlosen Online-Angebot ihre Bekanntheit und sie verbessert ihre Reputation - ein Beispiel gelungener "Unternehmenskommunikation". Über die Stanford University (und die Dozenten) wird von den Kursteilnehmern in den sozialen Netzwerken berichtet, was dann zur Folge hat, dass auch in anderen (Online-) Medien darüber geschrieben wird. Ähnliches gilt auch für die MOOC-Dozenten, deren Engagement diese Kurse erst möglich macht: Sie ernten i. d. R. viel positives Feedback und werden international bekannt; als Folge daraus verkaufen sich möglicherweise ihre Bücher, sofern sie Fachbuchautoren sind, besser.

All das wird vermutlich auch einen positiven Einfluss auf die Zahl regulärer Stanford-Bewerber in der Zukunft haben. Doch auch die aktuellen Studenten und Studentinnen in Stanford profitieren - nicht nur, weil ihre Dozenten nun prominenter sind, was den Wert ihrer Zertifikate oder Diplome erhöhen könnte, sondern durch die gewonnene praktische Erfahrung - zum einen, weil die Infrastruktur für die Online-Kurse von den Dozenten mit einigen Studenten zusammen aufgesetzt wurden, zum anderen, weil man die Erfahrungen des Projekts an die Studierenden weitergeben kann.

Kostenlose Online-Kurse als Strategie gegen Fachkräftemangel?

Angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland wäre eine derartige Bildungsoffensive - möglicherweise einer Universität oder anderen Bildungseinrichtung in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen oder einem Unternehmensverband o. ä. - durchaus vorstellbar. Zwar sind die Teilnehmer nach ein oder zwei Kursen noch keine Fachkräfte, doch der erste Kontakt zu Interessierten wird geknüpft. Die Teilnehmer können während des Kurses zeigen, ob ihnen das Thema liegt und wie stark ihr Engagement ist, der Anbieter kann sich herauspicken, wen er dann im Betrieb zu Ende ausbilden will.

Die Stanford University hat gezeigt, wie es geht. Ihre Bildungsoffensive hat das Potenzial, eine Bildungsrevolution zu entfachen. Die deutschen Universitäten sollten die Gelegenheit nicht verschlafen.

Nachtrag:

Und so ging es weiter:

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Dienstag, 8. November 2011

Google Plus Pages sind da

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Ein Grund zur Freude - aber auch zu etwas Besorgnis

Das Unternehmen Google hat mich gestern einmal mehr begeistert - und zwar mit der Art, wie die neuen Business-/Marken-Pages (Google Plus Pages) eingeführt wurden: mit farbenfroher Muppets-Page als einer der ersten Pages - sozusagen The Muppets als Markenbotschafter, einem Muppets-Hangout, an dem jeder teilnehmen konnte, sowie einem quirligen Einführungsvideo - im Mittelpunkt ein cooler Fahrradshop, der nun glücklicherweise über Google Plus Page erreichbar ist. Sympathischer kann man sich als Unternehmen kaum präsentieren.

Viele Freiberufler und andere konnten es auch gar nicht abwarten und haben noch in der Nacht ihre Firmenseiten erstellt. Das war nicht schwierig, denn im Prinzip funktionieren die Google Plus Pages wie die Personenprofile. Einige Unterschiede in der Nutzung gibt es jedoch:
  • Eine Google Plus Page kann eine Person erst dann zu ihren Kontakten hinzufügen ("einkreisen"), wenn sie zuvor von der Person eingekreist wurde. 
  • Eine Google Plus Page hat einen +1-Knopf, als Page kann man anderen Pages oder Webseiten aber keine +1 erteilen - das können nur Personen. 
  • Personenprofile haben keinen +1-Knopf, aber als Person kann man Pages und Webseiten mit +1 bewerten. 
  • Eine Google Plus Page kann man mit seinen Kreisen oder öffentlich teilen. 
  • Als Page kann man keine Spiele spielen - dafür muss man in sein Personenprofil umschalten. 
  • Als Page kann man nicht mit erweiterten Kreisen ("extended circles") teilen. 
  • Google Plus Pages erhalten keine Benachrichtigungen. 
  • Google Plus Pages können auf mobilen Geräten (noch?) nicht an einem Hangout (Videokonferenz) teilnehmen. 
Google Plus (Google+): Profilansicht
Eva Schumann Text & Kommunikation (Beispiel)

Das sind nur Beispiele und manches mag sich im Laufe der Zeit bei den Google Plus Pages noch ändern, denn das, was gestern ausgespielt wurde, war nur der erste Wurf. Noch sind die Möglichkeiten zur Gestaltung der Google Plus Page sehr eingeschränkt und es fehlen Möglichkeiten, die Administration einer Seite an mehrere Personenprofile zu knüpfen oder an jemanden zu übertragen. Viele Marken stehen auch schon in den Startlöchern und warten auf Möglichkeiten für Ihre Pages im Stream von Personen werben zu dürfen etc. - worauf sich wiederum nicht jeder freut. Man darf gespannt sein, was sich Google noch einfallen lassen wird. Sehr erfreulich ist, dass - wie immer bei Google Plus - die Nutzer in die Entwicklung einbezogen werden und aufgerufen sind, Feedback und Verbesserungsvorschläge einzureichen.

Doch trotz aller Sympathie für Google, sollte man nicht übersehen, dass die Google-Suche bereits eine Quasi-Monopolstellung hat und dass der Konzern Google diese Monopolstellung durch Einbindung des eigenen Sozialen Netzwerkes Google Plus in die Google-Suche und in Google Adwords - und umgekehrt - noch weiter ausbaut. Auch die Google Plus Pages werden da eine große Rolle spielen. Diese Entwicklung ist meiner Meinung nach nicht im Sinne von Wettbewerb, Verbraucher oder Publisher. Doch im Grunde führt im Moment kein Weg an Google - besonders Google-Suche und Google Plus, aber auch den anderen Google Produkten - vorbei, wenn man im Netz sichtbar bleiben möchte. Und die Kreativität und Professionalität des Unternehmens verdient allemal Bewunderung.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Google: Panda-Alarm

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Googles Problembär macht Webseitenbetreibern und Bloggern das Leben schwer.

Schon das ganze Jahr über herrschte Panda-Alarm: In regelmäßigen Abständen wurden Webseitenbetreiber und Blogger von Meldungen aufgeschreckt, dass Google demnächst wieder eine Veränderung des Suchalgorithmus (ein so genanntes "Panda Update") ausspiele und damit sicher geglaubte Positionen in den Suchmaschinenergebnissen gefährdet seien. Und immer wieder wurden die SEO-Tipps von Google und den vielen SEO-Blogs wiedergekäut, mit denen man sich gegen eine schlechtere Positionierung wappnen könne.

Jeder, der nicht gerade eine Content-Farm (Website mit dünnem/minderwertigem Content und viel Werbung) betreibt, begrüßt es natürlich, wenn Google den Suchmaschinen-Algorithmus der Google-Suche optimieren will - auch ich: Immerhin kommen über 90 Prozent der Seitenbesucher, die über eine Suchmaschine zu meinen Seiten finden, über die Google-Suche. Doch die bisherigen Panda Updates haben gezeigt, dass nicht jede Veränderung der Suchmaschinenergebnislisten (SERPs, Search Engine Results Pages, genannt) diese tatsächlich verbessert haben. Oft genug trifft das Fallbeil nicht Content-Farmen, sondern "Unschuldige".

Panda Update: Ach, schon wieder?

Bisher sind diese Google Panda Updates an mir bzw. meinen tinto-Projekten spurlos vorübergegangen. Manchmal habe ich zwar einen leichten Rückgang bemerkt, aber der hat sich immer wieder verwachsen - die Ursache kann also auch woanders gelegen haben. Doch seit dem 14. Oktober 2011 ist mir das Lachen vergangen: Von einem Tag auf den anderen ist die Zahl meiner Besucher über Suchmaschinen um 40 Prozent zurückgegangen und meine sowieso geringen Adsense-Einnahmen sind um ca. 60 Prozent gesunken. Warum? Weiß ich nicht. Eine Recherche ergab, dass Matt Cutts am 14. Oktober 2011 in einem Tweet bestätigte, dass es am Vorabend ein kleineres Panda Update gegeben hatte.

Der zähe Kampf um Googles Gunst

Meine ältesten Webseiten sind seit 13 Jahren im Netz. In ihren Anfangszeiten gab es zu meinen Themen noch kaum andere deutschsprachige Informationsseiten, weswegen sie überall verlinkt wurden. Ich engagierte mich außerdem in Foren, um meine Webseiten bekannt zu machen, und ich schrieb Bücher zu den jeweiligen Themen, die auch bekannt wurden. (Manchmal waren auch erst die Bücher da und danach baute ich die Webseiten.)

Dann konnte ich die Webseiten aus beruflichen Gründen ein paar Jahre lang nur gelegentlich pflegen, aber nicht weiter ausbauen. Dass damals die Besucherzahlen abnahmen, verstand ich - das hatte ich ja schließlich nicht anders "verdient".

Doch seit ca. 18 Monaten arbeite ich hart an der Aktualisierung und Erweiterung der verschiedenen Themenbereiche (Garten, Geld & Börse etc.) meiner Website. Zuerst überarbeitete ich vor allem den Content (Texte und Bilder) - es heißt doch immer seitens Google: "Content ist King". Nach jeder Bearbeitung erwartete ich den Durchbruch: einen der vorderen Plätze in den SERPs und als Folge davon ein paar Werbeeinnahmen. Doch nichts passierte bzw. die Verbesserungen waren im Verhältnis zum Aufwand minimal. (Einfacher verlief die gezielte Platzierung von Blog-Postings, was sich allerdings monetär kaum auswirkte.)

Als nächstes begann ich, mich mit der Suchmaschinenoptimierung (SEO) auseinanderzusetzen - schraubte, feilte, feilte noch mal ... wartete wieder auf den Durchbruch. Doch wieder passierte nichts. Erst nach Wochen zeigten sich bei einigen Schlüsselwörtern/Suchwort-Kombinationen leichte Verbesserungen, nach Monaten hatte ich einige neue gute Plätze in den SERPs ergattert.

Nach 18 Monaten kam ich zu dem Schluss, dass ich im Prinzip wohl auf einem guten Weg sei - er dauere nur wahrscheinlich länger, als ich gedacht hatte. Aber ich kann zäh sein, wenn ich das Licht am Ende des Tunnels sehe.

Dann kam der 14. Oktober und ich wurde auf den Stand von vor 12 Monaten zurückgeworfen. Einfach so.

Seit dem 14. Oktober 2010 zerbreche ich mir den Kopf, was ich falsch gemacht habe:

  • Zu wenig Content?
    Zu wenig Inhalt kann nicht der Grund sein, denn ich habe teilweise sehr lange Texte und meistens Bilder zu den Artikeln. 
  • Probleme mit der Content-Qualität?
    Auch wenn vielleicht noch nicht jede Seite perfekt ist, nehme ich doch in Anspruch, dass meine Webseiten qualitativ hochwertigen Content, verständlich aufbereitet und von guter sprachlicher Qualität und Rechtschreibung bieten. 
  • Zu viel Werbung?
    Auch das kann nicht der Grund für die Abstrafung gewesen sein, denn immer wieder fordert mich Adsense dazu auf, doch mehr Adsense-Werbung auf meine Seiten zu setzen. 
  • Canonical Tags falsch gesetzt?
    Tatsächlich hatte ich kurz vor dem Einbruch an meinen Canonical Tags geschraubt - wieder in der Hoffnung auf einen Durchbruch. Die habe ich in der Zwischenzeit wieder zurückgesetzt, doch die Lage hat sich nicht verbessert. 
 Manchmal werde ich bei der Suche nach dem Grund für die Abstrafung durch Google schon richtig paranoid und ich frage mich, ob Google mich schlechter positioniert, weil ich auch anderen Werbepartnern Werbeplätze gebe. Oder vielleicht, weil ich den Google+-Button noch nicht überall eingebaut habe? Oder weil ich auch mal kritisch über das Google Monopol schreibe? Oder habe ich das bösen Mitbewerbern zu verdanken - haben die vielleicht auf von Google negativ bewerteten Seiten massenhaft verlinkt, damit ich abgewertet werde? Tatsächlich fand ich kürzlich bei einem Backlinkcheck tinto-Seiten auf mehreren polnischen und anderen osteuropäischen Seiten, die ich nicht kenne, verlinkt.

Google - was nun?

Bei aller Bewunderung für die Kreativität der Entwickler und für die unternehmerische Leistung von Google, frage ich mich zunehmend, ob es richtig ist, dass ein einzelnes Unternehmen ein Quasi-Monopol auf die Suche im Internet besitzen darf: Wie ein Torwächter kann Google die Sichtbarkeit jeder Webseite und jedes Blogs weltweit im Internet kontrollieren - und für die Sichtbarmachung entweder eine Art Wegezoll kassieren (Adwords) oder Regeln aufstellen und einfordern, die nicht überprüfbar sind (keine Transparenz, kein Schutz vor Böswilligkeit) bzw. deren Einhaltung man nicht einklagen kann.

Mein Fazit ist, dass ich - neben ein paar kleineren SEO-Anpassungen - vor allem versuchen werde, die Abhängigkeit von Google zu verringern: mehr Facebook, mehr Twitter, mehr XING, mehr Traffic über Verlinkungen, mehr Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Webseiten und Blogs, mehr Einträge in Portalen etc.

Im März 2001 wurde das Telekom-Monopol aufgebrochen - ist so etwas nicht auch auf Google und seine Vormachtstellung anzuwenden oder schieße ich damit über das Ziel hinaus? Ich freue mich über Ihre Meinung in den Kommentaren.