Donnerstag, 5. April 2012

Social Media -
wie fängt eine Firma damit an?

Dieser Artikel stammt vom 11.05.2011 und wurde aktualisiert. Er gibt einen Einblick für Neueinsteiger. Eine ausführlichere Fassung finden Sie bei akademie.de: Social Media für Unternehmen: Einsteigen nach Plan
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Social Media - VG-Wort-Pixel
Kommunikation pflegen wie einen Garten
Text und Kommunikation - evaschumann.biz
Mit dem Thema Social Media muss sich heutzutage jede Firma auseinandersetzen - selbst wenn sie nicht mit eigenen Profilen (Accounts)/Markenseiten (Fan-Pages) aktiv werden möchte. In jedem Fall sollte man wissen, was in Social Media über das Unternehmen geschrieben wird, und es muss festgelegt werden, wie die eigenen Mitarbeiter in Social Media über die Firma kommunizieren dürfen (Social-Media-Richtlinie).


Social Media - wie geht man vor?

Zunächst wird ein Social-Media-Beauftragter bestimmt bzw. ein Social-Media-Team zusammengestellt. Diese Personen(en) sollte(n)
  • bereits über Erfahrung mit Social Media verfügen oder
  • diese während eines definierten Zeitraums sammeln -  unterstützt von entsprechenden Schulungen, Fachbüchern/Fachpublikationen und Fachleuten.
  • Alternativ stellen Sie einen Social-Media-Manager ein oder 
  • vergeben die Aktivitäten komplett als Auftrag an externe Dienstleister/Freiberufler - in diesen Fällen müssen die entsprechenden Schnittstellen ins Unternehmen festgelegt werden, denn schließlich geht es bei Social Media um Kommunikation zwischen dem Unternehmen und der Zielgruppe der jeweiligen Aktivität.

Social-Media-Richtlinie

Jedes Unternehmen benötigt eine Social-Media-Richtlinie (Social Media Policy). Der Social-Media-Verantwortliche bzw. das Team sollten die Richtlinie ausarbeiten. Sie muss u. a. auch mit der Corporate Identity abgeglichen und vom Firmeninhaber/Geschäftsführer abgesegnet werden. 

In der Social-Media-Richtlinie wird zum Beispiel festgelegt:


  • Bezug zur Unternehmensidentität (Corporate Identity) - die eventuell sogar überarbeitet werden muss, 
  • wer unter einem Firmen-Account schreiben darf (falls entsprechende Accounts eingerichtet werden sollen, um ein aktives Konzept umzusetzen) und worauf bei der Kommunikation Wert gelegt werden soll (Ziele, Authentizität, Verantwortung etc.),
  • ob und wie sich Mitarbeiter, die nicht Social-Media-Beauftragte sind, in Social Media über die Firma äußern dürfen bzw. wie sie sich abgrenzen müssen (Themen: Geschäftsgeheimnisse, Social-Media-Nutzung während der Arbeitszeit, persönliche Meinung vs. offizielle Firmen-Statements etc.).

Aktiv werden in Social Media

Wer als Unternehmen in Social Media aktiv werden will - z. B. mittels Twitter-Account, XING-Firmenprofil, XING-Gruppen-Moderation, Facebook-User-Account, Facebook-Firmenpage, Google+ Personenprofil (Profilierung als Experte, Google+ Markenseiten/Unternehmensseiten, Wikipedia-Profil etc. -, muss zuerst eine Strategie entwickeln. Das kann das Social-Media-Team je nach Erfahrung alleine anstoßen und mit Vertretern der einzelnen Abteilungen ausarbeiten oder man nimmt einen externen Social-Media-Berater hinzu. Die Strategie sollte darauf abzielen, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten und muss daher tief im Unternehmen und seinen Prozessen wurzeln (z. B. Informationen über neue Produkte - in Zusammenarbeit mit Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb; Beratungsdienstleistungen direkt in Social Media -  in Zusammenarbeit mit Support, Projekt-Consulting und/oder Sales). Die Strategie muss vom Marketingleiter oder der Geschäftsleitung abgesegnet und vom Social-Media-Team mit dem ganzen Unternehmen umgesetzt werden. 

Fragen, die zur Konzept-/Strategieentwicklung gestellt werden sollten, sind BEISPIELSWEISE:
  • Was wird bisher über die Firma/das Unternehmen in Social Media verbreitet?
    Äußern sich Kunden über Produkte, den Service etc.? Auch wenn Sie als Unternehmen bisher nicht aktiv waren, so waren es aber möglicherweise Ihre Kunden oder Geschäftspartner. Vor der Konzeptentwicklung sollte man den Status Quo kennen.
  • Warum will man überhaupt in Social Media aktiv werden?
    Passt das zur bisherigen Corporate Identity - oder muss man auch die neu überdenken? Sucht man Kunden-Feedback, will man neue Kunden gewinnen, intensiveren Kontakt zu Geschäftspartnern, Informationen verbreiten, die Marke stärken, mit anderen im gleichen Interessenverband netzwerken, direkt in Social Media Dienstleistungen anbieten, Personal finden? 
  • Welches soziale Netzwerk (Twitter, XING, LinkedIn, Facebook, Google+,  Yahoo-Social-Media-Anwendungen, Foren, Blogs, Frage-Antwort-Portale, Social Bookmarks etc.) eignet sich für welche dieser Absichten? Wer ist im jeweiligen sozialen Netzwerk meine Zielgruppe, was will ich von ihr und wie/über was spreche ich mit ihr? 
  • Welchen Mehrwert bieten meine geplanten Social-Media-Aktivitäten gegenüber anderen Kanälen?
  • Wie werden die Social-Media-Aktivitäten ins Marketing-Konzept eingebunden und z. B. an die Firmenwebsite gekoppelt (Gefällt-mir-Knöpfe, +1-Symbole etc. müssen umgekehrt auch in den Datenschutzrichtlinien berücksichtigt werden, Kosten für den Website-Relaunch etc.). Wie werden ansonsten Freunde, Fans, Followers etc. geworben? Budget für entsprechende Werbemaßnahmen?
  • Wer soll wofür zuständig sein (Kompetenzen, Kapazitäten), welche Abläufe braucht man und wo sind die Schnittstellen?
    Zum Beispiel: Wer informiert den Social-Media-Beauftragten über Neuigkeiten, die kommuniziert werden sollen bzw. mit wem entwickelt er eine Strategie zur "Verbreitung gesprächswürdiger Themen"? Wo findet er/sie Unterstützung bei komplexen fachlichen Fragen etc. Wenn beispielsweise über Twitter vorwiegend News (neue Produkte, Nachrichten aus der Firma, Sonderaktionen etc.) verbreitet werden sollen, dann muss geklärt werden, wer dem/den Twitter-Verantwortlichen den Input liefert (Marketing?) bzw. wo sie ihn recherchieren können, um dann selbst zu entscheiden, ob sie ein Thema übernehmen und wie sie das formulieren. Prozesse müssen evaluiert und festgelegt werden.
  • Wie will man sich in problematischen Situationen verhalten, z. B. wenn ein neues Produkt von Kunden massiv kritisiert wird oder wenn Mitbewerber Gerüchte streuen etc. Gerade in solchen Situationen ist Professionalität gefragt - und das schafft man am besten mit Vorbereitung.
  • Was machen die Mitbewerber oder Firmen mit ähnlichen Geschäftsfeldern? Hier kann man sich Anregungen holen.
  • Wie und wann will man die Social-Media-Aktivitäten bewerten?
    Zum Beispiel: Welche Benchmarks legt man für Erfolg/Misserfolg fest? Wie oft und wie überprüft man Erfolg/Misserfolg bzw. passt die Benchmarks wegen gewonnener Erfahrungen an?
Der Social-Media-Beauftragte bzw. das Team setzen das Konzept/die Strategie mit den entsprechenden Abteilungen um und kommunizieren ihr Vorgehen und ihre Erfolge im gesamten Unternehmen (z. B. über das Intranet oder eine Mitarbeiterzeitschrift) und eventuell auch nach außen.

Fazit

Man muss sich als Firmeninhaber, Geschäftsführer oder Marketingleiter von vorneherein klar sein, dass aktiver Social-Media-Einsatz 

  • zum Unternehmen passen muss und in ihm und seinen Prozessen wurzeln sollte,
  • anspruchsvoll und gleichzeitig zeitaufwändig ist,
  • man ein ausgereiftes Konzept braucht, um mit planbaren Ressourcen angestrebte Ziele zu erreichen.
  • Social-Media-Kommunikation i. d. R. Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern bedeutet und dass für diese Tätigkeiten Mitarbeiter/Teams eingesetzt werden sollten, die sehr gut schriftlich kommunizieren können und gleichzeitig fachlich einigermaßen kompetent sind - zumindest wissen, wann sie fachliche Kompetenz hinzuholen müssen.
  • Wer sich auf Social Media einlässt, sollte wissen, dass es um Kommunikation geht und Kommunikation hat viel mit Zuhören und Vertrauen zu tun. Es sollte, wo immer möglich (z. B. bei Facebook-, Google+ Seiten), offengelegt werden, wer die Personen sind, die unter dem Unternehmens-Account posten.
Unternehmenskommunikation muss - in Social Media und anderswo - wie ein Garten geplant, gehegt und gepflegt werden. Nur so gedeiht sie und beschenkt Sie mit Erfolgen, z. B. mit einer Steigerung Ihres Bekanntheitsgrades, Vertrauen von potenziellen Kunden in Ihr Unternehmen und seine Produkte und vieles andere. 
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Sonntag, 18. März 2012

Der Weg zum ersten eigenen Buch - Interview mit Pia Ziefle (Suna)

Pia Ziefles Roman "Suna" ist gerade pünktlich zur Leipziger Buchmesse bei Ullstein erschienen und hat in diesen wenigen Tagen bereits sehr viel positives Echo erhalten. Ich konnte Frau Ziefle nach ihrer Rückkehr aus Leipzig interviewen.

Eva Schumann: Frau Ziefle, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem wunderschönen Erstlingsroman "Suna" (-> Rezension). Schriftsteller haben ja ganz unterschiedliche Vorgehensweisen beim Schreiben. Wie gingen Sie vor (bei der Erstfassung): Sprudelte die Geschichte aus Ihnen heraus und wollte erzählt werden oder entwickelten Sie zuerst ein Konzept und schrieben dann?

Pia Ziefle: Die Geschichte kam mehr oder weniger von selbst zu mir - das Schwierige war aber, die verschiedenen Zeitebenen im Griff zu behalten. Und die geschichtlichen Daten. Und die vielen Figuren. Dafür habe ich ein riesiges White-Board im Büro und eine Menge verschiedenfarbiger Stifte. Außerdem arbeite ich gerne mit DIN A4 Blättern, die ich im Raum auslegen kann. Jedes Blatt hat nur ein Thema, beispielsweise eine Figur oder einen der Handlungsstränge. Ich habe früher non-lineare Drehbücher geschrieben, aus dieser Zeit habe ich die Zettelmethode übernommen.

Eva Schumann: Viele Menschen träumen davon, einen Roman oder überhaupt ein Buch zu schreiben, doch nur wenige schaffen es - weil es mühseliger ist, als sie erwartet haben. Wie schafften Sie es, durchzuhalten? Haben Sie ein paar Tricks parat - feste Schreibzeiten, Durchhalten mit Schokolade und Kaffee o. ä.?

Pia Ziefle: Viele sagen "ich würde auch einen Roman schreiben, wenn ich die Zeit dazu hätte". Da ist mehr dran, als man so denkt. Es dauert immer viel viel länger, als man denkt. Obwohl ich sehr viel Schreib- und Konzeptionserfahrung hatte, konnte ich in der zuerst geplanten Zeit keinen zufriedenstellenden Stand erreichen. Das Manuskript war zwar irgendwie gut, aber man hat doch deutlich sehen können, dass da mehr drinstecken könnte - als würde man hinter dem zuerst angepeilten Gipfel einen weiteren entdecken, der in keiner Karte verzeichnet ist und den man vom Tal aus nicht sieht. Dann steht man vor der Entscheidung, ob das genügt, was man erreicht hat, oder ob man noch genügend Kräfte hat, weiterzugehen. Feste Schreibzeiten wären sicher toll gewesen, aber mit der Familie ist das nicht drin. Ich habe vorwiegend abends und nachts geschrieben, mit Hilfe von Kaffee und Chips. Und Schokolade.

Eva Schumann: Davon, gleich für den ersten Roman einen Verlag wie Ullstein zu finden, träumen viele. Wie haben Sie das geschafft?

Pia Ziefle: Das war tatsächlich ziemlich überraschend. Das Manuskript war in seiner ersten Fassung nämlich überall durchgefallen. Daraufhin habe ich mich hingesetzt und alles nochmal ganz neu geschrieben, inklusive einer neuen Erzählperspektive. Das Wichtigste aber: Ich habe eine wunderbare Agentin, Christine Koschmieder von partner+propaganda. Sie hat von der allerersten Minute an mich geglaubt und begleitet mich seit über zwei Jahren. Auf mich allein gestellt hätte ich sicher nicht genügend Mut gehabt, die großen Verlage anzusprechen.

Eva Schumann: Ihr Roman "Suna" ist teilweise autobiografisch – auch Sie wurden als kleines Kind adoptiert und haben sich später auf die Suche nach Ihren leiblichen Eltern gemacht. Sich dieser Angst, was da bei der Suche wohl ans Licht kommen wird, zu stellen, ist eine Sache. Aber ich könnte mir vorstellen, dass auch die Veröffentlichung – Offenlegung der eigenen Geschichte - Angst macht. Was oder wer hat sie motiviert, es dennoch zu tun?

Pia Ziefle: Ich glaube, die eigene Geschichte ist viel weniger individuell, als man denkt. So ging es jedenfalls mir, als ich anfing zu recherchieren. Ich bin zum Beispiel auf die Bücher von Sabine Bode gestoßen, die sich ganz ausführlich mit der "vergessenen Generation" der Kriegskinder in Deutschland befasst, und in den Lebensgeschichten adoptierter Menschen finden sich immer wieder dieselben Fragen nach der Identität. Und wenn man noch einen Schritt weiter weggeht, stellt man fest, dass jeder sich irgendwann fragt, wer er ist und was ihn und sein Handeln bestimmt. Es sind also universelle Fragen und ich habe versucht, die Antworten in den Roman zu schreiben, die ich gefunden habe.

Eva Schumann: Die Zusammenarbeit mit einem Verlag ist eine Möglichkeit, zu veröffentlichen. Daneben gibt es die Veröffentlichung im Selbstverlag (z. B. zusammen mit Print-On-Demand-Anbietern oder als E-Book). Warum haben Sie den Weg mit Ullstein gewählt?

Pia Ziefle: Ich möchte nicht alleine arbeiten. Ich brauche den Austausch mit einem Team und den Verlag betrachte ich als Partner auf Augenhöhe. Außerdem will ich mich nicht um alles kümmern, ich will Aufgaben abgeben. Dafür teile ich gerne die Erträge mit einem Verlag. Auf der anderen Seite schaue ich natürlich sehr aufmerksam hin, ob und was der Verlag denn so macht, um das Buch tatsächlich zum Kunden zu bringen.

Eva Schumann: Planen Sie weitere Romane?

Pia Ziefle: Ich habe mal gesagt, man hat als Schriftsteller immer irgendwo 80 Seiten rumliegen, das stimmt tatsächlich. Aber jetzt, wo ich weiß, wie viele Kräfte nötig sind, wie intensiv die Arbeit mit Stoff und Text ist (ganz anders als bei meinen Blogtexten beispielsweise), wie hoch meine eigenen Ansprüche an das Ergebnis geworden sind - da warte ich lieber noch eine Weile, bevor ich mich wieder an den Schreibtisch setze.

Eva Schumann: Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit "Suna" und hoffe, Sie vergessen die Schmerzen dieser ersten Geburt bald und schreiben einen weiteren Roman. Bis es soweit ist, werden wir Fans mit Spannung Ihre Geschichten in Ihrem Blog Denkding verfolgen.

Das Buch:
Suna*
Pia Ziefle
Ullstein
ISBN 978-3-550-08892-6


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Freitag, 24. Februar 2012

Lobbyisten in Social Media?


lobbyismus-vgwort- Vorsicht: enthält teilweise Spekulationen - 

Als die Unterzeichnung des ACTA-Abkommens, eines Anti-Produktpiraterie-Abkommens anstand, gingen die Leute auf die Straße und protestierten. Die einen, weil sie die Einführung des gläsernen Bürgers und Zensur fürchten, die anderen, weil sie im Internet grundsätzlich alles kostenlos nutzen wollen, und manche, weil sie fairere Verkaufs- und Lizensierungsmodelle für die Verwertung wollen. Die Motive sind also unterschiedlich.

Auffällig war, dass beim Thema ACTA – bei dem es um die Durchsetzung von Gesetzen geht und nicht um Schutzrechte selbst – immer öfter das Thema Urheberrecht im Gespräch war. Das deutsche Urheberrecht schützt das Recht des Urhebers an seinen Werken (z. B. Werke der Literatur, Wissenschaft und Kunst). Der Urheber hat das Recht zu bestimmen, was mit seinen Werken geschieht und in welchem Zusammenhang sie veröffentlicht werden dürfen – das sind die Persönlichkeits- und Verwertungsrechte. Der Urheber kann die Verwertungsrechte selbst wahrnehmen, mit einem Verwerter (z. B. Verlag) zusammenarbeiten, sie unter eine GNU-Lizenz stellen oder verschenken. Das steht jedem Urheber frei.

Nun tauchen Stimmen auf, die das Urheberrecht abschaffen oder auf wenige Jahre (einzelne finden 2 Jahre angemessen) beschränken wollen. Ein Schriftsteller, der vielleicht mehrere Jahre an einem Buch gearbeitet hat, soll sein Urheberrecht nach wenigen Jahren verlieren. Ein Fachautor, der erst ein Studium absolviert, viele Jahre Berufserfahrung gesammelt und dann monate- oder jahrelang an einem Fachbuch geschrieben hat, soll nach wenigen Jahren das Recht an dem, was er geschaffen hat, aufgeben. Ein Fotograf, der möglicherweise erst eine mehrjährige Ausbildung gemacht, sich eine teure Kameraausrüstung auf Pump gekauft und Strapazen für ein Bild auf sich genommen hat, verliert das Recht an seinen Bildern. Ähnliches bei Komponisten und anderen Urhebern.

Nun sind die Masse der erwerbsmäßigen Urheber eine eher arme Bevölkerungsschicht, die laut Künstlersozialkasse im Monat durchschnittlich ein Arbeitseinkommen von ca. 1.100 Euro (abhängig von der Branche) haben, und man könnte sich fragen, warum wenden sich Menschen, die sonst für mehr Gerechtigkeit auf die Straße gehen, gegen sie und wollen ihnen das Recht an ihrem (Lebens-)Werk nehmen. Wurden sie möglicherweise manipuliert? Aber wessen Interesse könnte dahinter stehen?

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Wie sich Lobbyismus in Social Media tarnt

Das Gute an Social Media: Jeder darf mitreden. Das Problem an Social Media: Jeder redet mit – oft ohne aufzudecken, für welche Interessensgruppe er das tut.

Unter Lobbyismus versteht man die Einflussnahme auf Regierung, Gesetzgebung und die öffentliche Meinung. Soziale Netzwerke eignen sich hervorragend für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung und Mobilisierung von Menschen. Parteien („Politische Online-Kommunikation“) und Unternehmen ("Unternehmenskommunikation" oder "Wahrnehmungsmanagement") nutzen das schon einige Zeit. Die mit der Einflussnahme beauftragt werden, heißen allerdings nicht Lobbyisten, sondern Berater für Online-Kommunikation, PR-Fachleute, Kommunikationsmanager o. ä. Sie selbst treten oft gar nicht auffällig in Erscheinung, sondern positionieren Experten und Meinungsbildner, die über ihre Kreise oder Follower eine Lawine in Gang setzen können.

Wer die aktuellen Äußerungen und Diskussionen in den sozialen Netzwerken zum Thema Urheberrecht (meist im Zusammenhang mit ACTA) mit etwas Distanz beobachtet, dem fällt auf, dass

  • Empörungsstürme (Shitstorms) aufflammen, wenn jemand eine Meinung gegen die Abschaffung oder Verkürzung des Urheberrechts vertritt, 
  • Videos mit eher oberflächlicher Argumentation, doch mitreißend gemacht, auftauchen und sich sehr schnell verbreiten,
  • fadenscheinige Argumente vorgebracht werden, die eher Stimmungsmache sind und ständig wiederholt werden, 
  • ACTA, Verwertung, Urheberrechte, Patentrechte, Buchpreisbindungsgesetz, GEMA-Lizenzierungsmodelle – alle zu einem Brei vermischt werden und am Ende soll – von manchen gefordert - der Urheber sein Urheberrecht verlieren oder seine Rechte stark eingeschränkt werden. 
Drei Beispiele für Scheinargumente:

  • Wenn eine Datei kopiert wird (z. B. eine E-Book-Datei), dann sei das Original ja nicht weg, also sei es kein Diebstahl. Dabei wird außer Acht gelassen, dass ein Autor ja nicht monatelang eine leere Datei erstellt, sondern an den Inhalten geschrieben hat und dass er davon lebt, dass jemand für die Nutzung des Inhaltes bezahlt. Wenn nur einer bezahlt und alle anderen davon Kopien ziehen, dann kann der Autor nicht davon leben. Ja, Vertriebs-/Lizenzierungsmodelle könnten anders ausgestaltet werden (einmal zahlen für die Nutzung als Buch, für andere Kanäle nur noch ein geringer Aufschlag o. ä.) – das hat aber gar nichts mit dem Urheberrecht als solches, sondern mit der Verwertung zu tun. Die wiederum ist unter anderem an das Buchpreisbindungsgesetz gebunden usw. – es ist eben nicht alles so einfach. 
  • Immer wieder tauchen Argumente auf, dass Kinder (oder behinderte Menschen) angeblich durch das Urheberrecht eingeschränkt werden: Für kopierte Kinderlieder müssten GEMA-Gebühren gezahlt werden – was überhaupt nichts mit dem Urheberrecht, sondern mit dem GEMA-Lizenzierungsmodell zu tun hat [Nachtrag: Korrektur unten im Kommentar und Berechnung, dass diese Gebühren 1 Euro pro Jahr und Kind betragen]. Abgesehen davon ist die Lizenzierung vermutlich billiger, als wenn Liederbücher gekauft werden müssten. Und: Arbeiten Bauarbeiter, Maler, Schreiner oder irgendwer kostenlos für Kindergärten? Nein, sie werden vom Auftraggeber oder Arbeitgeber bezahlt. Also warum wenden sich die Empörten nicht an den Staat, ob er die GEMA-Gebühren übernimmt, oder sie machen es mit der GEMA aus. Es ist kein Argument gegen das Urheberrecht. 
  • Werke würden nach zwei Jahren so gut wie nicht mehr verkauft, also könnte man das Urheberrecht auf zwei Jahre kürzen. Vielleicht gibt es einzelne IT-Fachbücher oder Werke, bei denen das so ist, aber es ist die verschwindende Minderheit! Als Autorin mehrerer Ratgeber und Romane stelle ich eher fest: Auf einen einigermaßen angemessenen „Stundenlohn“ für die investierte Zeit komme ich durch die Langläufer. Und wenn ich an die Musikindustrie denke, kann ich auch nicht bestätigen, dass nur Musik, die in den letzten 2 Jahren komponiert wurde, gespielt wird.

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Wer könnte ein Interesse daran haben, Urheber zu schwächen?

Sind die genannten Auffälligkeiten auf die von Internet-Utopisten beschworene Schwarmintelligenz zurückzuführen oder spielt da jemand (vielleicht sogar mehrere) gekonnt die Klaviatur des Online-Marketings bzw. Social Media Marketings? Aber wer könnte überhaupt ein Interesse daran haben, das Urheberrecht zum Negativen zu wandeln? (Fairerweise: Nicht alle, die das Urheberrecht ändern wollen, wollen es verschlechtern.)

Die „Verwertungsindustrie“? 
Verlage könnten Bücher verlegen, an denen die Urheber kein Urheberrecht mehr haben, ohne Autoren oder ihre Erben beteiligen zu müssen. Sie hätten mehr Freiheiten. Es gibt vielleicht einige Verlage, in deren Geschäftsmodell die Kürzung des Urheberrechts passen würde. Aber die Verlage, die eher langfristig mit Autoren in Partnerschaft zusammenarbeiten, schätzen ihre Autoren, die ja inzwischen - dank Internet, Print-on-Demand-Verfahren und E-Book-Möglichkeiten - notfalls sowieso ohne sie veröffentlichen und vermarkten können (aber i. d. R. nicht wollen, denn das bedeutet weniger Zeit zum Schreiben). Die meisten Verwerter stehen in der aktuellen Marktsituation doch selbst eher schwach da.
Verwertungsgesellschaften können nur Lizenzgebühren für Werke von Künstlern/Publizisten eintreiben, die bei ihnen Mitglied sind und bei denen das Urheberrecht noch besteht. Wenn ein Komponist das Urheberrecht verliert, dann kann die GEMA auch keine Lizenzen verkaufen. Die Verwertungsgesellschaften haben also wahrscheinlich auch kein Interesse daran, die Rechte des Urhebers zu verschlechtern. (Zugegeben: Ich kenne mich im Musikgeschäft nicht so gut aus.)

Parteien? 
Vielleicht. Da unterscheide ich:

  • Parteien, die sich profilieren wollen, indem sie etwas angeblich Verbraucherfreundliches fordern. Aktuell stoßen viele Parteien in dieses Horn, das Urheberrecht stark zu verkürzen, weil sie die Bürger, die - eigentlich wegen ACTA - auf die Straße gehen, als Wähler gewinnen wollen. Wobei es kurzfristig gedacht ist, denn eine Schwächung der Urheber wird der Gesellschaft längerfristig schaden. Wessen Arbeit nicht mehr geschätzt und bezahlt wird, der wird sie nicht mehr tun oder sie nicht mehr verÖFFENTLICHen. Hochwertiges wird dann hochpreisig an Zahlungswillige gehen. Oder abgeschlossene, kostenpflichtige Netzwerke könnten die Folge sein.
    Eine Kulturflatrate/Künstlerflatrate, wie aktuell von einigen Parteien/Gruppierungen vorgeschlagen, die den Künstler/Publizist am Leben erhält, aber nicht wie andere Menschen am sozial-marktwirtschaftlichen Leben teilnehmen lässt, ist für die meisten Urheber kein Anreiz, schon gar nicht für finanziell bereits erfolgreiche. Und wer sollte auch festlegen, wer Künstler/Publizist ist und wer nicht? 
  • Parteien und Gruppen, die grundsätzlich gegen Eigentum oder die aktuelle Staatsform sind und die Gunst der Stunde nutzen wollen, um schon einmal in einem Bereich mit der Enteignung bzw. der Umsetzung eines neuen Staatswesens (z. B. eine sich selbst über das Netz regulierende Gesellschaft) zu beginnen. 
Internetunternehmen?
Noch müssen - zumindest theoretisch - auch die großen Konzerne im Internet (Google (denen auch YouTube gehört), Apple, Ebay etc.) Rücksicht auf Gesetze wie das Urheberrecht nehmen. Eine Schwächung des Urhebers würde solche Unternehmen stärken, deren Geschäftsmodell darauf basiert, dass sie viele Besucher/Käufer haben, egal, was die da im Einzelnen machen. Für sie ist die Einführung von Maßnahmen, die Besucher in irgendeiner Weise einschränken könnten (z. B. die Beachtung von Urheberrechten) oder die Vergütung (über die Verwertungsgesellschaften an die Urheber) mit Aufwand und Kosten verbunden. Warum sollten sie sich das ohne Widerstand aufhalsen lassen - wenn man das mit ein bisschen Lobbyarbeit billiger haben kann? Eine Abschaffung oder Reduzierung des Urheberrechts – ihnen könnte nichts Besseres passieren, um unkompliziert Geld zu verdienen! Auch die Schwächung der Verwertungsindustrie käme diesen gerade gelegen, wollen sie doch die Sahne abschöpfen und Verlagen oder Urhebern möglichst wenig davon abgeben. Alles, was sie zwingt, Maßnahmen irgendeiner Art zur Einhaltung von Gesetzen auf ihren Plattformen einzurichten, ist für diese Unternehmen und Megakonzerne ein Kostenfaktor. Wenn ein Gesetz gleich ganz wegfällt: umso besser!

Nachtrag am 23.4.2012:
Google hat alleine im 1. Quartal für Lobbyarbeit über 5 Millionen US-Dollar ausgegeben. Mehr bei Techcrunch über Lobbyausgaben von Google und Facebook ->Techcrunch


Keine leichten Zeiten für verantwortungsvolle Bürger

Es ist nicht einfach, sich dieser Tage eine objektive Meinung zu ACTA, Verwertungsindustrie, Urheberrecht etc. zu bilden – weil alles miteinander vermischt wird und weil Emotionen geschürt werden, bis das Adrenalin kocht. Doch man sollte es trotzdem versuchen, denn für viele Menschen hängt eine Menge davon ab.

Egal, ob im Fall Urheberrecht tatsächlich von Unternehmen, Parteien oder sonst wem gezielt versucht wird, die öffentliche Meinung zu manipulieren: Man muss sich seine eigene unabhängige Meinung bilden. Immer! Erst recht im Internet.

Bei jedem Argument sollte man sich fragen:

  • Wird versucht, mich zu manipulieren (z. B. mit Reizworten und Bildern, die an meine Stimmung appellieren, und fadenscheiniger Argumentation)? 
  • Wer könnte ein wirtschaftliches oder politisches Interesse welcher Art daran haben? 
Um es klar zu sagen: Dies ist kein Beitrag für die aktuelle Politik, auch nicht für ACTA oder für das Festhaltenwollen an herkömmlichen Verwertungsmodellen. Es geht um das Urheberrecht – das den Urheber (Autor, Komponist, Fotograf, Zeichner etc.) stärken sollte. Es abzuschaffen oder radikal zu kürzen, ist der falsche Weg.

Aber es geht auch um das Internet und seine "Bewohner". Viele zerren an ihnen und wollen sie für ihre Zwecke ausnutzen und instrumentalisieren. Vielleicht wird das einmal der Tod des Internets sein, dass man Informationen nicht trauen kann und die Bewohner zwischen kommerziellen und politischen Interessensgruppen und ihren "Lobbyisten" zerrieben werden. Es wäre schade drum.

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Nachtrag am 10.5.2012
Die VG-Wort positioniert sich
Die Verwertungsgesellschaft Wort, die die Interessen von Urhebern und Verlagen vertritt, hat ein Positionspapier zum Urheberrecht veröffentlicht.

Die Autorin dieses Beitrags ist Lobbyistin im eigenen Auftrag: Eva Schumann (Urheber)

Quellen:

Donnerstag, 16. Februar 2012

Urheberrecht aus Sicht eines Urhebers (Autor)

Zurzeit wird viel über ACTA und über das Urheberrecht diskutiert. Viele, die gegen ACTA sind, wollen gleichzeitig das Urheberrecht abschaffen oder drastisch verkürzen. Als Urheber habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich zu wenige hauptberufliche Urheber, die tatsächlich vom Schreiben, Fotografieren etc. leben, an der Diskussion beteiligen und dass in der Öffentlichkeit und auch unter den Politikern zu wenig bekannt ist, wie und wovon ein Urheber eigentlich lebt. Daher hier meine Sicht als Autor.

Urheberrecht und ACTA

Die Vermischung der Diskussionen um ACTA, Urheberrecht und Verwertung/Lizenzierung macht mir Angst. Ich traue den ACTA-Gegnern nicht, nachdem in Diskussionen und Interviews ACTA-Gegner als Argument äußerten: „Dann könnte ich bei YouTube ja nicht mehr alles umsonst runterladen“. Sind das die Kinder der Geiz-ist-geil-Generation, die nun alles umsonst haben wollen, was ihnen an Musik, Bildern oder Texten gefällt? Selbst Menschen, die sich intensiver mit der Materie beschäftigen und einen Gegenentwurf zu ACTA entwickeln, schlugen vor, das Urheberrecht solle auf 2 Jahre nach Erstveröffentlichung gekürzt werden. Da frage ich mich schon, ob die überhaupt wissen, wie beispielsweise ein Autor in Deutschland sein Geld verdient. (Für andere Urheber wie Fotografen, Maler, Musiker und auch für andere Länder kann ich nicht sprechen, da ich nicht im Detail damit vertraut bin – die USA hat ja beispielsweise ein anderes Urheberrecht als wir. Ich würde mich aber freuen, wenn sie auch ihre Sicht darstellen, und verlinke dann gerne von hier aus.)

Das (Über-)Leben eines Urhebers am Beispiel Autor

So ist der Weg von der Idee zum Einkommen: Entweder hat ein Autor (= Urheber) eine Idee, über was er schreiben möchte, oder ein Verwerter (im besten Fall ein netter Verlag) trägt eine Idee an ihn heran. Wenn man als Autor selbst keinen Verlag für seine Idee gewinnen kann, aber unbedingt beim Verlag schreiben will, sucht man sich einen Agenten – allerdings sind die ebenso schwer wie Verlage zu gewinnen und möglicherweise finden sie auch keinen Verlag. Hat dann endlich doch ein Verlag angebissen, entwickeln der Lektor des Verlages und der Autor zusammen eine Inhaltsstruktur, wobei der erste Entwurf vom Autor kommt.

Wenn man sich über alles einigen kann, wird ein Vertrag zur Verwertung gemacht, der alle Details zu Rechten und Pflichten von beiden Seiten enthält. Der Verwerter (Verlag) verpflichtet sich im Verlagsvertrag beispielsweise, dafür zu sorgen, dass das Buch gedruckt und unter die Leute gebracht wird. Damit er das kann, muss der Autor ihm bestimmte Rechte einräumen - leider klingt das in den Verträgen immer sehr kompliziert (bei Mediafon kann man recherchieren, was "normal" ist). Was die Bezahlung angeht, kann man als Nicht-Prominenter oder Nicht-Starautor aber doch einigermaßen geschätzter Fachautor meist einen nicht rückzahlbaren Vorschuss aushandeln. Die Höhe des Vorschusses ist sehr themenabhängig und es kommt auch darauf an, was sich der Verlag überhaupt leisten kann – je mehr Vorschuss, desto mehr zusätzliches Risiko für den Verlag, denn letztlich weiß niemand, ob sich das Buch überhaupt verkaufen wird.

Ein Verlagsvertrag ist etwas Gutes. Der Vorschuss deckt bei mir im Durchschnitt etwa den Lebensunterhalt eines Viertels der Zeit, die ich brauche, um das Buch zu schreiben – bei manchen Büchern mehr, bei anderen gibt es gar keinen Vorschuss (je nach Thema bzw. bei Fiktion als unbekannter Schriftsteller in einem kleinen Verlag). Mit anderen Worten: Wenn ich 4 Monate an einem Buch schreibe, dann deckt der Vorschuss (der meist erst bei Manuskriptabgabe oder bei Veröffentlichung fällig wird) im Durchschnitt anschließend einen Monat lang meine Lebenskosten.

Da fragt man sich: Wovon leben Autoren dann die restliche Zeit? Zurecht. Antwort: Von den Honoraren, die über die Jahre noch nachkleckern, nachdem der Vorschuss mit ihnen verrechnet wurde. Wenn mein Vorschuss beispielsweise nach 2 - 3 Jahren mit den tatsächlichen Honoraren aus Verkäufen verrechnet ist, kommt wieder etwas Geld herein – jedes Mal, wenn jemand mein Buch kauft und bezahlt. Aber das sind winzige Beträge pro Buch. Manche Bücher haben dann nach 10 Jahren so viel Geld gebracht, dass die ursprünglich investierte Zeit zu einem erträglichen Stundenlohn führte. Bei manchen Büchern passiert das nie. Das gute Buch, das lange läuft, trägt den Rest mit, der nicht so recht in Fahrt kommt – und das passiert bei vielen Büchern.
[Nachtrag 19.2.2012] Dazu kommt noch das Geld, das die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort einsammelt und verteilt. Damit ist in etwa die Miete eines Monats bezahlt - in einem Jahr mehr, im anderen weniger. Das Geld stammt beispielsweise aus geringfügigen Aufschlägen auf Vervielfältigungsgeräte, durch die Nutzer Geld sparen, denn sie müssen nicht das ganze Buch kaufen, wenn sie nur Abschnitte kopieren. [Nachtrag-Ende]

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Werden Bücher von unberechtigten Dritten gescannt und als E-Books angeboten (solche Plattformen "E-Books umsonst" gibt es ja im Internet), ist das nach unserem Gesetz Diebstahl zu Lasten des Autors und zu Lasten des Verlages, die die ganze Arbeit und das Risiko hatten. Das Teure am Buch ist übrigens nicht der Buchdruck, sondern die viele Arbeit, die Autoren, Lektoren und viele andere Menschen da reingesteckt haben - deshalb spielt es keine soooo große Rolle, wie viele annehmen, ob das Buch gedruckt oder digital verkauft wird. Wenn es digital verkauft wird, ist allerdings i. d. R. der stationäre Buchhandel nicht mehr beteiligt (dafür wirken Monopolisten auf die Preisgestaltung) - das spart dem Kunden Geld, dafür fehlt ihm die Beratung durch die Fachleute der Buchläden, die aber leider zunehmend pleitegehen und aus den Städten (auch wegen anderer Zusammenhänge) verschwinden.

Verschiedene Geschäftsmodelle für Autoren

Natürlich kann man nicht nur über Verlage publizieren. Als Autorin/Journalistin habe ich schon verschiedene Wege probiert – und ich bin sehr froh, dass es verschiedene Wege gibt: gedruckte Bücher/E-Books mit Verlag, Bücher ohne Verlag, werbefinanzierte Online-Publikationen. Aber wenn ich mich aufs Schreiben konzentrieren will, dann ist die Arbeit mit (einem guten Agenten und) einem Verlag am erfreulichsten, denn dann kann ich das tun, weswegen ich den Beruf ergriffen habe: Schreiben.

Der Verlag hält dem Autor den Rücken frei, entwickelt Buchreihen, kümmert sich um Lektorat, Korrektorat, Layout, Umschlag, Vertrieb und Vermarktung. Wenn ich selbst verlege – egal, ob gedrucktes Buch, E-Book oder Online-Publikation, dann muss ich mich um alles selbst kümmern, d. h. ich muss all dies selbst lernen und umsetzen. Das frisst wahnsinnig viel Zeit und Energie, schließlich muss man mehrere Berufe lernen, in die andere als Azubi oder Student mehrere Jahre reingewachsen sind. Dabei wollte ich einfach nur schreiben.

Leider werden die Verlagsverträge in den letzten Jahren immer schwieriger zu lesen und gehen oft genug in Richtung Total Buy Out. Ein Agent kann dabei helfen, einen besseren Vertrag zu bekommen, möchte aber für seine Arbeit auch bezahlt werden - verständlicherweise. Der Grund für die schlechteren Verträge liegt aber meiner Meinung nach nicht darin, dass die Verlage immer böser werden, sondern weil es ihnen – meinem Eindruck nach – immer schlechter geht. Und das hat natürlich mit den großen amerikanischen Platzhirschen im Internet zu tun, die den Nutzern alles für lau und den Autoren große Erfolge unter Umgehung der Verlage versprechen. Sie machen das nicht aus Gutherzigkeit, sondern sie wollen die Verlage u. a. Verwerter loswerden und selbst das Geschäft machen. Sie interessieren keine Urheberrechte und letztlich auch nicht der Künstler/Autor, sondern nur wie viele Besucher kommen (umso teurer können sie ihren Werbeplatz verkaufen) oder wie sie die Verlage ersetzen können (ohne den Service zu bieten, der nämlich Geld kosten würde).

Ja, die Verlage u. a. Verwerter müssen sich - wie alle - der neuen Situation im Internet stellen. Aber das Urheberrecht abzuschaffen oder drastisch zu kürzen oder überhaupt Gesetze kritiklos an Geschäftsmodelle von Unternehmen anzupassen, ist meiner Meinung nach der falsche Weg.

Urheberrecht- und ACTA-Argumente

Die ACTA-Gegner behaupten, dass ACTA nur den Verwertern in die Hände spiele und die Verwerter seien böse. Nun, die Verwerter (in meinem Fall Verlage) bezahlen mich als Urheber, indem sie mir für jedes verkaufte Buch einen Honoraranteil überweisen – und sie können nur verwerten, was sie von den Urhebern zur Verwertung per Vertrag bekommen haben. Es steht jedem frei, zu schreiben, komponieren, fotografieren und seine Werke als frei zu deklarieren (GNU-Lizenz für freie Dokumentation). Doch ich möchte vom Schreiben leben können. Und wenn mein erster Roman erst nach 25 Jahren entdeckt wird, finde ich, steht immer noch mir das Honorar zu – denn schließlich habe ich über ein Jahr lang in jedem Urlaub, an jedem Wochenende und jeden Abend daran geschrieben (Geld verdienen musste ich damals mit was anderem).

Die ACTA-Gegner wollen keine „Totalüberwachung durch den Staat“ und auch nicht, dass die Tauschplattformen zu Hilfssheriff gemacht werden. Ob das überhaupt durch ACTA verlangt wird, weiß ich nicht – nach der Analyse zweier Rechtsanwälte (Links zu den Artikeln sind unten bei Quellen), steht das nicht drin und sind auch kaum neue gesetzlichen Regelungen in Deutschland erforderlich. Leider sind die ACTA-Gegner nicht so kritisch, wenn es um die Totalüberwachung durch Internet-Unternehmen wie Facebook oder Google geht oder andere, die tracken und bubblen.

Ich möchte auch keine Totalüberwachung durch den Staat und ich möchte auch nicht, dass Jugendliche bei Ersttaten unverhältnismäßig hohe Abmahnungen zahlen müssen, aber ich will, dass Gesetze auch im Internet gelten – allerdings gehören die auch mal eindeutig für das Internet ausgelegt und kommuniziert, statt User und Publisher in Fallen laufen zu lassen, in der Hoffnung, dass Gerichte alles irgendwann klären werden, während sich die Politik irgendwo versteckt. Aber grundsätzlich: Wenn ich die Situation auf ein Gasthaus übertrage: Von einem Wirt verlange ich doch auch, dass er dafür sorgt, dass in seinem Laden das Gesetz eingehalten wird, dass er dort keinen Drogenhandel duldet und Kindern keinen Alkohol verkauft. Warum soll man das nicht auch von einer Internetplattform verlangen können. Die überwachen uns doch sowieso bzw. sammeln Daten wie verrückt. Wie man sieht, machen die Internet-Unternehmen freiwillig wenig nur deshalb, weil etwas richtig wäre, denn jeder Besucher ist für sie ein guter Besucher – die interessieren sich nicht für Urheberrecht oder andere Gesetze, solange die Kohle stimmt und man sie machen lässt.

Ein Urheber will nicht das Haustier der Gesellschaft sein

Das Leben eines Künstlers/Autors ist hart. Aber das weiß man, wenn man damit anfängt. Mag sein, dass es einer Rihanna oder einem Dieter Bohlen finanziell nicht so viel ausmacht, wenn jemand ihre Arbeit kopiert und verteilt. Aber es ist ungesetzlich. Doch ein Künstler/Publizist hat in Deutschland laut Künstlersozialkasse im Durchschnitt ein Monatseinkommen von ca. 1.100 Euro (und die KSK nimmt erst ab einem Mindesteinkommen auf) - in dem Betrag ist auch das enthalten, was die Verwertungsgesellschaften (z. B. VGWort) eingesammelt und verteilt haben. Und das will man dem Künstler/Publizist wegnehmen, indem man das Urheberrecht abschafft oder verkürzt?

Voll die Krätze kriege ich aber, wenn ich von eher dem Sozialismus zugeneigten Menschen in Diskussionen höre, dass „unsere Künstler und Schriftsteller eben einen Pauschalbetrag zum Leben bekommen sollen“ (wenn wir dann mal die Gesellschaft umgekrempelt haben). Aber: Es müsste ja wohl fairerweise erst die Gesellschaft umgekrempelt werden, bevor man Urheber enteignet. Aber auch so will ich nicht wie ein Haustier, das man sich als Gesellschaft leistet, gehalten werden – abgesehen davon, dass ich Verfechter der sozialen Marktwirtschaft und nicht des Sozialismus bin.

Mein Fazit als Urheber (Autor)

ACTA, Urheberrecht und Verwertung sind verschiedene Dinge - darüber muss aufgeklärt werden. Die Auslegung der Gesetze für das Internet sollte eindeutiger kommuniziert, am besten schriftlich veröffentlicht und in Schulen gelehrt werden, denn weder Internetnutzer noch Urheber/Seitenbetreiber können aktuell noch durchschauen, was legal ist und was nicht.

Beispiel: Offensichtlich sind die Vorschaubilder bei Google-Suche legal, aber bei Verlinkungen bei Facebook oder beim Pinnen aus Blogs mit Pinterest/Pinspire nicht (weiß leider nicht mehr, wer das im TV vor Kurzem gesagt hat). Genauso gehört das ganze Tracking-Thema untersucht und eindeutige Regeln aufgestellt – Illegales sollte in Deutschland erst gar nicht angeboten werden dürfen, statt den überforderten Nutzer oder Publisher ins Verderben sausen lassen. Die Politik sollte sich endlich mal dran setzen und die Regeln für die Bürger formulieren.

Diesem Schlamassel aus dem Weg gehen zu wollen, indem man einfach mal das Urheberrecht beseitigt, weil man sich sonst mit mächtigen Unternehmen auseinandersetzen müsste, ist für mich feige und davon abgesehen auch gleichzusetzen mit Enteignung.

[Nachtrag 19.2.2012] Es sollten auch meiner Meinung nach faire Lizensierungs-/Nutzungsmodelle ermöglicht werden. Z. B. günstige Kombiprodukte (Buch + E-Book). Oder Lizenzen für den Inhalt: Wer ein Buch gekauft hat, soll es für einen kleinen Aufpreis auch als E-Book herunterladen dürfen, statt es noch einmal ganz bezahlen zu müssen (Ausnahme E-Books mit extremem Mehraufwand und "Mehrwert" wie interaktiven Grafiken etc.). Die Buchpreisbindung und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Sprachrohr der deutschen Buchbranche sollten fairen Innovationen nicht den Weg verstellen. Dementsprechend sollte auch die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) sich innovativen Lizensierungs- und Nutzungsmodellen öffnen oder sie selbst entwickeln. ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement), bei dem es um die (Art der) Durchsetzung von Gesetzen gegen Produktpiraterie und Markenfälschungen geht, ist für mich ein ganz eigenes Thema. [Nachtrag-Ende]

Aber solange eine große Zahl der ACTA-Gegner gleichzeitig auch Urheberrechtsabschaffer sind bzw. Urhebern und Künstlern die Rechte und die Lebensgrundlage beschneiden wollen, werde ich mich nicht zu ihnen stellen.

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Aufruf
Wenn ihr auch Urheber (Fotograf, Musiker, Journalist, Maler o. a.) seid und davon lebt (also nicht nur schreibt, um eure Dienstleistungen zu promoten) oder Verwerter (Verlag) seid, dann könnt ihr vielleicht auch für andere aufschreiben, wie das mit Kunst/Urheberschaft oder Geschäft und Einkommen bei euch funktioniert. Ich glaube nämlich, dass viele Menschen davon einfach die falsche Vorstellung haben.

Quellen und weitere Informationen


[Nachtrag 16.5.2012]
Gut gefällt mir auch dieses Interview mit Pia Ziefle: Mein Standpunkt ist der des autonomen Urhebers

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Donnerstag, 9. Februar 2012

Social Media – ist der Hype vorbei?

social-media-hype-vorbei-vgwortWenn es sich bei Social Media ähnlich verhält wie an der Börse & Geldanlage – dass eine Kursrallyephase bald vorbei ist, wenn auch die Mainstream-Medien zum Einstieg blasen – dann dürfte der Social-Media-Hype demnächst abklingen, denn jeder, der in der Politik, im Fernsehen, in Zeitschriften und Rundfunk ein wenig zeitgemäß rüberkommen möchte, bindet Social Media – mehr oder weniger holprig – in seine Aktivitäten ein.

Nun funktioniert nicht alles im Leben so wie die Börse, an der die Zukunftsaussichten gehandelt werden, doch seit ein paar Wochen bemerke ich eine Abnahme der Social-Media-Euphorie um mich herum, ich beobachte eine Zerfransung des Angebotes (immer neue spezialisierte soziale Netzwerke, z. B. So.cl, Pinterest und Klone, diverse Videoplattformen – das ist zwar aus kartellrechtlicher Sicht positiv, aber es verteilt zum einen die Nutzeraufmerksamkeit, zum anderen die Budgets), sehe Anzeichen für rückläufige Nutzerzahlen, erlebe, dass Zeit-, Geld- und Ressourceneinsatz oft genug in keiner sinnvollen Relation zum Ergebnis stehen – und der daraus resultierende Frust dürfte bei manchem Unternehmen die Aktivitäten zurückgehen lassen.

Social Media – Zahlen lügen nicht (?)

Meine Eindrücke sind subjektiv, was aber sagen die Zahlen? Laut einer vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) veröffentlichten Studie (durchgeführt von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen) vom Herbst 2011 sind 74 Prozent der Internetnutzer in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet, 66 Prozent der Internetnutzer sind im Netzwerk auch aktiv (weibliche Nutzer 71 Prozent, männliche Nutzer 61 Prozent). 59 Prozent der Internetnutzer sind immerhin täglich in ihrem Netzwerk aktiv, 11 Prozent sogar mehr als zwei Stunden täglich.

Ist der Social Media Hype vorbei?
Interessanterweise sind die Zahlen im Vergleich zu den Ergebnissen vom Frühjahr 2011 aber leicht rückläufig. Im Frühjahr 2011 waren nämlich noch 76 Prozent der Internetnutzer in sozialen Netzwerken angemeldet, 73 Prozent der Internetznutzer waren in sozialen Netzwerken aktiv.

Zwar würde ich das noch nicht als "Negativwachstum" einstufen, da die Anzahl der Befragten mit 1.023 (Herbst 2011) bzw. 1.001 Personen (Frühjahr 2011) doch recht klein ist – auch wenn sie repräsentativ ist - und die statistische Fehlertoleranz +/- 3 Prozentpunkte beträgt, aber aufhorchen lässt das schon – es ist jedenfalls kein Aufwärtstrend und muss weiter beobachtet werden.

Wer ist in Social Media und was machen die da?

Social Media wird nach den Ergebnissen der BITKOM-Studie überwiegend zu privaten Zwecken genutzt - Ausnahmen sind die Businessnetzwerke XING und LinkedIn. Die meisten Netzwerkmitgliedern nutzen in ihrem sozialen Netzwerk vorrangig Funktionen, die zur Kommunikation mit Freunden dienen, sie holen sich Informationen zu Veranstaltungen, laden Bilder hoch oder nutzen Spiele (Social Games).

Wie viel Prozent der Internetnutzer in einem sozialen Netzwerk angemeldet / aktiv sind – nach Altersgruppen:
  • 14 bis 29 Jahre: 92 % sind angemeldet / 85 % sind aktiv
  • 30 bis 49 Jahre: 72 % sind angemeldet  / 65 % sind aktiv
  • 50 Jahre und älter: 55 % sind angemeldet / 46 % sind aktiv

Ausgewählte Aktivitäten
  • 14 Prozent der mindestens in einem sozialen Netzwerk angemeldeten Internetnutzer gaben an, dass sie sich – gelegentlich oder öfter - in Social Media über Marken und Produkte informieren
  • 11 Prozent suchen in Social Media nach Angeboten für Produkte und Dienste und 
  • 4 Prozent nutzen Social Media zur Kommunikation mit Unternehmen für Kundenservice und Beschwerden


Die Social Media Top 8 (aktive Nutzer) 

Platz 1: Facebook
45 % der Befragten (67 % der 14- bis 29-Jährigen, 42 % der 30- bis 49-Jährigen und 24 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Facebook aktiv. 

Platz 2: StayFriends
17 % der Befragten (2 % der 14- bis 29-Jährigen, 20 % der 30- bis 49-Jährigen, 19 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Stayfriends aktiv. 

Platz 3: wer-kennt-wen
12 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 14 % der 30- bis 49-Jährigen, 14 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei wer-kennt-wen aktiv.

Platz 4: StudiVZ
6 % der Befragten (15 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei StudiVZ aktiv.

Platz 5: XING
4 % der Befragten (5 % der 14- bis 29-Jährigen, 5 % der 30- bis 49-Jährigen, 3 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei XING aktiv.

Platz 6: meinVZ
4 % der Befragten (8 % der 14- bis 29-Jährigen, 2 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei meinVZ aktiv.

Platz 7: Google Plus
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 3 % der 30- bis 49-Jährigen, 2 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Google Plus aktiv.

Platz 8: Twitter
3 % der Befragten (6 % der 14- bis 29-Jährigen, 1 % der 30- bis 49-Jährigen, 1 % der 50-Jährigen oder älter) sind bei Twitter aktiv.

Hinweis: In meinem Umfeld (Medien, Kommunikation) sähen die Top 8 völlig anders aus. Freiberufler oder Unternehmen, die in Social Media aktiv werden wollen, müssen erst herausfinden, wo die für sie relevanten Kontakte/Zielgruppen (z. B. Berufskollegen, Medien, Partnerunternehmen, potenzielle Kunden) sind.

Die Zukunft von Social Media

Nur weil der größte Hype möglicherweise vorbei ist, heißt das nicht, dass Social Media in der Zukunft keine Rolle mehr spielen wird, sondern – vorausgesetzt, dass der aktuelle Eindruck stimmt – dass sich das Wachstum der Nutzerzahlen verlangsamt. Viele Branchen sind ja noch gar nicht in Social Media angekommen und vieles an Potenzial wurde noch nicht einmal entdeckt.

Freiberufler und Unternehmen, die bis jetzt noch nicht in Social Media präsent sind, sollten sich nicht zurücklehnen nach dem Motto „Wozu die Mühe, das sitz ich einfach aus“. Im Gegenteil: Ich glaube, dass Social Media auf Dauer unaufgeregter Alltag wird und dass man als Freiberufler und Unternehmen nicht an Social Media vorbeikommt.

Es wird zwar auf der Netzwerkseite Konsolidierungen geben (Pleiten, Zusammenschlüsse etc.) und das Gleiche vermutlich auch bei den Social-Media-Experten (von Agenturen bis zu den Einzelkämpfern), aber es wird für Marken/Unternehmen wichtig bleiben, über Social Media in Erfahrung zu bringen, was Kunden über sie und ihre Produkte reden, Einfluss zu nehmen, ihr Unternehmen nicht nur im Internet sondern auch in den sozialen Netzwerken zu präsentieren und überhaupt Social Media in die Gesamtkommunikation und Unternehmensprozesse zu integrieren. Aber man wird sachlicher an die Aufgaben herangehen, als das in einer anfänglichen Hype-Phase (siehe Hype-Zyklen bei Wikipedia) geschieht, genauer hinschauen, wo man sich engagiert und genauer überprüfen, welchen Nutzen welche Social-Media-Aktivität für den Kunden und das Unternehmen hat.

Quelle für die Zahlen: BITKOM Studie (PDF nicht mehr online)

Freitag, 27. Januar 2012

Google Plus oder Facebook - dürfen Mega-Unternehmen das Internet beherrschen?

Google-Plus-Facebook-vgwort
Google, Facebook & Co. - Internet ist mehr als
ein paar Server und Kabel - es geht um Macht und Geld

Die Zeit vor Facebook

Internet - das war einmal definiert als das Netz der Netze. Seit Mitte der 1990er Jahre bin ich dabei. Am Anfang war das wichtigste Thema: Wie komme ich ins Internet rein - technisch und ohne dabei wegen der hohen Provider- und Telefongebühren pleitezugehen. Später ging es darum, wie und wo man brauchbare Informationen findet. Kommuniziert wurde aber von Anfang an viel: Per E-Mail, in Foren, Chats, Konferenzräumen, im Usenet, über Messenger und seit ein paar Jahren über Social-Media-Plattformen.

AOL war damals, als die ersten Privatnutzer und Nicht-Informatiker begannen sich für das Internet zu interessieren, ein Anbieter, der den einfachen Online-Zugang für Techniklaien sowie Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten kostenpflichtig aus einer Hand bot. AOL war eine amerikanische Aktiengesellschaft, deren Kurs während der Internetblase ab Mitte der 1990er explodierte und dann mit dem Platzen der Blase wieder implodierte. Die Bedeutung von AOL begann zu schrumpfen, als der Online-Zugang allgemein einfacher und billiger und das kostenlose Information- und Kommunikationsangebot außerhalb von AOL größer wurde. Auch die, die vorher bei AOL waren und sich zum Teil innerhalb von AOL vernetzt und kommuniziert hatten, nutzten nun verstärkt die nicht kommerziellen (Usenet) und nicht zentral organisierten Kommunikationsmöglichkeiten (Chats, Foren und Messenger verschiedener Anbieter).

Facebook hat die Internetwelt verändert


Als Facebook (der Börsengang ist für 2012 angekündigt, geschätzter Wert des Unternehmens: 100 Milliarden US-Dollar) auftauchte, entwickelte sich nach und nach ein Hype. Viele neue Internetnutzer setz(t)en Internet und Facebook sogar gleich. Alte Internetler wie ich finden das wiederum sehr befremdlich - für uns ist Facebook nur ein kommerzielles Netzwerk, das die Daten der User ausschlachtet, innerhalb des großen (und großartigen) Internets. Doch dadurch, dass immer mehr Privatnutzer und Marken zu Facebook gingen, wurde ein großer Teil der Internetaktivitäten von Facebook "angesaugt". Facebook entwickelte sich zum zentralen Kommunikationszentrum und für manche sogar zum einzigen Informationszentrum.

Twitter hat zwar auch die Welt verändert, aber weniger das Internet als solches. Twitter war immer ein Teil des Internets, aber wurde nicht von seinen Nutzern mit dem Internet als solches verwechselt, wie man es bei manchen Facebook-Nutzern feststellen kann.

Google Plus - nicht nur eine Bedrohung für Facebook


2011 erschien Google Plus (Google+, G+) auf der Bildfläche - eine Social-Media-Plattform des Suchgiganten Google (seit 2004 an der Börse, Marktkapitalisierung derzeit ca. 108,65 Milliarden EUR, kaufte gerade die Motorola-Mobilfunksparte für 12,5 Milliarden US-Dollar). Google hat zu Zeiten von Altavista und Lycos den Suchmaschinen-/Webportalemarkt aufgerollt, alle Mitbewerber mehr oder weniger ausgestochen und ist durch Suchmaschinen-Marketing (Adwords, Adsense etc.) enorm reich geworden. Facebook, der User- und Werbebudget-Sauger, drohte für Google zur ernsten Gefahr zu werden und Google Plus wurde geschaffen. Google Plus ist von Anfang an sehr schnell gewachsen und hat sogar das Potenzial, Facebook die Führungsrolle zu nehmen. Doch was dann?

Wer hat Angst vor den Mega-Konzernen im Internet?


Ich. So wenig, wie es mir bei Facebook gefällt, dass der Social Graph diktiert, was ich von wem in meinen Hauptmeldungen zu sehen bekomme, ich mich in ein Facebook-Korsett zwingen lassen muss, kostenlos Inhalte bereitstelle, die von Facebook kommerziell genutzt werden dürfen (Crowd Sourcing für Dummies: Viele denken, arbeiten und diskutieren und einer kassiert den (kommerziellen) Erfolg), so wenig gefällt mir die Aussicht, dass eine Mega-Aktiengesellschaft wie Google in Zukunft nicht nur die Suche und über den Suchalgorithmus/Abstrafungen die Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von allem und jedem im Internet bestimmt, sondern auch noch den An-/Ausschalter für meine Kommunikation bedient - trotz aller Sympathie und Gefallen an den einzelnen Google-Produkten. Dazu kommt, dass all die verschiedenen (und teilweise sehr guten) Google-Dienste und deren gesammelte Daten im Laufe der Zeit zusammengeführt werden, was sicher neue angenehme Funktionen ermöglicht, aber eben den Nutzer zu einem noch besser hebbaren Datenschatz macht - und wer weiß, an wen all diese Daten irgendwann gehen.

Auch andere sehen die Gefahr - so warnte beispielsweise Wolfgang Sander-Beuermann von der Leibniz Universität Hannover in seinem Gastkommentar "Warum ich G+ nicht will" in der Internet World Business 17/11 vor der Google-Dominanz und der Macht, die das Unternehmen dadurch über die Struktur des Internets hätte und auch Bernd Graff legt den Finger in die Wunde in Googles neue Nutzungsbedingungen: Wir werden sterben und Google weiß, warum. Und nun setzt sich dieser Gigant auch noch für ein lockeres Urheberrecht ein - das macht nicht nur mir Bauchschmerzen: Lesenwert in diesem Zusammenhang ist King Kong gegen Godzilla von Wolfgang Michal.

Hat jeder Internet-Hype ein natürliches Ende?


Andererseits wird uns gerade im Internet immer wieder die Vergänglichkeit der Hypes und der Mächtigen vor Augen geführt - so viele verschwanden schon in die Bedeutungslosigkeit oder ganz von der Bildfläche: CompuServe, AOL, Altavista, Netscape, Second Life ... und demnächst möglicherweise Yahoo.

Sind Megakonzerne wie derzeit Facebook oder Google denn überhaupt eine Gefahr oder kann man sich darauf verlassen, dass ihre Macht von alleine wieder verschwindet - wie bei anderen vor ihnen -, weil etwas Neues auftauchen wird?

Google Plus, Facebook & Co. - besteht Handlungsbedarf, um deren Macht einzuschränken?


Wird die Meute irgendwann wieder weiterziehen und ist das Problem damit erledigt? Oder muss etwas dagegen getan werden, dass das Internet von solchen Giganten wie Google oder Facebook (vorübergehend?) beherrscht werden kann. Wenn ja, wie wäre das möglich? Müssen Kartellämter stärker eingreifen? Aber die Vorteile, die ein Nutzer dieser Plattformen hat, sind eben zu einem großen Teil auch durch eine Zentralisierung bzw. Quasi-Monopolstellung bedingt. Oder müssen nutzerbezogene Daten irgendwo zentral und unabhängig von Unternehmen verwaltet und vom User jeweils freigeschalten werden? Doch wer soll die Vollmacht für diese Datenverwaltung erhalten, schließlich findet das Internet staaten-/ideologieübergreifend statt. Und wer bezahlt das?

Google Plus, Facebook oder ...?


Ich persönlich bin nach wie vor froh, dass Google Plus geschaffen wurde, weil es die Anzahl und Vielfalt der Social-Media-Plattformen erhöht und dadurch vermutlich die Macht von Facebook reduziert. Doch muss meiner Meinung nach auch etwas gegen Google getan werden, denn durch die Integration von Google Plus in seine Suchmaschine mit Quasi-Monopolstellung nötigt Google Webseitenbetreiber und Blogger praktisch dazu, in Google Plus aktiv zu werden; dadurch dass die dann auch auf ihrer Webseite für ihre Google-Plus-Präsenz werben, bewerben sie auch wieder Google Plus.

Mein persönliche Strategie, mit der Situation umzugehen: Ich werde weiterhin verschiedene Social-Media-Plattformen/-Kanäle nutzen - egal wie gut Google Plus noch wird. Google Plus, Facebook, Twitter, XING - jede Social-Media-Plattform hat ihre Stärken und Schwächen. Ich plane, weiterhin verschiedene Kanäle entsprechend der jeweiligen Stärken zu nutzen. Nicht zuletzt, um mich nicht abhängig von einem einzigen Anbieter zu machen.

Um als Person weniger transparent für Google zu sein, wenn das Unternehmen - wie bereits begonnen - die User-Daten all seiner Dienste miteinander verknüpft, arbeite ich inzwischen mit verschiedenen Browsern für verschiedene Tätigkeiten/Netze und setze die oft incognito ein - jeder Browser hat diese Funktion: Mit der rechten Maustaste auf das Browser-Symbol in der Taskleiste klicken, dann entsprechend Incognito-Fenster, InPrivate o. a. auswählen.

Interessant ist auch der neueste Coup der Konkurrenz von Google: Sie hat jetzt eine Browsererweiterung entwickelt, mit deren Hilfe sie in der personalisierten Google-Suche (Search Plus Your World) besser platziert wird (Konkurrenten manipulieren Google-Suche). Ein spannender Kampf, bei dem wir in der ersten Reihe sitzen - oder sind wir der Spielball?

Ich bin an der Meinung meiner Leser interessiert und freue mich über Kommentare.

Montag, 16. Januar 2012

ING-DiBa: Werbespot mit Wurst löst Shitstorm bei Facebook aus

Aber wer profitiert eigentlich davon?ing-diba-shitstorm

Seit der Ausstrahlung des Werbespots der ING-DiBa, der in einer Metzgerei spielt und bei dem - neben Dirk Nowitzky - eine Scheibe Wurst in der Hauptrolle brilliert, sind einige Veganer und Vegetarier in den Angriffsmodus übergegangen und schreiben die Facebook-Wand der Bank voll. Einige argumentieren sachlich, andere verhalten sich tyrannisch und respektlos anderen Nutzern gegenüber. Das Gleiche muss man allerdings auch von der Gegenseite sagen, die sich eingefunden hat und umgekehrt argumentiert oder mobbt. Es ist aber immer wieder Witziges oder Satirisches bei all den Diskussionen oder Ausbrüchen dabei, sodass - wenn man in den letzten Tagen Unterhaltung suchte - die Facebook-Seite der ING-DiBa der Ort der Wahl war.

Interessant während dieser Zeit war auch, wie dieser Vorfall kommentiert wurde. Diese Stimmen würde ich in "normale Facebook-Besucher", Social-Media-/PR-Fachleute, beobachtende Unternehmen und Medien unterteilen. Meinem Eindruck nach finden viele der normalen Facebook-Besucher die Angelegenheit eher amüsant. Die meisten schlagen sich auf die Seite der ING-DiBa, weil sie den Werbespot mögen oder weil durch diesen "Gewaltakt" der besetzenden Veganer und Vegetarier die Bank zum Opfer gemacht wurde - wodurch ihr die Sympathien zuflogen. Durch ihr sehr tolerantes Verhalten (bzw. das ihrer Social-Media-Abteilung) bot die Bank keine Angriffsfläche - es gab kein "Feindbild Bank", an dem man sich hätte aufreiben können - zum Leid der Angreifer. Denn die - mögen ihre Absichten ursprünglich gut gewesen sein - machten sich durch ihr aggressives Auftreten bei 99 Prozent der Besucher unbeliebt und schadeten ihrer Sache, wie es schlimmer kaum möglich ist.

Ein Ereignis wie dieses, bei dem ein Unternehmen innerhalb einer Social-Media-Plattform wie Facebook von einer Gruppe derart angegriffen wird, beschäftigt natürlich auch andere Unternehmen sowie die Leute, die Social-Media-/PR-Konzepte und -Dienstleistungen anbieten. Einige Social-Media-Agenturen und PR-Fachleute werfen der ING-Diba mangelndes Eingreifen vor. Ein Schelm, wer Eigeninteresse dahinter vermutet. Sie möchten verständlicherweise ihre (potenziellen) Kunden - die beobachtenden Unternehmen - beruhigen und stellen heraus, dass man hätte moderierend eingreifen können - was andere wiederum bezweifeln. Aber so kann sich jeder entsprechend seiner Einschätzung als Experte profilieren.

Auch in der Tagespresse gab es Berichte. Sie bewerteten das tolerante Verhalten der ING-DiBa eher positiv, z. B. Süddeutsche.de vom 13.1.2012. Zwei Tage zuvor hatte die W&V (Werben und Verkaufen) ein Interview mit Unternehmenssprecher André Kauselmann von der ING-DiBa veröffentlicht, der sich darin über die Solidarisierung der Kunden mit der Bankenvergleich freute.

ING-Diba - die Welle reiten, bis sie bricht? 

Bisher hat die ING-DiBA keine genauen Zahlen veröffentlicht, doch ich vermute, dass sie als der große Gewinner dieses "Shitstorms" hervorgeht. André Kauselmann sprach in obigem Interview immerhin von einer Verzehnfachung der Reichweite.

Nicht nur die zusätzliche Aufmerksamkeit, die sowohl der Werbespot als auch die Facebook-Seite (Wall und Produktangebote) bekamen, sondern auch die Sympathien hätte man mit gezielten Werbemaßnahmen vermutlich nur schwer in dem Ausmaß wecken können. Die Frage ist, wie man nun langsam wieder zum Alltag kommt und wie man die Facebook-Wand auch in ruhigen Zeiten interessant und besuchenswert gestalten kann, damit ein etwaiger positiver Effekt auch Bestand hat.

Was wohl allen klar ist: Der Lernprozess, was Social Media angeht, ist noch lange nicht zu Ende.

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Harvard Universität erweckt Bibliotheken zum Leben - ShelfLife, Stack View und LibraryCloud machen es möglich

shelflife-vgwort An der Harvard Universität in Cambridge/Massachusetts (USA) wurde eine Software entwickelt, die das Bibliothekenwissen besser nutzbar macht und Bibliotheken, Werke, Autoren und Bibliotheksnutzer miteinander zu einem lebendigen Netzwerk verknüpft, in welchem all diese Bestandteile miteinander interagieren. Recherchen werden einfacher und effektiver, es gibt praktische Möglichkeiten, sich auf dem Laufenden zu halten, mit anderen zu kommunizieren oder sich von Bibliotheksmitarbeitern beraten zu lassen. Der Prototyp ist die Digital Public Library of America (DPLA). 

Wie könnte eine zeitgemäße Bibliothek aussehen könnte, wenn man die Möglichkeiten der Digitalisierung ausschöpft, fragten sich die Beteiligten eines Forschungsprojektes des Harvard Library Innovation Laboratory an der Harvard Law School und schufen etwas Großartiges: die Digital Public Library of America (DPLA) bzw. deren Alphaversion (übrigens jetzt schon mit 1,7 Mio. deutschsprachigen Objekten).

Das Besondere an der DPLA ist, dass nicht nur die üblichen bibliographischen Daten verwaltet und genutzt werden, sondern auch das Bibliothekswissen wie beispielsweise die Ausleihhäufigkeit sowie Informationen aus den in das System integrierten "Social-Media-Funktionen".

Bücher/Objekte in den Kontexten "Bibliothek" und "Mensch als soziales Wesen"

15 Millionen Objekte (Bücher, Veröffentlichungsreihen, Tonaufnahmen und Videos/Filme) sind aktuell im Bestand der DPLA. Sie gehören zu den verschiedenen Bibliotheken der Harvard Universität sowie verschiedenen anderen Bibliotheken wie beispielsweise der San Francisco Public Library oder stammen aus Open-Courseware-Beständen.

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Sucht man nach einem Titel, erhält man die Suchergebnisse nicht nur als Tabelle angezeigt, sondern - sobald man auf ein Objekt klickt - als Bücherstapel (Stack View). Anhand der Dicke der Buchdarstellung im Stapel kann man den Umfang des Werkes abschätzen und je intensiver blau ein Buch gefärbt ist, desto interessanter scheint es aufgrund seines "ShelfRanks" zu sein. Der ShelfRank wird aus den Metadaten wie Ausleihhäufigkeit, Beständen in den einzelnen Bibliotheken, Rezensionen, Bewertungen (Like, Follow, Aufnahme in persönliche Sammlungen) errechnet.



Klickt man auf ein Buch in der Suchergebnistabelle oder im Stapel, erhält man links neben dem Stapel die Informationen zum gewählten Objekt: bibliographische Daten, in welchen Abteilungen (Library Shelves) das Buch geführt wird, Empfehlungen ("People who viewed this also viewed ...", "You recently viewed these ...", "People who read this also recommend ..."), kann liken, folgen, rezensieren, taggen und das Objekt zu eigenen Bücherregalen hinzufügen. Objekte, die digital vorhanden sind, soll man in Zukunft auch gleich online anschauen können. Rechts neben dem Bücherstapel gibt es für jedes Buch ein Gesprächsblase-Symbol - klickt man darauf, kann man eine Diskussion zum Objekt anstoßen oder sich an einer vorhandenen beteiligen.

Man kann nicht nur Büchern und anderen Werken folgen oder sie liken, sondern auch Autoren und Bibliotheken. Man kann sich über Trends informieren, seine eigenen Sammlungen verwalten oder einen Bibliotheksmitarbeiter um Rat fragen.

ShelfLife, Stack View und LibraryCloud machen es möglich 

ShelfLife ist das Front End der DPLA, mit dem die Nutzer arbeiten. Die Nutzeroberfläche kann ähnlich wie iGoogle personalisiert werden. Stack View ist der Browser, der u. a. die Bedeutung der gefundenen Sucherergebnisse visualisiert. Die Daten selbst (z. B. Informationen zur Ausleihhäufigkeit, Rezensionen, Bewertungen, soziale Interaktion etc.) befinden sich in der LibraryCloud, einem Metadaten-Server mit offenen Programmierschnittstellen bzw. mit Zugang über Linked Open Data. Die DPLA Plattform soll für Entwickler offen sein, so dass sie Anwendungen schreiben können, die die Metadaten der DPLA nutzen.

Quelle
The Harvard Library Innovation Laboratory (Informationen und Demo)

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Freitag, 13. Januar 2012

Wordpress-Kommentare-Links von "nofollow" auf "dofollow" umstellen


Das geht auch ohne Plugin

Wordpress-Kommentare-Links sind
standardmäßig auf "nofollow"
gestellt. Das kann man ändern.
wordpress-vgwortWordpress hat - genauso wie Blogger.com - die Links aus den Kommentaren standardmäßig auf "nofollow" gesetzt. Das bedeutet, dass diese Links nicht von Suchmaschinen verfolgt werden. Sie bringen dann zwar neue Besucher, aber bringen nichts hinsichtlich Suchmaschinenoptimierung (SEO), denn sie haben keinen (umstritten) oder zumindest weniger Backlink-Effekt.

Viele Blogbetreiber mögen das nicht: Sie wollen diejenigen, die mit interessanten Kommentaren wertvollen Inhalt beitragen, die Diskussion anregen und damit den Blog aufwerten, mit einem Dofollow-Link belohnen. Wie man Blogspot.com-Blogs umstellen kann, habe ich bei Blogkommentare-Links von "nofollow" auf "dofollow" umstellen beschrieben. Inzwischen habe ich mir auch einen Wordpress-Blog (tinto bloggt) eingerichtet und stand wieder vor dem Problem, denn auch bei Wordpress ist "nofollow" für die Kommentare-Links voreingestellt. Bei der Recherche nach einer Möglichkeit, das umzustellen, fand ich Plugins gibt, die man installieren kann, um dies umzustellen, doch suchte ich eine Lösung ohne Plugin. Fündig wurde ich bei WordPress Dofollow ohne Plugin". Aus den Tipps habe ich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Einsteiger gebastelt.

In Wordpress Kommentare-Links von "nofollow" auf "dofollow" umstellen

Anleitung Schritt für Schritt (Nachmachen auf eigene Gefahr): 

  1. Auf dem eigenen Rechner in der Wordpress-Installation im Ordner wp-includes die Datei comment-template.php suchen und davon sicherheitshalber eine Kopie machen. Dann die Datei comment-template.php öffnen. Das geht z. B. mit PSPad - einem kostenlosen Editor für Programmierer und Webdesigner (der Windows Editor ist dafür nicht geeignet). 
  2. In der Datein comment-template.php nach dieser Zeichenfolge suchen:

    $return = "<a href='$url' rel='external nofollow' class='url'>$author</a>";

    Die Zeichenfolge definiert, wie der Code von Links ausgeworfen wird. Der Abschnitt
    rel='external nofollow'
    macht die Kommentarlinks zu Nofollow-Links. Um die Links automatisch als Dofollow-Links zu generieren, muss man diesen Abschnitt nur entfernen. Mehr nicht. Die Zeichenfolge lautet dann:

    $return = "<a href='$url' class='url'>$author</a>";
     
  3. Datei comment-template.php speichern und schließen. 
  4. Die Datei comment-template.php auf den Webserver in den Ordner wp-includes des Blogverzeichnisses hochladen. Dabei wird die alte Version überschrieben. 
Hinweis: Das muss nach einem Update eventuell wiederholt werden.

Wem es zu heikel ist, in einer Datei etwas zu verändern, der kann statt dessen auch ein Dofollow-Plugin für Wordpress installieren. Man findet sie mit der Suchmaschine, wenn man "Wordpress Plugin dofollow" eingibt. Plugins haben oft zusätzliche Features.

Problem SEO-Spammer

Wer die Umstellung von "nofollow" auf "dofollow" umsetzt, sollte sich aber bewusst sein, dass er dadurch auch manchen Suchmaschinenoptimierer anzieht, den die Themen des Blogs nicht interessieren, sondern der nur des Links wegen kommt. Abgesehen davon, dass deren Kommentare meist ohne Informationen sind, führen sie manchmal zu Webseiten, mit denen man nichts zu tun haben möchte. Um hier eine gewisse Kontrolle zu haben und einen gewissen Anspruch durchzusetzen, empfiehlt es sich, Kommentare erst nach einer Prüfung freizugeben oder zumindest Kommentare zumindest regelmäßig zu kontrollieren.

Sonntag, 1. Januar 2012

Socl - Microsoft's soziale Suche (Social Search)

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Socl bzw. So.cl (man spricht den Namen wie das englische social aus) ist ein Forschungs-projekt der Microsoft Fuse Labs: Mit Socl als Kombination aus Suche und Social Media soll getestet werden, wie man die Suche/ Recherche für Lern- und Arbeitsgruppen kommunikativer gestalten kann. Socl ist derzeit kein eigenständiges soziales Netzwerk, sondern soll bestehende soziale Netzwerke ergänzen.

Socl - eine gute Idee

Socl - eine Kombination aus Suche und
Social Media (soziale Suche, Social Search)
Die Idee hinter Socl ist vielversprechend: Suchergebnisse (Bilder und Links) sollen bequem zu einer Sammlung zusammengestellt, kommentiert, geteilt und diskutiert werden. Darüber hinaus bietet Socl die Möglichkeit, gemeinsam Videos anzuschauen und sich dabei über eine Chatfunktion auszutauschen - genannt wird das "Video Party".

Was sehr praktisch ist: Einen erstellten Beitrag (Post) kann man als Verfasser auch noch nachträglich über das Optionsmenü editieren (Edit post), auf ihn verlinken (Link to post), ihn in eine Webseite oder einen Blogpost einbauen (Get embed code) und ihn bei Facebook teilen (Share on Facebook).

Aktuell benötigt man einen Facebook-Account, um bei Socl dabei sein zu können. Das Vernetzen erfolgt wie bei Twitter durch einfaches Folgen, ohne dass jemand zurückfolgen muss. Bei Kommentaren zu einem Post wird man per E-Mail informiert.

Socl ist noch im Werden

Noch leidet Socl an einigen Kinderkrankheiten bzw. lässt einige Wünsche offen:
  • Die Nutzeroberfläche ist unruhig, wodurch Eingaben und Auswahl erschwert werden.
  • Die Nutzeroberfläche ist nur in englischer Sprache verfügbar.
  • Die Suche ist nicht auf den deutschen Sprachraum eingestellt und enthält nicht den vollen Umfang der Bing-Suche.
  • Man kann nur öffentlich (sichtbar für alle Folger (Followers)) oder privat (sichtbar nur für einen selbst) posten.

Socl - Fazit

Socl hat das Potenzial zu einem brauchbaren Werkzeug, das Lern- und Arbeitsgruppen (Schüler, Studenten, Interessensgruppen) den Alltag erleichtern kann. Allerdings muss das Produkt noch den Kinderschuhen entwachsen. Wünschenswert wäre eine aktuelle Datenbasis, erweiterte Such- und Filterfunktionen sowie die Möglichkeit, sich über gemeinsame Interessen miteinander zu vernetzen. Um Socl auch für den Berufsalltag (z. B. in Projekten) einsetzbar zu machen, müsste es die Möglichkeit geben, Posts nur bestimmten Personen oder Personengruppen zugänglich zu machen. Auch der alleinige Zugang über Facebook dürfte in manchen Kreisen nicht auf Sympathie stoßen.

Socl - jetzt schon mitmachen

Wer jetzt schon einen ersten Eindruck von Socl gewinnen möchte, schickt einfach eine formlose E-Mail an Socl@microsoft.com mit dem Betreff Information request for So.cl. Man bekommt innerhalb von wenigen Tagen eine Einladung und einen Link "Join Socl", über den man sich dann mit Hilfe des Facebook-Accounts anmelden kann.